An alle interessierten Familien- und Heimatforscher:
Der Nordoberfränkische Verein für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e.V. in Hof ist angesichts erschöpfter Lagerkapazitäten gezwungen, sich von einem Teil seiner Bücher zu trennen. Insbesondere wird ein Teil der fünfbändigen Walburger-Ausgabe ausgesondert und kann daher beim Verein äußerst günstig erworben werden.
Wer sich ein Bild davon machen möchte, um was es sich handelt, kann im folgenden die in den Blättern des Bayerischen Landesvereins für Familienkunde, 52. Jahrgang 1989, Seite 133 erschienene, von Ludwig Morenz verfasste Besprechung von Band I der Quellenedition (vgl. auch http://www.lnv-hof.de/bsys/bsys.php#berichte) nachlesen.
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mfg
Thomas Schörner
Das Hausbuch des Apothekers Michael Walburger 1652-1667.
Quellenedition zur Kulturgeschichte eines bürgerlichen Hauswesens im 17.Jh. in 5 Bänden, Band I 1652-1655 (33.Bericht des Nordoberfränkischen Vereins für Natur-, Geschichts- und Landeskunde e.V. in Hof), hg. von Fred Händel und Axel Herrmann, Hof 1988, XXVIII, 346
und 66* Seiten mit 23 Abb., DM 39.80.
Dieses zum Hauswirtschaftsbuch ausgeweitete Tagebuch darf mit Recht als kulturhistorische Quelle von hohem Rang bezeichnet werden, die eine Fülle von Informationen aus allen erdenklichen Bereichen bietet und keineswegs nur lokale Bedeutung hat. Verfasser ist der wohlhabende und angesehene Apotheker Michael Walburger (1594-1669), Bürger und Ratsherr der Stadt Hof, damals wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Sitz eines Landeshauptmanns der Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth.
W. vermerkt bedeutsame Zeitereignisse, auch solche aus dem Ausland, berichtet über Stadtpolitik und -regierung, das Wirken von Bürgermeistern und Rat, die Stadt- und die Hospitalrechnung, über Fürstenbesuche, den Adel des Umlandes, das Komödienspiel der Schüler, über reisende Kurpfuscher, bayerische (katholische) Gastarbeiter und das Profitdenken der Handwerker; er schildert Kriminalfälle, Raufhändel, Folter und Hinrichtungen, bei denen adelige Delinquenten den erstaunlich hohen Anteil von 75 % stellen, und die konfessionellen Verhältnisse der Oberpfalz, wo ein Schwiegersohn als lutherischer Geistlicher sitzt und sich wegen der bevorstehenden Konversion von Pfalzgraf Christian August zum Katholizismus (1656) Sorgen macht. Ein Beichtvater und das Feiern seines Namenstages sind für den frommen Protestanten W. selbstverständlich. Er erwähnt die gewissenhafte Entrichtung von Steuern, Ungeld, Zins und Naturalabgaben und -reichnissen ebenso wie die Preise für Lebensmittel, Hausgerät und Apothekenbedarf, Mieten und Baumaterial, Vieh und Saatgut und die Löhne für Handwerker, Fuhrleute und seine Bediensteten; ausführlich geht er ein auf Münzumrechnungskurse und den chronischen Geldmangel im Land nach dem 30jährigen Krieg. Er berichtet ferner von Jahr- und Viehmärkten, Festen und Festbräuchen, Kleidung und Mode, Geburten, Heiraten und Todesfällen, befaßt sich mit Wetterbeobachtungen, Naturkatastrophen wie Hochwasser und Blitzschlag, mit Himmelserscheinungen und den abergläubischen Vorbereitungen der Bevölkerung wegen einer Sonnenfinsternis, erzählt auch von Mißernten, Schädlingsbefall, Seuchen und Feuersbrünsten. Sorgfältig beobachtet er seinen Gesundheitszustand und den seiner Patienten, die er mit Klistieren, Purgieren und Arzneigaben behandelt und deren Krankengeschichte er beschreibt. W. besitzt mehrere Häuser in der Stadt, an denen er Reparaturen, Renovierungen und Umbauten vornehmen läßt, hat vor der Stadt Fischwasser und Wald, Wiesen und Felder, die er landwirtschaftlich nutzt, wie die Schilderung von Aussaat, Ernte und Dreschen, von Bienen- und Fischzucht, Viehkauf und -haltung, Schlachten und Bierbrauen zeigt.
Ungemein plastisch zeichnet W. familiäre Ereignisse wie Hochzeitsvorbereitungen und -geschenkübergabe, Eheverträge, Erbstreitigkeiten, Feste und Gastereien (bei der Hochzeit einer Tochter werden 13 hl Bier verkonsumiert!) und häusliche Unfälle. Gewissenhaft wird auch festgehalten, welche "Verehrungen" W. bei anderen Gelegenheiten erhält (Wein, Wildpret, Fisch, Fleisch, Wurst) und gibt (Marzipan, Zitronat, Vögel, Bier, Fleisch, Wurst), nicht zu vergessen eine Reihe von Kuriosa: Maulwurffang, rätselhaftes Bienenverhalten, Hundsschlachtung, die 6 Pfund Fett ergibt, im Kuhmagen gefundener Draht, rätselhafte Todesfälle, ein 106jähriger, etliche eigene Räusche, und Klatsch wie eine Prügelei unter Geistlichen und die Schandtaten mißratener Söhne und Töchter von Adel und prominenten Bürgern.
Die mühevolle Transkription des Textes und die erläuternden Fußnoten sind ungemein sorgfältig. Das gleiche gilt für den vorzüglichen Anhang, bestehend aus Personen-, Orts- und Sachregistern, zwei Exkursen von Thomas Schörner über Leben und Persönlichkeit Walburgers und über die Genealogie seiner Familie und aus einem Aufsatz von Karl Benker über die Markgrafschaft Brandenburg-Bayreuth und die Stadt Hof im 17. Jh. Flüchtigkeiten oder gar Fehler, wie Rezensenten sie gerne auflisten, wird man in dieser mustergültigen Edition vergeblich suchen.