Heirat in Gottesberg TAUTZ

Guten Abend Listenmitglieder,

der nachfolgend geschilderte Fall bereitet mir doch einiges Kopfzerbrechen.

Am 21.12 1882 um 16.00 Uhr verstirbt zu Gottesberg der Bergmann Franz TAUTZ im Alter von 25 Jahren an
einer Unterleibsentzündung und wird dort am 26.12. begraben.

Besagter Franz TAUTZ -Sohn des Kutschers Carl TAUTZ zu Reinerz - wird jedoch am 22.12.1882 ohne Aufgebot
zu Hause mit Pauline WENZEL kirchlich getraut. Lateinische Bemerkung: punicolo mortis (könnte wahrscheinlich
falsch sein, bin des Lateinischen nicht mächtig).

Also kirchliche Trauung nach Tod? Tod und Trauung im KB eingetragen.
Ich schließe Schreib- und Lesefehler eigentlich aus.

Rechtlich dürfte er schon verheiratet gewesen sein, denn die standesamtliche Trauung findet auch heute noch immer
vor der kirchlichen Heirat statt.

Hat jemand eine Erklärung für diesen, mir bisher noch nicht untergekommenen, Vorgang?

Mit freundlichen Grüßen aus Köln

Alfred (Oelen)

Hallo Alfred (Oelen),

es kann verschiedene Möglichkeiten geben, warum er auf dem Sterbebett geheiratet hat. Am wahrscheinlichsten ist, dass ein uneheliches Kind da war bzw. vermutet oder sicher unterwegs war. So wurde der Ruf von Mutter und Kind geschützt.

Je nachdem wie die finanzielle Lage der Pauline war, könnte es auch sein, dass sie als Witwe einen Versorgungsanspruch bekommen hat. In meiner Familie bekam die Ehefrau eines verstorbenen Bergmannes eine jahrelange kostspielige medizinische Versorgung bezahlt (ca. 1860 im Raum Dortmund).
Hier im Ort (Hessen) gabe es eine vom Pfarrer organisierte frühe Krankenversicherung, die auch ein eventuelles Sterbegeld an die Angehörigen zahlte oder für die Beerdigung sorgte. Niemand wollte in einem Armengrab beigesetzt werden.

Es wäre auch möglich, dass Pauline oder ihr eventuelles Kind erben sollte (oder er hatte Streit mit anderen Familienmitgliedern).

Vielleicht war es auch einfach der letzte Wunsch des Sterbenden.

Viele Grüße
Astrid (Kreuz)