[Hannover-l] Zivildienst während der Militärzeit

Hallo Herr Schweimler !
Aus dem Berufsweg eines Verwandten 1880 bis 1965 kann ich Parallelen
aufzeigen.
Mit den Dienstantritt eines länger dienenden Soldaten (so genannte
Zwölfender, 12 Jahre verpflichtet) war der Soldat in Staatsobhut. Vor Ablauf der
Dienstzeit konnte der Versorgungsanwärter an einer Armeeschule sich ausbilden lassen.
Die Möglichkeit konnte je nach Ausbildungslänge des später vorgesehenen
Dienstes, in der laufenden Dienstzeit
genutzt werden. Diese Einrichtungen waren zumeist im Bereich der Garnison.
Mein Ahne, hatte eine Landwirtschaftschule besucht und damit den Abschluss
als Verwalter eines Staatlichen Gut erworben.
Da Hitler die Macht übernahm, wurde die Weiterverwendung den staatlichen
Interessen angepaßt.Die vorgesehene Verwalterstelle war noch nicht frei, Sodas er
die Wahl hatte
als Grenzbeamter, Justizbeamter, Postbeamter oder beim Postschutz (Polizei)
tätig zu werden. Er hat sich dann für die Post entschieden die seiner Familie
auch eine Wohnung anbot. Eine andere Kuriosität war die Eheerlaubniß. Der Ahne
war in Hameln stationiert und lernte dort seine spätere Frau kennen. Er durfte
erst heiraten als er einen Dienstgrad erreichte, in dem die
Familienversorgung eingeschlossen war. Darauf hat er dann fast 5 Jahre warten müssen.
Das war auch die Zeit als er die Schulung hatte. In der Zeit wurde er auch
für Praktikum freigestellt, was Bestandteil der schulischen Ausbildung war. So
nahm er statt an den üblichen Sommermanövern, an Ernteeinsätze auf staatlichen
Gütern teil, wo er auf Domänen die Organisation der Ernte leitete.
Dann bestand noch eine weitere Sonderregelung. Man konnte sich nach Ablauf
der offiziellen Dienstzeit für einen zum Wehrdienst ausgehobenen Rekruten
verpflichten, dessen Dienstzeit zu übernehmen.Dafür gab es offiziell eine Geldwerte
Entschädigung, die aber oft von den Vater des Betroffenen , erheblich
aufgestockt wurde, es gab auch Naturalleistungen, wenn der Soldat verlobt oder
verheiratet war, profitierte die Frau durch einen Arbeitsplatz oder eine Wohnung.Da
waren die Kaufleute sehr erfinderisch, wenn nur der liebe Junior nicht dienen
brauchte.
Nun muss man auch bedenken, das diese "Alten Herren" wie man sie in der
Soldatensprache nannte,wußten wohin der Hase lief. Lange Dienstzeit, tätig als
Ausbilder und länger bei der Truppe als mancher Offizier, war es der Stamm der
Armee. Das wussten diese "Alten Herren"
mit Inanspruchnahme mancher Freiheit, zu nutzen.
Das als Beispiel. Ich kann mir für ihren Fall folgendes erklären. Ihr Ahne
hat sich sicherlich weiterverpflichtet und die Zeit genutzt um für seine Zukunft
zu sorgen. Also eine Staatliche Ausbildung aufgenommen. Sicherlich geschult
als Verwaltungsbeamter, wird er in der staatlichen Saline ein
Praktikum/Ausbíldung gemacht haben. Da er einer der "Alten Herren" war, also mindestens 12
Ender, hat er oder seine Ausbilder, eventuell auch zukünftige Vorgesetzte, einen
Weg gefunden haben das er dort ausgebildet wurde..
Da war Kameradschaft üblich. Was, wenn einer seiner Offiziere, nach deren
begrenzten Dienstzeit, ein Direktor dieser Einrichtung war. Dann war dieser doch
sehr interessiert einen guten, zuverlässigen Kammeraden den Posten zu geben,
denn dieser war von da an sein treuer Untergebener.
Damit möchte ich es bewenden lassen, ich hätte da noch eine Menge mehr
Eigenarten vorzutragen. Aber ich denke, das Sie die Eigenart der Tätigkeit nun
einschätzen können.
Es war mit Sicherheit alles hoch offiziell und auch zum Wohle, nicht nur des
Vaterlandes.
Vergessen Sie nicht den Soldaten Schweik, davon gab es in der Armee eine
große Zahl.
MfG
Schwenke Archiv
I

Sehr geehrter Herr Schwenke!

Ich danke Ihnen f�r Ihre interessanten und ausf�hrlichen Hinweise.Es k�nnte �hnlich auch bei meinem Urgro�vater so gewesen sein. Er hatte auch in seiner 20 j�hrigen Dienstzeit zweimal gegen Entgeld als Stellvertreter f�r einen Wehrpflichtigen fungiert. Einmal f�r einen Gastwirtssohn und dann f�r den Sohn eines adeligen B�rgermeisters.
Ob der Direktor der Saline ein ehemaliger Offizier war, m��te ich eigentlich einmal pr�fen.W�r ja interessant zu wissen.

Freundliche Gr��e

J�rgen Schweimler

PS.: Ich hatte Ihnen vor l�ngerer Zeit meine j�ngsten Forschungsergebnisse zu den Schwenkes im Raum Lauenstein, Liebstadt, D�bra,L�wenhain,Geising �bermittelt. Sie wollten mir Ihre Stellungnahme dazu mitteilen.
Hatten Sie schon Gelegenheit, sich damit zu befassen?

Dipl.- Ing.J�rgen Schweimler
Harnischstra�e 4
41515 Grevenbroich
Telefon: 02181/6 15 35
e-mail: < schweimler@tiscali.de>
-----Urspr�ngliche Nachricht-----