Liebe Listenmitglieder,
ich habe einige Aussagen zu Masuren aus verschiedenen Zeiten und von
verschieden qualifizierten Leuten zusammengestellt.
Die �ltesten Aussagen findet man bei Max Toeppen 1867 (Aberglaube aus
Masuren) und 1870 (Geschichte Masurens), der im Nachsatz auf "das wertvolle
Werk" von Friedrich Salomo Oldenberg (Zur Kunde Masurens 1865,
ver�ffentlicht 2001) verweist, das Toeppen f�r seine Charakteristik der
Masuren aber nicht mehr ber�cksichtigt hat (S.482-508) - ansonsten w�re Max
Toeppen wahrscheinlich nicht so beliebt ...
Friedrich Krosta�s "Land und Volk in Masuren" aus 1875 (vgl. APG NF 2004, S.
18, Fu�note 69) sollte in einer Aufz�hlung zu Masuren nicht fehlen, doch
versuche ich z.Z. noch erfolglos dieses Werk zu bekommen.
H. Brauns Werk "Aus der masurischen Heimat" von 1886 mit einer stark
erweiterten Auflage von 1926 liefert viele Informationen zum Kreise
Angerburg, aber auch zum restlichen Masuren.
In einem Reisef�hrer von. A. Hensel : "Masuren - Ein Wegweiser durch das
Seengebiet und seine Nachbarschaft" 1892, S.25 findet man Folgendes:
Anders [als der Deutsche] der eigentliche Masure. Er ist polnischer
Nationalit�t, da seine Vorfahren aus Masovien eingewandert sind, nach der
sie auch den Namen f�hren. Dabei haben aber unsere Masuren vollst�ndig
vergessen, dass ihre Voreltern Angeh�rige des K�nigreiches Polen gewesen.
H�ngen sie auch mit gro�er Z�higkeit an ihrer Sprache, einem mit deutschen
Worten stark versetztem, korrumpierten Polnisch, so sind sie doch mit
Begeisterung Unterthanen des K�nigs von Preu�en und von dem traumhaften
Wunsche der �brigen Polen Preu�ens nach einem Wiedererstehen des K�nigreichs
Polen ist bei ihnen nicht die Spur zu finden.
Auch Albert Zweck hat in seinem 1900 erschienenen Werk "Masuren - eine
Landes- und Volkskunde" einiges �ber Masuren geschrieben, doch liegt mir
dieses Werk nicht vor.
Ich m�chte jetzt aus Paul Hensel: Die evangelischen Masuren 1908 zu deren
eigenem Verst�ndnis zitieren, S.80:
Sie sagen mit Stolz: "Nie jestem Polak, jestem Prusak!" (Ich bin kein Pole,
ich bin ein Preu�e!) Als ein masurischer G�nsetreiber mit dem Rufe Ein
Pollack, ein Pollack! begleitet wurde, drehte er sich um und sprach in
seinem gebrochenen Dialekt: "Wer� ich euch geben preu�ische Pr�gel, werdet
ihr sehen, dass ich nicht bin Pollack!"
Hensel �u�ert sich einige Seiten vorher (S.38) recht abf�llig �ber die
Masuren, obwohl er selbst dort Pfarrer ist ... nichtsdestotrotz ist der
Nationalstolz der Masuren hervorragend - ein Beispiel zum Krieg gegen
Frankreich ist auf S.40/41 zu finden:
"Kiedy cie, w pysk wypale, to sie zaraz dowie�, kto wygra!"
Zur Sprache �u�ert er sich mit Zahlenangaben auf S. 77-78 f�r den Zeitraum
1867-1905.
Ein wichtiges Werk ist folgendes: Arthur D�hring: �ber die Herkunft der
Masuren. Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte des Ordenslandes Preu�en.
K�nigsberg i. Pr. 1910. Leider liegt es mir noch nicht vor.
Recht freundliche Aussagen �ber das wachsende Deutschtum (mit dem Anfang von
der Nationalhymne) liefert Dr. He� von Wichdorff (Masuren 1915). Fritz
Skowronnek (Das Masurenbuch 1916), der im wesentlichen auf Wichdorff
zur�ckgreift, gibt ein Beispiel f�r die Sprachverh�ltnisse und, dass es dem
Masuren einfach f�llt zur deutschen Sprache zu wechseln, da er vielfach
zweisprachig ist (S.142/143).
Ein umfangreiches Werk lieferte der Herausgeber Karl Templin mit "Unsere
Masurische Heimat - zum hundertj�hrigen Bestehen des Kreises Sensburg
1818-1918", zu dem eine erweiterte zweite Ausgabe 1926 erschien. Hier wurde
neben bekannten Schriften und Archivalien viel Material aus
handschriftlichen Aufzeichnungen und heute verloren gegangene Unterlagen
zusammengestellt. Aufgrund der umfassenden Darstellung ist dies Werk auch
f�r weitere ostpreu�ische Gebiete aufschlussreich.
Im Buch von Wilhelm Volz (Hrsg.): Der ostdeutsche Volksboden bietet Herrmann
Gollub 1926 (Die Masuren, S. 286-305) einen kurzen Abriss �ber die
Geschichte und die Art der Masuren. Er betont, dass sich im Laufe von 300
Jahren " nun das eigenartige Volkstum entwickelt [hat], dessen innerstes
Wesen man am besten kennzeichnet als: deutsche Kultur im polnischen Gewand."
Dieses Gewand wurde nach 1920 vehement abgelegt. Er schlie�t mit den Worten:
"Eine "masurische Frage" gibt es f�r uns �berhaupt nicht. Das Schicksal
Masurens ist und bleibt unaufl�slich verkn�pft mit dem Schicksal des
gesamten deutschen Vaterlandes!"
Herrmann Gollub hatte vorher bereits ein ausf�hrlicheres Buch mit dem Titel
"Masuren" ver�ffentlicht.
Ein weiteres interessantes Werk stammt von Fritz Mielert : Ostpreu�en 1926,
erschienen als Band 30 der Monographien zur Erdkunde. In diesem sch�n
aufgemachten Buch finden sich die alten Vorurteile (Polentum, fehlende
Kultur, Trunksucht etc.), die aber als �berwiegend falsch hervorgehoben
werden.
"Der Siegeszug der deutschen Kultur in Masuren" von Ernst Frederich,
erschien in den Mitteilungen der Akademie zur wissenschaftlichen Erforschung
und zur Pflege des Deutschtums / Deutsche Akademie Nr. 20 vom April/Mai
1928, S.887-900 und stellt die Entwicklungen von 1870-1928 im Sinne des
Titels dar.
Aber noch 1936 wird der allseits bekannte Spruch gebracht "Wo sich aufh�rt
...." etc. (Dr. Walther Franz, Dr. Erich Krause : Deutsches Grenzland
Ostpreu�en). Hier findet man die Begriffe "Heidelandmasuren" und
"H�gellandmasuren" (S.241) mit einer Grenzlinie Jedwabno - Ortelsburg -
Nikolaiken - Lyck, die mir sonst nicht bekannt geworden sind. Und auch hier
wird die Treue zu Deutschland hervorgehoben und der evangelische Glaube der
Masuren betont, "obwohl sie [... die Beleidigung lasse ich aus ...] sich dem
Eindruck des katholische Zeremoniells nicht recht entziehen k�nnen ..."
Die polnische Literatur und die Heimatb�cher der Kreisgemeinschaften
�berspringe ich an dieser Stelle - die einen verstehe ich nicht und die
anderen sind allseits bekannt. Trotzdem eine kurze Aufstellung der
weltlichen schriftlichen Zeugnissen aus Masuren:
Przyjaciel Ludu Lecki (seit 1842 in L�tzen erschienen), Kurek Mazurski (seit
1849 in Ortelsburg), Prawdziwy Prusak (Ortelsburg 1854-1869), Gazeta Lecka
(L�tzen 1875-1892) und den Jahreskalender Kalendarz Kr�lewsko-Pruski
Ewangelicki (1860-1895) (Zusammenstellung nach Kossert).
Sehr interessant ist, wie es den Masuren im Ruhrgebiet erging: z.B. im
Jahrbuch des Vereins f�r Westf�lische Kirchengeschichte 1951; S.190-210
Masurische Seelsorge im rhein.-westf. Industriegebiet, Hier wird
dargestellt, wie viele und wie lange noch masurische Gottesdienste im
Ruhrgebiet stattfanden!
Oder allgemeiner: Franz-Josef Br�ggemeier: Leben vor Ort - Ruhrbergleute und
Ruhrbergbau 1889-1919 im Jahr 1983 erschienen. In diesem Buch werden die
Sorgen und N�te der Bergarbeiter dargelegt und auch die Anwerbung der
Masuren.
Seit einigen Jahren liegt das Werk "Masuren - Ostpreu�ens vergessener S�den"
von Andreas Kossert seit 2001 vor, das aber immer noch recht kontrovers
beurteilt wird. Nicht verschwiegen werden darf bei der Behandlung des Themas
"Masuren" Kosserts Dissertation, d.h. sein zweites Werk: "Preu�en, Deutsche
oder Polen? Die Masuren im Spannungsfeld des ethnischen Nationalismus
1870-1956." Wiesbaden 2001. Dieses Werk ist neben dem
popul�rwissenschaftlichen jedem zur Lekt�re zu empfehlen, der sich mit (den)
Masuren befasst.
Im gleichen Jahr ist von Richard Blanke: Polish-speaking Germans? Language
and National Identity among the Masurians since 1871, B�hlau 2001,
erschienen. Die Frage im Titel beantwortet Blanke, ein amerikanischer
Historiker, mit einem eindeutigen "Ja".
Dieses Jahr lieferte vieles zu Masuren an den Tag. Z.B. auch Friedrich
Salomo Oldenburg: "Zur Kunde Masurens. Bericht �ber den Central-Ausschu� f�r
Angelegenheiten der Inneren Mission aus den Jahren 1865." Reihe B Band 69.
Dortmund 2001. Die Einleitung, stammt von Grzegosz Jasinski (Seiten 7-62).
Jasinski beschreibt neben einem Abriss der Geschichte der Masuren das
Verh�ltnis der deutschen Obrigkeit zu den Masuren. In dem Hauptteil des
Buches werden dann die Original-Berichte Oldenburgs in der deutschen
Originalsprache abgedruckt, mit �bersetzung der polnischen Fu�noten.
Im Jahre 2004 erschien eine Ortschronik zu Willenberg im Kreis Ortelsburg
von Olaf G�beler, in der die allgemeine ostpreu�ische Geschichte den Rahmen
f�r die eigentliche Stadtgeschichte bildet. Demzufolge ist auch dieses Werk
f�r "Nicht-Willenberger" geeignet.
Mit den besten Gr��en,
Marc Plessa