Hamburger Glockenfriedhof (war: Glocken des Königsberger Doms)

Lieber Herr Wagner (und Interessierte),

mit dem Thema ostpreußische Glocken habe ich mich vor Jahren auch schon
einmal befasst - und habe eben noch etwas nachgeholt. Es gibt noch ein
paar wenige ostpreußische Glocken. Sie sind entweder wieder in Dienst
genommen worden, wozu es selbstverständlich eine Feier und auch den
gebührenden Hinweis auf den Ursprung der Glocke gab, doch heutzutage ist
man sich i.d.R. des Glockenursprunges nicht mehr bewusst. - Oder sie
werden museal aufbewahrt.

1. Die Königsberger Glocke in der Klosterkirche Bursfelde bei Göttingen
wird zu Gottesdiensten und Hochzeiten geläutet, ist normalerweise jeden
1. und 3. Sonntag eines Monates um 11 Uhr zu hören, allerdings nicht
allein. Sie ist nicht zu besichtigen.

2. "Eine Königsberger Glocke befindet sich in der ostdeutschen Gedenkstätte
auf Schloß Burg an der Wupper. Sie wurde 1736 vom Königsberger
Glockengießer Andreas Dorling für den Königsberger Dom gegossen, wo sie
im Südturm hing. Nach 1945 war sie auf dem sog. Hamburger
Glockenfriedhof gefunden worden. Heute wird sie als 'Silberglocke'
bezeichnet, doch hat sie zu Königsberger Zeiten nicht so geheißen."
Q: Fritz Gause, Gesch. d. Stadt Kbg., Bd. 2, S. 105

3. Eine der drei Glocken der Neustädtisch-reformierten Kirche Gumbinnen
ist in Großwolde, Ostfriesland, im Dienst.

4. Die kleinere der beiden alten Glocken des Kirchspieles Grabnick, Kr.
Lyck ist in Heidenrod/Ts. (Egenroth) wieder in Dienst genommen worden.

5. Die 1772 gegossene Glocke der Lutherkirche in Insterburg versieht in
Hannover-Bothfeld, in der St.-Nicolai-Kirche wieder ihren Dienst.

6. Eine Glocke aus Klein Jerutten, Kr. Ortelsburg, Evangelische Kirche
ist am 3. Advent 1951 in der Kirche Lobmachtersen, Stadt Salzgitter, wieder
in Dienst genommen worden.

7. Eine Glocke aus Mensguth, Kr. Ortelsburg ist wohl ebenfalls wieder im
Dienst. Wo? (Ortelsburger Heimatbote Nr. 26 (1989), S. 124)

8. Kiwitten, Kath. Kirche
Die 1622 und 1652 gegossenen Glocken sind auf dem Grundstück der Ost-
und Westpreußenstiftung in Bayern e.V. in Oberschleißheim. Die kleinere
der beiden Glocken (von 1622) hängt in einem Glockenstuhl und wird am
Volkstrauertage geläutet, die größere hat infolge ihrer Odyssee und
respektlosen Behandlung leider einen Sprung und steht darunter.
Eingeweiht wurde das Mahnmal am 19.07.1984.[0]
Diese größere der beiden wurde am 04./05.05.2007 gestohlen.[1] Am 21.06.
ist "die 1100 Kilogramm schwere und 350 Jahre alte Kirchenglocke, die
Anfang Mai vom Gelände der Ost- und Westpreußenstiftung in
Oberschleißheim (Kreis München) gestohlen wurde, [...] in einer Firma
für Altmetall in Memmingen wieder aufgetaucht"[2]. Am 05.07. berichtete
der Münchner Merkur, man habe sie aus Furcht vor erneutem Diebstahl
derzeit bei der Straßenmeisterei in Riem abgestellt.[3]
Quellen:
[0] http:// www.bund-der-vertriebenen.de/pdf-mahnmal/bayern-3.pdf;
http://owp-stiftung.de/cms/front_content.php
[1] Chronologisches Archiv - Preußische Allgemeine Zeitung
[2] http://www.merkur-online.de/lokales/nachrichten/rettung-schmelzofen
-356055.html
[3]
http://www.merkur-online.de/lokales/landkreis-muenchen-nord/glocke-
noch-immer-unterwegs-365403.html

Über diesen offenbar glücklichen Ausgang des Diebstahlsfalles, von dem
ich nichts erfahren hatte, bin ich sehr glücklich!

9. Im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg sind mindestens noch drei
weitere Glocken, eine z.B. aus Lötzen.

Für Sie, Herr Wagner, ist hier also leider nichts dabei. Ich weiß, dass
ein Pfarrer aus Essen nach dem Kriege nach Hamburg gefahren war und
selbst auf dem Gelände gesucht hat. So ist manche Glocke noch gefunden
worden.
Sie könnten in Ihrem Landesamt für Denkmalpflege um Hilfe bei der
Auskunft bei den Evangelischen Kirchen bitten. Ich vermute, dass dies
Ihrer Nachfrage mehr Gewicht verleihen könnte. Die Pfarrer vor Ort haben
heutzutage leider meist wenig Interesse, wenn man sie fragt.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!
Th. Salein
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Liebe Leser der Liste

Eine Glocke aus dem Kirchspiel Hermsdorf-Pellen Kreis Heiligenbeil
ruft mich in Hameln... jeden Sonntag

Karin Rauschning

-----Ursprüngliche Mitteilung-----