In einer eMail vom 30.11.2012 15:42:52 Mitteleuropäische Zeit schreibt
atiepolt@googlemail.com:
Mein Vorfahr Karl Friedrich Tiepolt Gutsbesitzer in Briesnitz Kreis
Frankenstein hat 1835 Grundstücke in Kunzendorf gleicher Kreis für 2300
Reichsthaler gekauft
Hallo ATiepolt,
Kaufkraftvergleiche mit Preisen, die ca. 200 Jahre zurückliegen, sind ein
ganz schweres Kapitel. Erstens gab es damals wegen der Kleinstaaterei eine
verwirrende Vielfalt von regional bezogenen Währungen und ausserdem waren
die Lebensgewohnheiten und Arbeitsbedingungen völlig anders. Das galt für
die Ernährung genau so wie für viele andere Konsumgüter, von denen es,
verglichen mit heute, eine Vielzahl überhaupt noch nicht gab, z.B. den gesamten
Bereich der Informations-Technologie, Elektro-Geräte, Verkehrsmittel usw..
Die erste Eisenbahn fuhr in Deutschland am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach
Fürth! Das war also ungefähr die Zeit, in der Dein Vorfahr die Ländereien
in Kunzendorf gekauft bzw. Geld verliehen hat.
Eine ungefähre Vorstellung von der Größenordnung bekommt man aber, wenn
man die damaligen Preise mit den Löhnen im gleichen Zeitraum vergleicht. Bei
"Wikipedia" findet man eine entsprechende Tabelle, aus der z.B.
hervorgeht, dass ein Weber um 1835 einen Wochenlohn von rd. 2 Reichstaler bekam.
Wenn Dein Vorfahr also 2.300 Reichstaler für das Grundstück bezahlt hat, waren
das rd. 1.150 Wochenlöhne = rd. 22 Arbeitsjahre!
Wenn man das auf die aktuelle hitzige Diskussion um einen gesetzlichen
Mindestlohn von rd. 8 € pro Arbeitsstunde projiziert und mal 40 Wochenstunden
zugrundelegt, käme man heute auf einen Wochenlohn von 320 €. 1.150
Wochenlöhne wären also in heutiger Währung = 368.000 €.
Dazu müßte man dann noch wissen, wie groß das Grundstück gewesen ist, um
einen Quadratmeter-Preis zu ermitteln. Aber da kommt die nächste Hürde, denn
um diese Zeit gab es den "Meter" bzw. "Quadratmeter" als Maßeinheit
überhaupt noch nicht. Da wurde noch in Fuß, Ellen und Ruten gemessen. Und selbst
die für Ländereien übliche Maßeinheit in "Morgen" war in deutschen Landen
nicht einheitlich. Da haben wir es heute doch etwas einfacher!
Bei allen Schwierigkeiten der Vergleichbarkeit hoffe ich aber, ein wenig
weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen aus Sankt Augustin
Werner Hippe
_asgardist@aol.com_ (mailto:asgardist@aol.com)