Glockengießer und Turmuhren

Hallo, Forscher,
k�nnte mir jemand N�heres �ber den L�becker Glockengie�er Laurentius
STRAHLENBORN mitteilen? Er soll auch einige Kirchenglocken im nahebei gelegenen
Mecklenburg gegossen haben. Wird sein Leben und Wirken vielleicht in Sach- und
Fachb�chern dargestellt? Ferner: Seit wann gibt es Turmuhren in Kirchen? Wie
wurde bis dato die Einwohnerschaft auf bestimmte Kirchg�nge aufmerksam gemacht?
Sonnenuhren waren doch sehr unvollkommen, obwohl es solche an s�dlichen
Kirchenw�nden gab. Aber die waren sicher nur f�r den K�ster bzw. Pfarrer gedacht
und nur f�r "sonnige Tageszeiten" geeignet. F�r Ausk�nfte dankt herzlich
Peter Wellbrock, Stade

"PCL.Wellbrock" schrieb:

Hallo, Forscher,
k�nnte mir jemand N�heres �ber den L�becker Glockengie�er Laurentius
STRAHLENBORN mitteilen? Er soll auch einige Kirchenglocken im nahebei gelegenen
Mecklenburg gegossen haben. Wird sein Leben und Wirken vielleicht in Sach- und
Fachb�chern dargestellt? Ferner: Seit wann gibt es Turmuhren in Kirchen? Wie
wurde bis dato die Einwohnerschaft auf bestimmte Kirchg�nge aufmerksam gemacht?
Sonnenuhren waren doch sehr unvollkommen, obwohl es solche an s�dlichen
Kirchenw�nden gab. Aber die waren sicher nur f�r den K�ster bzw. Pfarrer gedacht
und nur f�r "sonnige Tageszeiten" geeignet. F�r Ausk�nfte dankt herzlich
Peter Wellbrock, Stade

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Laurentius oder auch "Lorenz" Strahlborn hat f�r folgende Kirchen in
Schleswig-Holstein Glocken gegossen:

St. Nikolai, Kiel (1722)
St. Jacobi, L�beck (1743)
Kirche Gettorf (1731)
Kirche Karby (1744)
St. Michael, Eutin (1734)
Kirche Gudow (1730)
Kirche Niendorf/ Stecknitz (1744)
Kirche Ziethen (1729)
Kirche Hans�hn (1726)
Gut Bothkamp (1732)
Kirche Br�gge (1730)
Kirche Flintbek (1730)
Johanniskirche Pl�n (1738)
Klosterkirche Preetz (1734)
Kirche Probsteierhagen (1750)
Klosterkirche Bordesholm (1737)
    - in der Klosterkirche B. befindet sich ein von L. St.angefertiges
Altarleuchter paar (1737) -
Kirche Flemhude (1730)
St. Marien, Bad Segeberg (1731)
Kirche Zarpen (1744)

Angaben �ber Mecklenburg verf�ge ich nicht; ebenso keine biographischen �ber Lorenz
Srahlborn.
Auch in der Ev. - luth. Landeskirche Hannovers (Stade geh�rt dazu!) gibt es
sicherlich einen Kirchenglockensachverst�ndigen,
der sicherlich in der Lage ist, Ihnen Literaturangaben �ber Glockengie�er zu geben.
Die Adresse des Sachverst�ndigen kann �ber das
Landeskirchenamt der Ev. - luth. Landeskirche Hannovers
erfraget werden:
Tel.: 0511 12410

�ber das Thema Turmuhren m��te ich mich noch genauer informieren.
Ich werde Ihnen dann schreiben.

Viele Gr��e!

Pastor J. Rieper, Cloppenburg

"PCL.Wellbrock" schrieb:

Hallo, Forscher,
k�nnte mir jemand N�heres �ber den L�becker Glockengie�er Laurentius
STRAHLENBORN mitteilen? Er soll auch einige Kirchenglocken im nahebei gelegenen
Mecklenburg gegossen haben. Wird sein Leben und Wirken vielleicht in Sach- und
Fachb�chern dargestellt? Ferner: Seit wann gibt es Turmuhren in Kirchen? Wie
wurde bis dato die Einwohnerschaft auf bestimmte Kirchg�nge aufmerksam gemacht?
Sonnenuhren waren doch sehr unvollkommen, obwohl es solche an s�dlichen
Kirchenw�nden gab. Aber die waren sicher nur f�r den K�ster bzw. Pfarrer gedacht
und nur f�r "sonnige Tageszeiten" geeignet. F�r Ausk�nfte dankt herzlich
Peter Wellbrock, Stade

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Glocken

I. Geschichtlich

    1. Entwicklung

    2. Verwendung

1. Die aus Metall gefertigte G. (als Nachfahre der Fruchtschale mit Rasselk�rper
bzw. der mit dem Kl�ppel angeschlagenen Holztrommel) findet sich schon in fr�her
Zeit �berall, wo man Metall zu bearbeiten versteht. Die Heimat der gegossenen G. ist
Asien, speziell China (um 1000 v. Chr.). Bes. durch die als gute Erzgie�er bekannten
Kelten wurde die (zun�chst nur kleine, mit der Hand geschwungene) G. �ber
Vorderasien in den Mittelmeerraum, nach Gallien und zu den britischen Inseln
gebracht. Von Asien kam die G. auch nach Ru�land, dem ehedem glockenreichsten Lande
der Welt, von dort nach Skandinavien, Island, Schottland und Irland. Auf dieser
n�rdlichen Wanderung sind anscheinend die ersten gr��eren G.n entwickelt, die am
festen Ort aufgeh�ngt und durch einen Hammer oder (bei schwingender G.) durch einen
Kl�ppel zum Klingen gebracht werden. Auf dem Boden der christlichen Kirche wurde
zun�chst in den Benediktinerkl�stern die sog. Theophilus-G. gegossen (8.-11. Jh.;
Beispiel: Lullus-G. in Hersfeld, 1059), die zu der Bienenkorb- und der Zuckerhut-G.
fortgebildet wurde. Seit dem 12./13. Jh. geht die Gie�kunst auf b�rgerliche Gie�er
�ber, die auch andere kirchliche und profane Bronzen (Taufbecken, Kronleuchter u.
a.), seit dem 15. Jh. auch Gesch�tze herstellen. Von der Mitte des 13. Jh.s an
entsteht die Gro�-G. mit mehr als 1,50 m Durchmesser. Seit dieser Zeit nimmt die G.
das bis heute allgemein herrschende tulpenf�rmige (sog. gotische) Profil an.

2. Die G. ist ihrer urspr�nglichen Verwendung nach ein Signalinstrument zu
h�uslichen und �ffentlichen Zwecken (Wecken der Sklaven, Beginn der Mahlzeit, �ffnen
der B�der, des Marktes u. dgl.), und sie ist es in ihrer Kleinform bis auf den
heutigen Tag geblieben (Uhr-, T�r-G., G. des Versammlungsleiters usw.). Solche
Verwendung wurde im MA auch auf die gro�e G. �bertragen, deren Besitz (�Bann-G.�)
ein auch gegen�ber der Kirche eifers�chtig geh�tetes Privileg der St�dte war: die
Rats-, Werk-, Bier-, Zins- , Gerichts-, Blut-, Armens�nder-, Sturm-G. usw. Im
religi�sen Gebrauch wird die G. zun�chst wohl zu apotrop�isch-exorzistischen
Zwecken verwandt: Die G. bei Leichenbeg�ngnissen und als Grabbeigabe, bei
Krankheiten (China), die G.n am Gewand des Hohenpriesters, wenn er das
Allerheiligste betritt, �auf da� er nicht sterbe� (Ex 28, 35), geh�ren genauso in
diese Reihe wie die G. am Hals des Rindes (urspr�nglich des Opfertieres), die den
Kindern umgeh�ngte G., gegen die noch Chrysostomus predigt, die Wetter-G. (�fugura
frango�) und wahrscheinlich auch die Me�schelle. Daraus entwickelte sich
epikletisches, im abgeschw�chten Sinne auch devotionales Brauchtum. Die Schelle �ber
dem Shinto-Schrein der Japaner, die G.nr�der, die seit dem 10. Jh. in den
europ�ischen Kirchen von Ru�land bis Spanien an Festtagen �ad maioris excitationem
devotionis� gedreht werden und aus denen der Zimbelstern der Orgel hervorging, das
Sanctus-L�uten u. �. geh�ren hierher. Der invitatorische Gebrauch der G. zu
religi�sen Zwecken (�vivos voco�), der u. a. in den Bacchusmysterien bezeugt ist,
stellt im Grunde, als R�ckkehr zur au�erkultischen G.nverwendung, einen
S�kularisationsproze� dar. Es ist bezeichnend, da� die christliche Kirche, die die
G. wegen ihres Gebrauchs in den heidnischen Kulten zun�chst verworfen hatte (vgl.
das ver�chtliche Wort des Apostels Paulus 1 Kor 13!), bei der �bernahme der G. an
den invitatorischen Brauch ankn�pft. Die G. findet sich zuerst in den Kl�stern des
Orients, um den Konvent zum Gottesdienst und zu anderen monastischen Versammlungen
zusammenzurufen; der Brauch wandert durch den Norden Europas nach Irland und kam von
dort nach Gallien, Nordafrika und Italien (6. Jh.). Wohl wegen des im
gallisch-spanischen Raum noch mitverbreiteten heidnisch-apotrop�ischen Gebrauchs der
G. entwickelte sich dort im 8. Jh. ein der Taufe angen�hertes, noch heute in der
r�mischen Kirche gebrauchtes Weiheritual mit Exorzismus, Abwaschung mit Wasser,
Salbung und Namengebung. Der invitatorische Brauch der G. (Ruf zum Gottesdienst)
setzte sich auch au�erhalb der Kl�ster allgemein durch, so da� z. B. der Islam die
G. als spezifisch christliches Instrument ansah. Die invitatorische Verwendung wurde
erg�nzt durch eine signifikative (z. B. beim Wandlungsl�uten); in dieser Weise wurde
die G. auch dort verwendet, wo gar kein Gottesdienst mehr stattfindet, sondern nur
allgemein zum Gebet aufgerufen wird: Morgenl�uten, Abendl�uten, L�uten der
Scheide-G. freitags zur Todesstunde Jesu, Mittagsl�uten zum Gebet gegen die T�rken
(Papst Calixt III., 1455), Angelusl�uten usw. Die Reformation �bernahm nur den
invitatorisch-signifikativen Brauch, wobei das signifikative Moment gelegentlich
seines eigentlichen Inhalts als Ruf zum Gebet entkleidet und als �Ehrung� Lebender
(Hochzeitsgel�ut, Siegesgel�ut, Auszeichnung politischer Gedenktage usw.) oder Toter
(Gedenkl�uten an die Gefallenen usw.) verstanden worden ist.

     Lit. Glocken: III.
                                                        Chr. Mahrenholz
II. Musik- und kunstgeschichtlich

    1. Klang

    2. Material

    3. Schmuck und Inschrift

1. Die G. ist ein aus Metall gefertigtes kelchf�rmiges Gef�� mit klingendem Rand und
stummem Scheitel, das im Gebrauch der westlichen Kirchen gel�utet, d. h. gependelt
und durch einen im Inneren befestigten schwingenden Kl�ppel zum T�nen gebracht wird.
In Asien und in den orth. Kirchen wird die G. nicht gel�utet, sondern nur
angeschlagen. - F�r den Klang der G. sind zwei Momente wesentlich: a) der beim
Anprall des Kl�ppels an der G.nwandung auftretende, durchdringend starke und
gl�nzend helle, aber rasch verklingende Schlagton; b) die Vielzahl der dem G.nk�rper
eigenen, meist lange nachsummenden Teilt�ne, die nicht nur beim Anschlag der G.,
sondern auch durch Resonanz beim Ansingen oder Anspielen entstehen und einzeln zum
Klingen gebracht werden k�nnen. Bei den fr�hen G.n ist der Schlagton vielfach rauh
und in der Tonh�he kaum bestimmbar. Aber sowohl in China wie in den
mittelalterlichen Kl�stern (8.-11. Jh.) wurden G.nspiele hergestellt, bei denen der
Schlagton der einzelnen G. in seiner Tonh�he festlag. Doch wirkten hier die zumeist
unharmonischen Teilt�ne noch stark dissonant, bis es der Gie�kunst der Gotik seit
dem 14. Jh. gelang, die tieferliegenden Teilt�ne im Sinne eines harmonischen
Aufbauens zu ordnen und in ein konsonantes Verh�ltnis zum Schlagton zu bringen;
darum gilt die Klanggestaltung der gotischen G. noch heute als Norm. Bei ihr hat z.
B. eine G. mit dem Schlagton c' die Teiltonreihe c0 c' es' g' c2 e2 g2... Schlagton
und Summton- Hintergrund der Teilt�ne bilden zusammen den Wohllaut, den wir beim
Anh�ren einer G. empfinden. Dieser Wohllaut wird noch gesteigert, wenn die G.
gel�utet, d. h. in Schwingungen versetzt wird, und der H�rer den Summton-Hintergrund
gem�� dem durch das Pendeln der G. verursachten sog. Dopplereffekt wellenm��ig auf-
und absteigend wahrnimmt.

2. Als G.nmaterial wird (neben den genieteten G.n aus Bronze- oder Eisenblech in der
Fr�hzeit und im MA, die noch heute in den Kuh-G.n erhalten sind) fast allgemein
Bronze (78% Kupfer, 22% Zinn) verwandt, in neuerer Zeit auch Stahl (Bochumer Verein
seit 1852), Gu�eisen (bereits im 17. Jh. erprobt) sowie Zink-, Silikat- und
Aluminiumlegierungen, gelegentlich auch Porzellan. Doch schafft die Bronze immer
noch die klanglich besten Bedingungen f�r das rechte Verh�ltnis von Schlagton und
Summtonharmonie. Bei anderen Werkstoffen ist entweder die D�mpfung der Summt�ne so
gro�, da� diese nicht bis zum n�chsten Kl�ppelanschlag durchhalten und die G. dann
kurzatmig klingt, oder der Schlagton ist zu grell, oder die G. verlangt, um
klanglich einigerma�en zu bestehen, ein nicht unerheblich h�heres Gewicht als die
Bronze-G.

3. Obwohl die G. in erster Linie ein Musikinstrument ist, wird sie - gleicherweise
wie andere Bronzen - mit Verzierungen und Inschriften geschm�ckt ( Kunstgewerbe: II;
Beispiel aus fr�her Zeit: eine mit reichen mythologischen Darstellungen versehene
asiatische Bronze-G. aus dem 9. Jh. v. Chr. im Vorderasiatischen Museum, Berlin).
Gegen�ber den chinesischen, asiatischen, vorderasiatischen und �gyptischen Glocken
(: I), die als Schmuck d�monische Gestalten, Tiere und Pflanzen zeigen, ist die im
kirchlichen Gebrauch stehende abendl�ndische G. anfangs ohne k�nstlerische
Ausgestaltung. Es ist charakteristisch, da� die kirchliche G. als ersten Schmuck
(vom 10. Jh. an) das Schriftband zeigt, insbesondere den Spruch �O rex gloriae veni
cum pace�, seit Einf�hrung des Angelusl�utens auch das Ave Maria. Daneben oder
statt dessen weisen die G.n das Gu�jahr oder den Namen der G., des Gie�ers bzw. des
Stifters auf. Ornamente, M�nz- und Medaillenabdr�cke, Wappen, Hausmarken,
Meisterzeichen usw. teilen die G.n mit den au�erkirchlichen Bronzen. Die vier
Evangelistennamen haben wahrscheinlich apotrop�ische Bedeutung, ebenso die
gelegentlich eingegossenen, nach den vier Himmelsrichtungen weisenden Weihekreuze
oder die Wallfahrtszeichen, die die Heilkr�fte des Wallfahrtsortes auf den Bereich,
in dem die G. geh�rt wird, �bertragen. Fig�rliche Darstellungen (insbesondere die
Kreuzigung, Maria, die Apostel, Michael, Georg, der Ortsheilige) treten erst nach
den Schriftzeichen auf. Die G.nzier wurde weiterhin immer reicher, bis sie im
Barock (: I) in vollplastischer Darstellung die ganze Oberfl�che der G. in Anspruch
nahm. Sp�ter wurde dieser jeweils durch zeitgen�ssische Bildhauer, Maler oder
Goldschmiede geschaffene Schmuck mehr und mehr schablonenm��ig gehandhabt. Erst in
neuerer Zeit hat man mit gutem Erfolg versucht, die G. in ihrer �u�eren Gestaltung
und Ausstattung als ein geschlossenes Kunstwerk zu formen. Das hat eine
Einschr�nkung der Verzierungen, insbesondere auch des Schriftbildes mit sich
gebracht, zumal allzu reicher Schmuck den Klang ung�nstig beeinflu�t.

     Lit. Glocken: III.
                                                        Chr. Mahrenholz
[Glocken, S. 1 ff.Digitale Bibliothek Band 12: Religion in Geschichte und Gegenwart,
S. 11761 (vgl. RGG Bd. 2, S. 1622 ff.) (c) J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)]

III. Praktisch-theologisch

    Hinsichtlich der G.n-Beschaffung, -Erg�nzung, -Pflege und des G.ngebrauchs ist
folgendes zu bedenken:

1. Wenn man auch mit einer G. als Rufzeichen zum Gottesdienst auskommt, so dient es
doch dem gottesdienstlichen Leben, wenn man durch einen abwechslungsreichen Gebrauch
mehrerer G.n die einzelnen Gottesdienste und Handlungen charakteristisch voneinander
abheben kann. In der Regel sollte jede Pfarrkirche �ber drei G.n verf�gen; doch kann
die Zahl je nach den Verh�ltnissen bis auf neun erh�ht werden. Eine Vermehrung der
G.n ist bei Neubeschaffung und Erg�nzung finanziell m�glich, wenn man von dem
ungesunden Streben nach m�glichst gro�en G.n abgeht und die kleinere G. als
musikalisch vollwertiges Instrument achten lernt. Das Dreigel�ut c' es' ges' (4380
kg) ist schwerer und teurer als das mit seiner gr��ten G. nur einen Ganzton h�her
liegende F�nfergel�ut d' f' g' a' c2 (3900 kg).

2. Das Gel�ut ist die Vereinigung mehrerer G.n mit ungleich hohen Schlagt�nen zu
einer Disposition, die m�glichst verschiedenartige, musikalisch brauchbare
Zusammenkl�nge mehrerer oder aller G.n ergibt. Der alte Streit zwischen den
Vertretern des harmonischen und denen des melodischen Gel�utes ist gegenstandslos
bei Verwendung der pentatonischen (aus gro�en Sekunden und kleinen Terzen
zusammengesetzten) Skala, z. B. d' f g' a' c2 d2, die zwischen Schlagtonfolge und
Teiltonharmonie einen guten Ausgleich schafft. Ein Gel�ut aus zwei G.n auf c' hat
dann die Disposition c' d' oder c' es', ein Dreiergel�ut die Disposition c' es' f'
oder c' d' f' oder c' d' e' usw. Ein im Kern pentatonisches Gel�ut bietet die besten
M�glichkeiten zu Gruppenbildungen mehrerer G.n und damit zu charakteristisch
verschiedenen Schlagtonfolgen.

3. Wo es irgend angeht, entscheide man sich aus den oben ( Glocken: II) genannten
Gr�nden f�r Bronze als Material. Durchmesser und Gewicht der G. liegen f�r eine
bestimmte Tonh�he nicht absolut fest, sondern sind von dem verwendeten Profil
abh�ngig. Die Wahl des Profils h�ngt z. T. von einem etwa vorhandenen, zu
erg�nzenden Gel�ut ab. Angebote mit den leichtesten G.ngewichten scheide man wegen
der klanglichen Minderwertigkeit von vornherein aus. Die gegossene G. ist vor dem
Aufh�ngen durch einen amtlich bestellten G.n-Sachberater zu pr�fen.

4. Die G.nstube mu� f�r den Schall der G. hoch liegen und ausreichend gro�e,
wetterdicht zu schlie�ende Luken haben. Die G. soll um einer gesunden Klanggebung
willen im sog. geraden Joch aufgeh�ngt werden, bei dem der Drehpunkt unmittelbar
�ber der G.nhaube liegt. Wenn man wegen der Gr��e der dabei zu bewegenden Masse oder
aus Platzmangel oder statischen Gr�nden das sog. gekr�pfte (gestelzte) Joch
verwendet, schwingt die G. nicht mehr, sondern schaukelt um ihre eigene Mitte; der
Dopplereffekt f�llt weitgehend aus, der Klang wird starr.

5. Es empfiehlt sich dringend, die Verwendung der einzelnen G., der G.ngruppen und
des Gesamtgel�utes in einer verbindlichen L�uteordnung festzulegen. Als Richtlinien
f�r eine L�uteordnung k�nnen gelten: a) Ein Vierergel�ut mit den G.n d f g b ergibt
neben dem Einzelgel�ut jeder der 4 G.n folgende Gruppen: df, fg, gb, (dg), (fb),
dfg, fgb, (dfb), (dgb), dfgb, insgesamt 14 M�glichkeiten, die es auf die einzelnen
Anl�sse zu verteilen gilt. Dem Gemeindegottesdienst geb�hrt stets die gr��ere Zahl
der G.n, im vorliegenden Falle also 3; f�r den Hauptgottesdienst wird man die
tiefere, f�r sonstige Gemeindegottesdienste die h�here Dreiergruppe w�hlen.
Kindergottesdienst, Betstunde, Mette, Vesper, Wochenschlu�andacht werden mit je 2,
Kasualhandlungen in der Regel mit einer G. angezeigt. Das volle Gel�ut (4 G.n) wird
nur an Festtagen verwandt. - b) Die gleiche G.ngruppe kann f�r verschiedene Anl�sse
durch das Vorl�uten unterschieden werden: vor dem Beginn des Gel�utes der Gruppe
erklingt in der Regel die kleinste, gelegentlich aber auch die gr��te G. etwa 1/4
bis 1/2 Minute allein. Statt dessen kann auch mit 3�3 Schl�gen zum Gebet aufgerufen
werden. Auf diesem Wege differenziert man auch beim Vorhandensein von nur 2 G.n das
Gel�ut f�r die einzelnen Anl�sse. - c) Dem Vorgel�ut entspricht (etwa an Bu�tagen,
bei Passionsgottesdiensten u. a.) der Nachschlag, bei dem nach dem L�uten die gr��te
beteiligte G. mit 3 � 3 Schl�gen angeschlagen wird. - d) Dem Gebetsl�uten sei mehr
Aufmerksamkeit geschenkt. Bei der Taufe im Hauptgottesdienst erklingt w�hrend des
Taufvollzugs die Tauf-G. Das Morgen- und Abendgebet kann durch entsprechenden
G.ngebrauch in das Bewu�tsein der Gemeinde zur�ckgerufen werden. - e) Ein reicherer
G.ngebrauch verlangt die Beschr�nkung der einzelnen Pulse auf je etwa 5 Minuten,
insbesondere auch bei Kasualien. Nur der Hauptgottesdienst hat das Recht und den
Anspruch auf ein ausgedehnteres Gel�ut bis zu 10 Minuten.

6. Statt des L�utens mit der Hand, das, richtig ge�bt, klanglich das beste und f�r
die G. schonendste ist, m�ssen heute vielfach elektrische L�utemaschinen eintreten.
Beim L�uten mit der Hand darf der Gl�ckner nur solche Hilfskr�fte heranziehen, die
mit dem richtigen L�uten voll vertraut sind.

7. Das Gel�ut bedarf der steten Wartung und Pflege. J�hrlich einmal sollte es (am
besten durch den G.ngie�er, sonst durch einen von ihm eingewiesenen Handwerker)
gepr�ft werden. Klangliche Ver�nderungen an der G. deuten auf eine innere
Besch�digung (Sprung); in vielen F�llen kann der Schaden durch Schwei�ung behoben
werden.

8. Eine Weihe neubeschaffter G.n kann in der ev. Kirche nur die Bedeutung einer
Widmung zu kirchlichem Gebrauch (dedicatio) haben, im Unterschied zur r�mischen
consecratio. Formulare daf�r sind in den meisten neueren Agenden enthalten. - Die
Bezeichnung der G. nach ihrer Funktion (Dominica, Bet-, Tauf-, Mittags-, Vesper-G.
u. a.) oder mit Namen (Johannes-, Gloria-, Friedens-G. u. dgl.) ist auch in der ev.
Kirche vielfach �blich.

     THEOPHILUS Presbyter, Diversarum artium schedula, in Ausw neu hg., �bers. u.
erl. v. W. THEOBALD, Technik des Kunsthandwerks im 10. Jh., 1933 - H. OTTE,
G.nkunde, (1858) 18842 - ERE VI, 313 ff. - K. WALTER, G.nkunde, 1913 - DERS., Kleine
G.nkunde, 1916 - J. BIEHLE, Wesen, Wertung u. liturg. Gebrauch der G.n, 1916 - C.
SACHS, Hdb. d. Musikinstrumentenkunde, 1920 - P. GRIESBACHER, G.nmusik, 1927
(Nachtrag 1929) - HWDA III, 868 ff. - TH. FEHN, Kleine G.nkunde, 1947 - CH.
MAHRENHOLZ, G.nkunde, 1948 - DERS. u. F. SEVERIN, Das Schicksal der dt.
Kirchen-G., 1952 - MGG V, 267 ff. (Lit.) - H. ROLLI, Kirchengel�ut, 1950 - F.
SCHILLING, Unsere G.n, 1955 - W. ELLERHORST, Hdb. der G.nkunde (hg. v. G. KLAUS),
1957.
                                                        Chr. Mahrenholz
IV. Kirchenrechtlich

    Das Recht, G.n im gottesdienstlichen Geb�ude anzubringen und zu kultischen
Zwecken zu l�uten, steht in Deutschland nach altem Herkommen den christlichen
Kirchen zu. Die rechtliche Regelung der die Kirchen-G.n betreffenden Angelegenheiten
unterliegt dabei heute im Hinblick auf die verfassungsrechtliche Garantie der
kirchlichen Selbstverwaltung ( Kirche und Staat) ausschlie�lich der Zust�ndigkeit
der einzelnen Kirchen. Unabh�ngig von der Frage des Eigentums an den Kirchen-G.n und
am Kirchengeb�ude werden die G.n mit ihrer �bernahme in den Gebrauch der
Kirchengemeinden und mit ihrer Indienststellung (Weihe) aus dem allgemeinen
Rechtsverkehr ausgesondert und der weltlichen Rechtskompetenz entzogen. Insbesondere
haben �ber das Gel�ut der G.n heute allein die kirchlichen Stellen zu bestimmen; dem
widersprechende fr�here staatliche Rechtss�tze besitzen keine G�ltigkeit mehr. Die
einzelnen ev. Landeskirchen haben rechtliche Anordnungen bez�glich des G.nwesens
erlassen (vgl. im einzelnen die j�hrliche �Rechtsquellennachweisung� im Amtsblatt
der EKD); eine eingehende G.nordnung gaben sich die Ev. Kirche der Kirchenprovinz
Sachsen am 2.11.1955 und die Ev. Kirche im Rheinland am 9.12.1955. Der
gottesdienstliche Gebrauch der G.n erfolgt im �brigen auf Grund des Herkommens oder
gem�� besonderer liturgischer Gel�uteordnungen der Kirchengemeinden, wobei f�r alle
Gemeinden der VELKD seit dem 15.5.1956 eine einheitliche L�uteordnung besteht. - F�r
au�erkirchliche Zwecke wird das L�uten der Kirchen-G.n allgemein nur in
Katastrophenf�llen (zur Warnung der Bev�lkerung, zur Herbeirufung von Hilfe usw.)
gestattet. - Die Regelung des G.nrechts der kath. Kirche findet sich in c. 1169 CIC.

                                                                     S. Reicke
[Glocken, S. 9 ff.Digitale Bibliothek Band 12: Religion in Geschichte und Gegenwart,
S. 11769 (vgl. RGG Bd. 2, S. 1624 ff.) (c) J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)]

Hallo Herr Wellrock,

zwar kann ich keine Aussagen �ber den von Ihnen gesuchten Strahlenborn
treffen, aber eine evtl. gehaltvolle Quelle aufzeigen:
Die Glockengie�er u. Uhrmacher waren wie alle Handwerker "zunftm�ssig"
Organisiert. Somit k�nnten Sie sich evtl. die Quelle der Zunftarchivalien
er-
schlie�en. H�ufig finden Sie hier detaillierte Angaben �ber den Werdegang
einer Person [Wanderb�cher, Stellung in der Zunft, Erbschaftssachen, Streit-
angelegenheiten, Meisterst�cke usw.]. Leider weiss ich nicht um die
Quellenlage
in L�beck oder im Landesarchiv, aber L�beck ist relativ gut sortiert, hier
lohnt
sich bestimmt eine Anfrage.

Gr�sse aus der Bibliothek
Roland [Th�m]