Glashütten Gläsendorf u. "Waldstein" bei Reinerz/Glatz, "Oranienhütte" in Schreckendorf/Habelschwerdt: LOSKY, ROHRBACH

Guten Abend allerseits,
   Bonsoir Jean,

Aus:
Dr. Volkmer u. Dr. Hohaus:
"Denkwürdige Männer aus und in der Grafschaft Glatz":

LOSKY (Franz)
geboren zu Gläsendorf bei Reinerz am
1. April 1811, war der Sohn des Gastwirtes Karl LOSKY. Er be-
suchte die Elementarschule zu Rückers, wurde Glasschleifer und arbeitete
1 1/4 Jahr als Gesell in Schreiberhau bei Hirschberg. Da inzwischen
sein Vater gestorben war, kehrte er in die Heimat zurück, um seine
Mutter bei der Führung der Wirtschaft zu unterstützen; ausserdem be-
schäftigte sich auch LOSKY mit Glasschleifen, da sich am Orte eine Glas-
schleiferei befand, die für die Glashütte in Friedrichsgrund arbeitete.
Nachdem sich LOSKY mit der Tochter des Tagelöhners Anton NENTWIG
in Glâsendorf, Namens Theresia, verheiratet hatte, übernahm er die
Besitzung seiner Mutter, musste aber das Glasschleifen wegen Augen-
leiden aufgeben. -
LOSKYS Grundstück lag am Dorfbache und eignete
sich zur Anlage einer Glasschleiferei vorzüglich. Das erkannte auch der
Besitzer, und mit geringen Mitteln (er hatte als Erbteil 150 Thlr.
erhalten und dieselbe Summe hatte ihm seine Frau zugebracht) baute
er eine Glasschleiferei und verkaufte die während der Wintermonate
fertiggestellten Gläser im Bade zu Reinerz während der Saison.
Im Jahre 1855 pachtete LOSKY die dem Fürsten PÜCKLER auf Muskau ge-
hörige Glashütte "Waldstein" bei Reinerz auf 9 Jahre. Da aber
dieselbe 1859 an die Gebrüder ROHRBACH verkauft wurde, so sah sich
LOSKY nach einem geeigneten Platze um, eine neue Fabrik zu gründen.
Diesen fand er in dem mit herrschaftlichen Forsten umgebenen Schrecken-
dorf. Ihre Königl. Hoheit, die Frau Prinzessin Marianne der Nieder-
lande, interessierte sich für das Unternehmen, und es gelang LOSKY,
mit der Herrschaft einen Kontrakt abzuschliessen, nach welchem er den
notwendigen Bedarf an Holz lauf 40 Jahre zugesichert erhielt; auch
das Grundstück zur Errichtung der Gebäude wurde ihm von der Herr-
schaft bereitwillig verkauft. Zwei Jahre, von 1862 - 1864, nahm
der Bau der Glashütte in Anspruch. Im letzteren Jahre übersiedelte
LOSKY nach Schreckendorf und eröffnete den Betrieb der "Oranienhütte".
- LOSKY hatte sich in seinen Voraussetzungen nicht getäuscht; die Fa-
brik gedieh unter der Leitung des einfachen, schlichten Mannes vor-
trefflich und lieferte Glaswaren bis in die fernsten Erdteile. In der
Vollkraft seines Schaffens rief der Tod im Jahre 1870 den noch
rüstigen Mann aus seinem Wirkungskreise ab, und die Fabrik, die zur
Zeit 300 Arbeiter beschäftigt [1887], ging in die Hände seines jüngsten
Sohnes Wilhelm über. (1)

(1) Nach Mitteilung des Hauptlehrers LANGER in Konradswalde.

veröffentlicht in:
Vierteljahrsschrift für Geschichte und Heimathskunde der Grafschaft Glatz
Jhrg. VI, 1886/87
Standorte:
http://dispatch.opac.ddb.de/DB=1.1/SET=2/TTL=1/SHW?FRST=4&PRS=HOL