Hallo,
kann man irgendwo Informationen finden,
was mit den Toten der Flucht aus Ostpreussen passierte, welche nicht sogleich begraben werden konnten?
Im speziellen Fall mußte die Schwester (Henriette Löffler) meines Großvaters (Emil Seddig) ihre Eltern (Anna + Karl Seddig) auf dem Gebiet des heutigen Polen zurücklassen,
da der Boden stark gefroren war und ein Begräbnis nicht möglich war.
Danke für Antworten
Sabine Kovacs
Sabine,
meine Grosseltern Julius und Auguste (Dann) Lang wurden beim Einmarsch der
Russen in Bensee, Kreis Mohrungen, Ostpr. im Januar 1945 erschossen,
zusammen mit zahlreichen anderen Dorfbewohnern. Die Leichen lagen wochenlang
herum bis der Boden auftaute und dann mussten die Deutschen, die ins Dorf
zurueck kehrten sie in einem Massengrab begraben.
Gruss, Elke Hedstrom, Garland, TX/USA
Hallo Sabine,
kann man irgendwo Informationen finden,
was mit den Toten der Flucht aus Ostpreussen passierte, welche nicht sogleich begraben werden konnten?
Dein angeschnittenes Thema ist ein schwieriges und nicht leicht zu beantworen.
Zum Einen gab es wenig oder gar keine Zeit, auf der Flucht Verstorbene zu begraben. Man hat sie einfach liegen lassen müssen. Winter (gefrorener Boden) tat das seinige dazu. Manchmal konnte man sie noch in Decken einhüllen oder mit Reisig bedecken. Bei der Flucht über die Ostsee ging das natürlich nicht. Im Frühjahr und Sommer gab das Meer die Körper wieder frei und spülte sie an den Strand.
Zum Zweiten ist es noch schwieriger die "zivilen Toten" ausfindig zu machen - sie hatten ja keine "Hundemarke" (Blechkennzeichen) wie Soldaten um den Hals. Meist fand man nach Monaten nur noch die Knochen, die man dann verscharrte oder, wie Elke schrieb, in Massengräbern "sammelte". Eine Identifikation war zu der Zeit gar nicht mehr möglich. Bei gefallenen Soldaten war eine Identifikation eben durch diese "Hundemarke" möglich, aber auch nur dann, wenn diese gefunden wurde. Die Kriegsgräberfürsorge in Kassel arbeitet bereits seit Ende des Krieges mit anderen Ländern zusammen, aber ist selbst bei Soldaten nicht immer erfolgreich. Es gibt Menschen, die "einfach" nicht mehr auffindbar sind - so auch mein Großvater, der in den letzten Kriegsmonaten noch in der Nähe von Danzig fiel. Nur eine Bestätigung eines Kameradens existiert, dass dieser ihn in einem Straßengraben bei Neu-Vietz notdürftig begraben konnte.
Aus Erzählungen weiß ich, dass selbst heute noch auf Feldern und in Wald- und Wiesengebieten Knochenteile gefunden werden. Wenn man Glück hat, wird die Kriegsgräberfürsorge benachrichtigt. Wenn nicht, verbleiben sie meist dort, wo sie sind.
Zum Dritten werden die "auf der Flucht Verstorbenen" von überlebenden Verwandten als tot gemeldet (manchmal auch mit Datum, wenn sie selbst dabei waren), oder als vermisst gemeldet - später für tot erklärt.
In dem Fall, dass Deine Urgroßeltern (Anna und Karl SEDDIG) im Gebiet Polens verblieben, könnte es gut sein, dass sie in einem Massengrab ihre letzte Ruhe fanden, aber höchstwahrscheinlich nicht registriert, geschweige denn identifiziert werden konnten. Nach Informationen zu fragen, könnte man beim Deutschen Roten Kreuz (Suchdienst), wo die Schwester Deines Großvaters vielleicht Tod (Datum und Ort) angezeigt haben könnte. Mehr wird es bestimmt nicht geben. Das ist sehr traurig, ich weiß, aber wenn Du Deinen Urgroßeltern einen Platz im Herzen gibst...
Liebe Grüße --- Gisela