H. Hoffmann - San.E.Kp. 2

Hallo Ernst,

ich habe gelesen, daß Sie sehr bewandert in militärischen Fragen sind.
Vielleicht können Sie mir weiterhelfen:

Laut Familiensaga meiner Bekannten soll ihr Großvater Sanitäter im 2. WK
gewesen sein. Anfrage bei der WAST brachte folgendes:

Er war 1944 Angehöriger der Einheit Stammkp. Sanit. Ersatz u.
Ausbildungs-Abteilung 8, seine Einheit war die Sanitäts Ersatz Kompanie 2.

1945 stand diese Einheit bei Eilenburg/Deutsch.

Nun ist die Familiensaga, daß er gegen Kriegsende im Einsatz mit dem Lazarett
in Bremerhaven gewesen sein soll.
Passt ja nicht so ganz mit den Angaben der WAST.

Haben Sie noch genauere Informationen, wo diese Einheit speziell am
Kriegsende stand oder ob sie überhaupt einmal in Bremerhaven war?

Freue mich schon auf Ihre Antwort.

Viele Grüße und Danke

Andrea (Thausing)

Andrea!

Versuchen wir mal das Problem auseinanderzunehmen. (Wenn ein grosses Problem lösbar ist: zerschlage es so lange in kleine teile bis du viele kleine unlösbare Probleme hast.)

Also die Wehrmacht bestand nicht nur aus Heer, Marine und Luftwaffe wie man die Teilstreitkraefte nannte sondern auch aus "kämpfender Truppe" und "Ersatz-Truppen." letztere lag in der Heimat und diente dazu Ersatz fuer die kämpfende Truppe nicht nur einzuziehen sondern auch auszubilden. Erkennbar sind sie <fast> immer an der "ergaenzenden" Bezeichnung "Ersatz und Ausbildung". Als der Krieg noch jung war, hatte eigentlich jede Einheit der "kämpfenden Truppe" so eine Teileinheit, die zu Hause in der Kaserne blieb und auf diese aufpasste und die neuen Rekruten ausbildete und danach zu den Feldeinheiten in Marsch setzte. Später wurde das zu Personalintensiv und die Ausbldung- und Ersatzorganisation wurde solange umorganisiert bis keiner mehr den Zusammenhang erkennen konnte und die Soldaten wurden dann auch nicht mehr zu den "eigenen" Feldeinheiten in Marsch gesetzt sondern ueber verschiedene Zwischenlager je nach Bedarf auf die Einheiten verteilt.... Das ist kaum im Einzelnen nachzuvollziehen und nur anhand von Schlachten und Gefechten ungefaehr zu rekonstruieren.

Nun bestand eine der Hauptaufgaben dieser Ersatzeinheiten darin, die Soldaten mit Uniform, eiserne (Verpflegungs-Ration, Stahlhelm und einer Erkennungsmarke uszustatten, diese in Listen zu erfassen und an die Wehrmachtauskunftstelle zu verschicken. Diese war damit die einzige Stelle, die aus den Erkennungsmarkenverzeichnissen, Namen, Geburtsdatum, Geburtsort und Heimatadresse entschlüsseln konnte (und heute noch kann).

Und genau das haben sie bei eurer Anfrage gemacht, sie haben die Erkennungsmarkenverzeichnisse durchforscht und die Euch mitgeteilte Nummer gefunden, da er offensichtlich weder vermißt, gefallen noch als Patient in eine Sanitaetseinrichtung aufgenommen worden war, fehlten andere Daten fuer ihn.

Er ist also bei der angegebenen 2. San Ersatz Kompanie der San-Ersatz und Ausbildungs-Abteilung 8 1944 eingestellt worden. (Die Stamm Kompanie hat dann offensichtlich das Gesamterkennungsmarkenverzeichnis fuer die gesamte Abteilung geführt.) Nach der Ausbildung ist er dann zu irgendeiner San (Feld- oder Heimat) einrichtung versetzt worden und mag mit dieser Einheit vom Kriegsende in Bremerhaven ueberrascht worden sein. (welche Einheit dort in Geafangenschaft geraten ist, ist fuer einen aussenstehenden wohl nicht mehr nachzuvollziehen. Das Chaos war zu groß

Da die Sanitaeter aber sehr konservativ waren, haben sie nicht jede Umorganisation mitgemacht und daher ist diese San Ersatz- und Ausbukdungseinheit 8, der direkte Ersatztruppenteil der San-Abteilung 8 des Friedensheeres. Damit gehoerte sie urspruenglich zum VIII. Armeekoprs in Breslau und zur 8. Division in Neisse (vorläufig Freiwaldau) und lag mit ihrem Stab in Neisse und mit ihroen DanStaffeln in Oberschlesien und dem Sudetenland.

Ich hoffe meine Kaffeesatzleserei hat euch geholfen < auch wenn ich zugeben muss der Kaffesatz war schon voellig ohne Bohnen, dafuer aber mit einem hohen Anteil heimischer Zichorienpflanzen, was j bekanntlich viel gesuender sein soll)

Ernst

Hallo Ernst