GEDCOM 7.0 angekündigt

Hallo zusammen,

*GEDCOM 7.0 - *ein neuer Standard für Genealogieprogramme ist angekündigt!

FamilySearch will auf der Rootstech Connect Tagung in der kommenden Woche eine Vorab-Version des neuen GEDCOM Standards 7.0 vorstellen. Der neue Standard soll Schwächen der bisherigen Version GEDCOM 5.5.1 (aus 1999, offiziell zum Standard erklärt in 2019) beseitigen und auch einige neue Funktionalitäten beinhalten. So wird über ein GEDZip Format zukünftig die Übertragung von GEDCOM Dateien inkl. verlinkter weiterer Dateien möglich sein, Datumsangaben und einige andere Informationen können mit Klartexten zusätzlich unterlegt werden, die Kennungen von Objekten aus anderen Systemen (z.B. die ID der Orte aus dem GOV: Geschichtliches Ortsverzeichnis) können mit exportiert werden.

GEDCOM 7.0 ist weitgehend fertig entwickelt. Mit der Spezifikation werden dann auch begleitende Materialien und Tools veröffentlicht werden. Sobald das Gesamtpaket in sich konsistent fertiggestellt ist, wird der GEDCOM 7.0 offiziell zum Standard erklärt werden. Das soll bald nach der Rootstech Connect Tagung geschehen.

Bei der Entwicklung des neuen Standards war auch die GEDCOM-L, die 2009 gegründete Gruppe von Programmautoren für Genealogieprogramme aus dem deutschen Sprachraum, eingebunden. Diese Gruppe hatte sich ausführlich mit dem bisherigen Standard 5.5.1 auseinandergesetzt, und bei Unklarheiten Vereinbarungen getroffen, wie Daten ausgetauscht werden sollen. Und auch im Rahmen der Möglichkeiten des GEDCOM Standards 5.5.1 Erweiterungen eingeführt, wie im Standard selber noch nicht abgebildete Datenstrukturen (wie Rufname und Ortsdatensätze) zwischen den Programmen ausgetauscht werden können. Anfang 2020 veröffentlichte die GEDCOM-L eine englischsprachige Zusammenfassung ihrer Ergebnisse („ADDENDUM“, siehe _www.genealogy.net/gedcom <http://www.genealogy.net/gedcom&gt;\_\) mit dem Ziel, die Vereinbarungen auch bei anderen Programmherstellern im Ausland bekanntzumachen und den Datenaustausch auch in diesem Umfeld zu verbessern.

Wie alle anderen Versionen des GEDCOM-Standards wird auch 7.0 von FamilySearch erarbeitet und veröffentlicht. FamilySearch hatte für diese Arbeit am GEDCOM Standard ein internationales Expertenteam aufgestellt und auf breiter Basis zur Mitarbeit eingeladen. Compgen und GEDCOM-L entsandten mich als Vertreter für die deutsche Genealogie in dieses Team, und somit konnten wir erreichen, dass die Vereinbarungen der GEDCOM-L, die unter den deutschen Genealogieprogrammen schon zu erheblich verbesserten Datenaustausch geführt hatten, auch bei der Erarbeitung des neuen Standards einfließen konnten. Die im Addendum der GEDCOM-L zusammengefassten Aussagen haben die Entwicklung von GEDCOM 7.0 deutlich beeinflusst.

Die Version, die FamilySearch auf der Rootstech connect vorstellen will, wird offiziell „Final Release Candidate“ genannt, also Kandidat für die endgültige Freigabe. Das ist dann schon ganz dicht an der endgültigen Version dran, aber ein paar letzte Korrekturen und Umformulierungen sind da noch nicht auszuschließen.

Nach über 20 Jahren kommt damit nun wieder eine überarbeitete Version des Standards für den Datenaustausch zwischen Genealogieprogrammen. Ein wichtiger und auch überfälliger Schritt in die Richtung, weltweit den Datenaustausch wieder mehr zu vereinheitlichen und somit die Übertragungsprobleme zu reduzieren. Wir dürfen gespannt sein, wie die Reaktion auf GEDCOM 7.0 insgesamt ausfallen wird!

Viele Grüße

Albert Emmerich

Genealogieprogramme im GenWiki:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Kategorie:Genealogiesoftware

Ich danke Albert Emmerich sehr für den ausführlichen informativen Bericht. Allerdings will ich eine gewisse Skepsis nicht verbergen:

Ich denke, das die Zeiten (leider!) vorbei sind wo irgendjemand auf der Welt die Möglichkeit oder das Durchsetzungsvermögen hat, in der GEDCOM-Angelegenheit irgendwelche Standards „offiziell“ festzulegen. Das können auch die Mormonen nicht mehr.

Als der tolle und genial einfache GEDCOM-Standard in den 80igern des vorigen Jahrhunderts erdacht wurde, war er als ein Daten-Austauschformat konzipiert worden.
Der Austausch von Daten zwischen einzelnen Programmen war so wichtig, weil Programme damals kamen und gingen und oft in minikleinen Softwareschmieden (Ein-Mann-Betrieben) entwickelt worden sind.
Das Gedcom-Format hat sich außerdem als die beste Variante der Datensicherung erwiesen.

Welche Dateien – außer reine unformatierte Textdateien – die älter als 30 Jahre sind, lassen sich heute noch problemlos öffnen? Die alten GEDCOM-Dateien sind als reine Textdateien immer noch lesbar!

Es wäre ein Jammer, wenn die Fähigkeit, alte GEDCOM-Dateien noch lesen zu können, verloren ginge. Früher blieb von genealogischer Forschungsarbeit oft nur ein schön gezeichneter „Stammbaum“ ohne Quellenangaben übrig.
Alle Zuarbeit in den dicken Aktenordner gingen nach dem Tod des Forschers verloren. Heute haben wir die Chance, auf einem alten PC eine alt GECOM-Datei zu lesen, wie früher Funde "auf dem Dachboden" gemacht werden konnten.

Aber: Die zunehmende Kommerzialisierung der Genealogie hat die Situation kräftig verändert und verändert sie weiter. Dabei es sinnlos gegen die Kommerziellen zu wettern.
Wo die Nachfrage groß ist, werden Anbieter nicht lange fehlen. Mittlerweile beherrschen sie den Markt der Ahnenforschungsprogramme.

Wer längere Zeit etwa die Genealogentage besucht, wird das nicht mehr übersehen können. Vor zehn Jahren waren da noch zahlreich kleine Programmanbieter, heute herrschen die großen Kommerziellen vor.
(Vgl. auch die Genealogica 2021!) Kommerzielle Unternehmen müssen Geld verdienen und in Werbung investieren, wenn sie am Markt bleiben wollen. Das darf man ihnen nicht zum Vorwurf machen.
Aber: müssen diese Unternehmen Interesse daran haben, das genealogische Daten „austauschbar“ mit den Programmen andere Anbieter bleiben? Wohl eher nur sehr eingeschränkt. Sie wollen die Nutzer von Anfang an (mit kostengünstigen Einsteigerangeboten) an ihr Programm binden und diese Bindung soll möglichst stabil sein.

Das Bemühen verschiedener, vor allem deutscher Programm-Autoren sich gegenseitig in einer Art „Ehrenkodex“ abzusprechen und vergleichbare GEDCOM-Standards einzuhalten ist
im Wesentlichen auf unseren Sprachraum beschränkt und funktioniert schon da nicht zu 100%.
Die letzte Ausgabe der „Familien-Forschung“ gibt in den Kurzberichten zu einzelnen Ahnenforschungsprogrammen an, ob der Autor zur Gruppe derer zählt, die „eine einheitliche Nutzung des GEDCOM-Standards 5.5.1.“ miteinander „besprochen“ haben. In früheren Ausgaben gab es noch eine ganzseitige Anzeige dieser Gruppe!
Vermutlich werden wir noch ganz andere völlig losgelöste Programm- und Formatvarianten und vorallem eine große Vielfalt erleben. Es wird wohl noch viel schwerer werden, Autoren an einen Standard – zumal über den Atlantik hinweg – binden zu wollen und alle Versuche hier koordinierend einzugreifen und „Standards“ zu formulieren werden über kurz oder lang von heroischer Frucht- und Folgelosigkeit sein.

Soll man darüber resignieren? Ich meine nicht.

Wenn ich den verschieden Zuarbeiten von Diedrich Hesmer aus unserer Liste, der ja ein ausgewiesener Kenner der Thematik ist, vertrauen kann, dann ist ja das GEDCOM-Format 5.5.1. noch nicht soweit ausgereizt, dass die Programmautoren nun noch eigene Tags erfinden müssten um ihr Programm „aufzuhübschen“ oder damit werben eigene Datenfelder selbst definieren zu können.
Ich könnte mir vorstellen, das wir zunehmend hilfreiche GEDCOM-Tools brauchen werden, die helfen, verschiedene GEDCOM-Varianten zu analysieren und aneinander anzupassen.

Mit diesen Bedenken zum neuen „Standard“ GEDCOM 7 wollte einer zu grßen Euphorie wehren.
Gruß Axel Noack

Hallo Herr Noack,

Widerspruch! Auf ganzer Linie!

1) Doch, kann FmailySearch die noch immer. Weil die alle weltweit relevanten Mitstreiter dafür mit ins Boot geholt haben bei der Diskussion und Verabschiedung der 7.0, die das dann auch mit tragen werden.

2) GEDCOM 7.0 bleibt immer noch reine Textdatei. Im Gegenteil, es gab zwischendurch mal eine Version wo Bilder etc. als BLOB eingebunden wurden - das war dann nicht sonderlich zukunftsträchtig. Alte Version ist also nicht zwingend besser. GEDCOM 7.0 bleibt da zum Glück von verschont.

3) Wer spricht denn davon, das alte Versionen nicht mehr unterstützt werden sollen? Niemand. Die 5 bzw. 5.5.1 waren so viele Jahre der absolute Standard, den schmeißt doch jetzt niemand mehr weg.

4) GEDCOM ist und war nie kommerziell. Das Argument zum Ängste schüren ist hier also vollkommen fehl am Platze.

5) Auf der Genealogica waren drei kleine Softwareanbieter vertreten (haben Sie deren Stände aktiv besucht?). Gegen drei große Online-Anbieter (von denen einer auch noch nicht mal kommerziell ist). Wo bitte ist da große Diskrepanz?

6) Unsere Bemühungen auf die einheitliche Einhaltung des 5.5.1-Standards (niemals war da von "Ehrencodex" die Rede!) hat außerordentlichen Einfluß auf die 7.0 genommen. Unsere Vorarbeit hier hat massiv an der Gestaltung der 7.0 mitgewirkt. Das wäre ohne diese Gruppe nie gelungen.

7) Warum sollen die Programmanbieter immer noch (teure, selbstfinanzierte) Anzeigen schalten, das sie zur GEDCOM-L dazu gehören? Inzwischen hat sich ja vermutlich rumgesprochen, das alle deutschsprachigen Programme da mitmachen.

8) Wie kommen Sie auf die Aussage durch Herrn Hesmer? Das passt nicht (mehr). Ja, die GEDCOM-L hat bis zuletzt diskutiert um die 5.5.1. Aber warum soll da jetzt noch was auf die 5.5.1 aufgepfropft werden, wenn die besprochenen Dinge klarer, eindeutiger in der 7.0 definiert sind? Oder überhaupt erst dort mit allgemeingültigen Tags laufen?

Erwiderung von jemandem, der die Euphorie um die 7.0 absolut teilt. Ohne die 5.5.1 damit in den Keller des Vergessens kehrten zu wollen.

Jan Escholt

Ich teile diese Ansicht überhaupt nicht.

GEDCOM 5.5 war von 1995 bis 2019 Standard. Mit GEDCOM 5.5.1 Draft von
1998(?) wurde das noch mal etwas modernisiert und von vielen als der
Nachfolger angenommen, der er 2019 dann offiziell wurde.

GEDCOM 5.5.1 hat jedoch einige Unstimmigkeiten und einige wünschenswerte
Erweiterungen fehlen. Um hier den GEDCOM-Standard identisch auszulegen
und Erweiterungen (benutzerdefinierte Kennzeichen/Strukturen) identisch
zu nutzen haben sich die Entwickler deutschsprachiger Programme in der
GEDCOM-L zusammen getan und für einen deutlich verbesserten
Datenaustausch gesorgt.

Jetzt ist GEDCOM 7 als Nachfolger von GEDCOM 5.5.1 angekündigt worden.
Ich kenne davon noch nichts. Jedoch gehe ich davon aus, dass man hier
nicht etwas völlig neues auf die Beine gestellt hat.
Wäre das so, würde ich Ihnen Recht geben. Das würde es schwer haben,
sich durchzusetzen (Henne-Ei-Problem).

Aber ein GEDCOM 7.0, dass die Strukturen von GEDCOM 5.5.1 beibehält, die
Unklarheiten/Doppeldeutungen beseitigt und neue Möglichkeiten bietet,
wird sicher von vielen erwartet.

Alle Programme, die heute bereits einen GEDCOM-Import haben, werden
diesen ja nicht as dem Programm entfernen. Also bleibt auch die
Möglichkeit bestehen, alte GEDCOM-Dateien zu importieren. Das ist ja
heute schon so. Soweit ich weiß, wird keine GEDCOM-Datei von irgendeinem
Programm völlig abgelehnt, weil sie nicht nach GEDOCOM 5.51 oder 5.5
erstellt wurde. Alle versuchen möglichst viel davon zu importieren.

Ergo: Ich bin gespannt auf GEDCOM 7!

Gruß, Stefan Mettenbrink.

Genealogieprogramme im GenWiki:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Kategorie:Genealogiesoftware

wie ich eben bemerkt habe: Der Standard ist nun zum lesen verfügbar: https://gedcom.io/specifications/gedcom7-rc.pdf

Genealogieprogramme im GenWiki:
http://wiki-de.genealogy.net/wiki/Kategorie:Genealogiesoftware