Gerd Schultze-Rhonhof hat sich seiner Schuld befreit

Sehr geehrter Herr Barde,

was mir besonders auffaellt, ist die Vorsichtigkeit, mit der Sie auf das Thema "Stalin" und boese Kommunisten zugehen, als waeren sie niemals dagewesen, hatten niemals gemordet vertrieben und umgesiedelt. Als haette es nie den Plan der Ausbreitung und den Zugang zum Mittelmehr gegeben.
Es gab in der Weimarer Republik keinen Platz fuer Kommunisten oder Sozialisten, die Sozialdemokratie hatte Arbeiter und Gewerkschaften voellig mit ihrem Parteiprogramm abgedeckt, und doch waren sie da, huepften von einer Partei zur anderen um ihre Raeterepublik und die Abschaffung des Parlaments durchzusetzen. Zu dieser Zeit war Deutschland sehr wohl informiert, was diese gottlose und mordlustige Bolschewikenbande in Russland und den besetzten Laendern angerichtet hatte, man wusste auch, dass viele Deutsche eifrige Besucher in Moskau waren und das schon waehrend des Krieges, von dem sie sich als Deserteure abgesetzt hatten. Erst hinterher bildete sich das Freikorps. Es ist wohl auch bekannt, dass am selben Tag zwei verschiedene Staatsformen von zwei verschiedenen Maennern fuer ein Land ausgerufen wurde, einer davon wurde von Rosa Liebknecht aufgefordert, Toleranz gegenueber Andersdenkenden walten zu lassen, was dieser strikt ablehnte.
Fluechtende aus unserem Themabereich Ostpreussen erinnern sich lebhaft an den Unterschied zwischen "normalen" Polen und Russen und kommunistischen. Am schlimmsten erfuhren sie jedoch die deutschen Kommunisten, die die Vertreibung wohl als so etwas wie "Landgewinn" fuer ihre Internationale sahen, ohne jedes Mitleid fuer ihre eigenen Mitbuerger und dementsprechend wurden sie auch in der sowjetbesetzten Zone empfangen. Sie waren es, die es den Sowjets in der besetzten Zone den Weg bereiteten und sie waren es, die die Mauer gebaut haben. 11 000 Leute standen im Siegermaechtprotektorat bis zur Wende auf dem Lohnzettel der SED, Politiker, Intellektuelle, Journalisten, Menschenrechtsbeauftragte usw. Man fragt sich, welche Entscheidungen von diesen 11000 Leuten in Deutschland beeinflusst wurden, auch warum die Datei nach der Wende von den Amis geklaut wurde und erst nach 10 Jahren bruchstueckweise wieder zurueckgegeben wurde.
War das Zeit genug, Deutschland in die EU, angebunden an Frankreich, ohne seine starke Mark, dichtbesiedelt und doch Einwanderungsland zu zwaengen? Und sie sorgen sich um Neonazis und Geschichtsklitterung?
Goldhagens Retourkutsche ist schon lange in Form von Finkelsteins Buch angekommen, aus den eigenen Reihen wohlgemerkt. Stalins willige Vollstrecker muss noch in allen Einzelheiten geschrieben werden.
Herr Szemkus bietet Moeglichkeiten an, gewisse Geschichtsluecken zu fuellen und wie Vorkriegswahrheiten nach dem Krieg in etwas anderes mutierten oder mutiert wurden. Wie Herr Rump schon bemerkt hatte, es gibt junge Deutsche, die noch nie etwas von Ostpreussen gehoert haben, es gibt andere, die still diesen Austausch verfolgen und wieder andere, die es einfach nicht ertragen koennen. All diese Reaktionen kann ich nachvollziehen, die stillen, die "bitte nicht schon wieder", Giselas. Dort war ich auch schon mal und da will ich nicht wieder hin. Es hat mir nie eine Antwort auf das "Warum" gegeben und Ihre Version hat auch einige Luecken.

einen schoenen Abend,
Andrea