Herzogtum Oels / Kr. Namslau

Sehr geehrter Herr Neugebauer,

f�r das peinliche Versehen, den Kreis Namslau dem Herzogtum Oels zugeschlagen
zu haben, mu� ich mich sehr entschuldigen. Ich wollte Ihnen helfen, hatte
aber nicht gr�ndlich genug recherchiert.

Der Districtus Namslaviensis geh�rte nicht (!!!) zum angrenzenden Ducatus
Olsnensis!

Laut Gottlieb Fuchs, Reformations- und Kirchengeschichte des F�rstenthums Oels,
Bre�lau 1779, S. 23 sowie Register unter "Namslau", geh�rte diese Stadt zwar
anfangs (unter Konrad I.) "den Herzogen zu Oels"; das war aber inzwischen �ber
400 Jahre her.

Nach Friedrich Albert Zimmermann, Beytr�ge zur Beschreibung von Schlesien,
Vierter Band, Brieg 1785, S. 210, stellt sich die territoriale Entwicklung des
F�rstentums Oels als ziemlich kompliziert dar (Ich w�hle absichtlich eine
zeitgen�ssische Quelle; sp�tere Beschreibungen des F�rstentums Oels, zum
Beispiel die Neueste Olsnographie von J. C. G�rlitz, Breslau 1837, best�tigen
den Sachverhalt):

"Mit diesem F�rstenthum sind verschiedene Ver�nderungen vorgegangen.

Zu den Zeiten Herzogs Konrads I. [� 1366] geh�rte dazu au�er Oels auch Trebniz,
Militsch, Wartenberg, Trachenberg, Prausniz, Wohlau, Herrnstadt, L�bst, Plozko,
Sandewull; dazu kamen noch die Steinauischen Landschaften Kosel, Kant und Auras,
und unter Herzog Konrad II. [� 1395] auch Winzig, R�gen und Sulau. Nachher
wurden Wartenberg, Militsch, Trachenberg, Prausniz, Kosel, Kant und Auras
abgerissen.

Unter der Regierung der Herzoge Alberts [� 1511] und Karls [� 1536] hatte das
F�rstenthum 8 Weichbilder: Oels, Bernstadt, Trebniz, Winzig, Herrnstadt, R�zen,
Wohlau und Konstadt. R�zen und Wohlau machen jetzt das Wohlauische F�rstenthum
aus.

Unter Karl II. [� 1617] und Heinrich III. [� 1587] waren 4 Kreise: Oels,
Trebniz, Bernstadt und Konstadt.

Nach Herzog Sylvius Absterben [1664] bestand das F�rstenthum aus 3 Kreisen:
Oels, Bernstadt, und Juliusburg, worunter das Trebnitzsche geh�rte.

Heut [1784] besteht es aus 2 Kreisen: dem Oels-Bernst�dtischen und Trebnitzer;
der Konst�dtische District geh�rt zwar unter Oelssische Hoheit, ist aber zum
Kreutzburg-Pitschner, so wie Festenberg zum Wartenbergschen Kreise geschlagen,
davon bey der Beschreibung dieser Kreise Meldung geschehen ist und geschehen
wird.

St�dte des F�rstenthums sind 7. Oels, Bernstadt, Juliusburg, Trebniz, Medzibor,
Stroppen und Hundsfeld."

[Jahreszahlen in eckigen Klammern von mir hinzugef�gt!]

Mir tut nur leid, da� damit Ihr Problem ["J�ger bei der Hochadeligen Herrschaft
zu POLNISCH MARCHWITZ des wohlgeachteten Herrn Johann Mathes Croij J�ger bei
Durchlaucht des Herrn Herrn Herzogs von OELSE zu SABE eheleiblicher 2 �ltester
Sohn"] nicht gel�st ist. Auf die L�sung w�re ich gespannt.

Polnisch Marchwitz war ein Dorf ganz nah an der Grenze zum F�rstentum Oels.

Mit OELSE kann nur "das" Oels und kein anderer Ort gemeint sein; wir finden
diese Stadt in alten Quellen und kartographischen Darstellungen in den
Schreibweisen Oels, Oelse, Oelsse und Oel�e, statt mit den Anfangsbuchstaben Oe
auch einfach mit �.

Da Ihre Quelle aus dem Jahre 1789 stammt, kann mit dem "Herrn Herrn Herzog von
Oelse" nur Herzog Carl Christian Erdmann (1744-1792), der letzte Herzog aus dem
Hause W�rttemberg-Oels, gemeint sein. Da Sie um Einzelheiten �ber diesen Herzog
baten, habe ich etwas f�r Sie aus Ursula Maria von B�low, Der schlesische Kreis
Oels mit seinen Stadt- und Landgemeinden, W�rzburg 1988, S. 23-24, gescannt:
         
"Herzog Carl Christian Erdmann (1744-1792), der letzte Herzog aus dem Hause
W�rttemberg-Oels, stand als Gemeralmajor und Befehlshaber der k�niglichen
Leibwache in d�nischen Diensten, als ihm im Jahre 1744 sein Onkel, Herzog Karl
Friedrich, das Teilf�rstentum Oels �berlie�. Seit 1741 war er mit der
Reichsgr�fin Marie Sophie Wilhelmine von Solms-Laubach verm�hlt. Der �beraus
gl�cklichen Ehe entsprossen zwei im fr�heren Kindesalter verstorbene Prinzen und
eine Tochter, Friederike Sophie Wilhelmine Auguste, der sp�ter die Herrschaft
Oels als Erbe zufiel.

Mit der Gr�ndung und dem Erbauen von Carlsruhe in Oberschlesien hat sich Carl
Christian Erdmann ein bleibendes Denkmal gesetzt. Dieser Besitz fiel nach seinem
Tode dem w�rttembergischen K�nigshaus (Herzog Eugen) zu.

Nach der Aufhebung der letzten Souver�nit�tsrechte der schlesischen F�rsten
durch Friedrich II. verblieb dem Oelser Herrscherhause nur noch der Herzogstitel
und die Nutznie�ung der herzoglichen Lehns- sowie der Besitz der Allodialg�ter.
W�hrend nach der 1741 in Schlesien durchgef�hrten preu�ischen Verwaltungsreform
die Landr�te in den neugeschaffenen Kreisen die staatliche Aufsicht �ber das
Steuerwesen, Polizei- und Milit�rangelegenheiten �bernahmen, geschah die
Verwaltung des f�rstlichen Besitzes durch die Herzogliche Kammer und durch das
Herzogliche Konsistorium f�r das Kirchen- und Schulwesen. Daneben bestanden noch
als selbst�ndige Einrichtungen die Rentkammer und das F�rstentumsgericht, da
Friedrich d. Gr. die alte Rechtsverfassung im wesentlichen unangetastet bestehen
lie�.

In dem Kampfe um Sein oder Nichtsein des preu�ischen Staatswesens hatte das
Braunschweiger Herzogshaus fest auf der Seite Friedrichs d. Gr. gestanden. Daher
f�hlte sich der K�nig dem Welfenhause gegen�ber zu Dank verpflichtet und gab ihm
vielfach Beweise seiner Gunst. So kam durch die Vermittlung Friedrichs die
Verlobung des Prinzen Friedrich August von Braunschweig mit der erst l3j�hrigen
Oelser Erbtochter zustande, die im Schlosse Sibyllenort erfolgte. Gewisserma�en
als Verlobungsgeschenk erhielt der Welfenspro� wenig sp�ter die Mitbelehnung
�ber das F�rstentum Oels mit der Anwartschaft auf die Nachfolge beim Tode des
regierenden Herzogs. Im September 1768 fand die Verm�hlung des jungen Paares und
die Hochzeitsfeier im k�niglichen Palais zu Breslau im Beisein Friedrichs des
Gro�en statt.

Das junge Paar lebte fortan in Berlin, aber die Erbprinzessin besuchte alle zwei
Jahre ihre Eltern.

Als einzigem der Gelser Herz�ge war es Carl Christian Erdmann verg�nnt, zusammen
mit seiner Gemahlin Marie Sophie Wilhelmine im Jahre 1791 (ein Jahr vor seinem
Tode) seine Goldene Hochzeit zu feiern. Aus diesem Anla� errichteten die St�nde
dem Paar vor dem Oelser Schlo� die sogenannte Ehrens�ule."

Mit freundlichen Gr��en! Klaus Kunze