Gerichtsschänke?

hallo liebe liste
ich hab mal wieder eine kleine frage. ich hab in einigen verfilmten schlesischen kirchenbüchern die berufs-/amts-bezeichnung gerichtsschänke(-n) und gerichtsschenke-(n) entdeckt. da mir diese völlig unbekannt ist frag ich mal ob sich damit jemand genauer auskennt

viele grüße aus dem verregneten erzgebirge

jonny

Sehr geehrter Herr Hielscher,

eine Gerichtsschenke, in vielen schlesischen Gegenden auch Gerichtskretscham
genannt, war ein Gasthaus, in welchem sich die "Dorfgerichte" trafen. Das waren
bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts der (Gerichts-)Scholz, also der
Schulthei� oder Dorfschulze, und die Sch�ffen; seit dem letzten Drittel des 19.
Jahrhunderts der Gemeindevorsteher und die Gemeindevertreter.

Empfehlenswert: Josef Joachim Menzel, Die wirtschaftliche und soziale Funktion
des schlesischen Dorfkretschams; in: Schriften des Geographischen Instituts der
Universit�t Kiel, Band XXIII, Kulturraumprobleme aus Ostmittelwuropa und Asien,
Kiel 1964, S. 101-126. -

"Kretscham, (der) die nur in Schlesien, und andern an den slavonischen
Mund-Arten gr�nzenden Gegenden, �bliches Wort, ein Wirths-Haus oder eine
Bier-Schenke, sonderlich auf den D�rfern, zu bezeichnen. Gerichts-Kretscham,
[das ist] ein Wirths-Haus, worin sich die Dorf-Gerichte (d.i. Schulzen, Aelteste
und Geschworne) versammeln, wenn sie etwas auszumachen, oder der Gemeinde
vorzutragen haben. Aus dem Poln. Karczma, im B�hm. Kretschma"
[Johann Georg Kr�nitz, Oekonomisch-technologische Encyklop�die, 48. Theil,
Berlin 1789, S. 692 f.]

Mit freundlichen Gr��en! Klaus Kunze