Gedankenfetzen

Leider habe ich für meine mails nicht viel Zeit und "die Liste" antwortet
schneller , als ich schreiben kann.
Deshalb ein paar Gedankenfetzen - ohne geplante Fortsetzung!

"Verfolgungswahn", das war es, was mir spontan einfiel, als ich Knut W.
Barde´s "Zensur"mail gelesen hatte. Mir fiel mein eigener missglueckter
Versuch ein, eine mail in die Liste zu senden - sie kam ebenfalls mit hinweis
auf suspicious header zurück. Weil aol offensichtlich gerne mal mails als
html und nicht als text verschickt. Fred hat´s mir erklärt und ich habe -
nach anfaenglichem Befremden - keinen Zweifel mehr daran gehabt, dass das
ein technisches Phaenomen war.

Ich bin aber froh, dass ich den Fortgang der Diskussion mitbekommen habe,
ich finde sie keinesfalls unwert - es ist ein Weg für jemanden aus juengerer
Zeit (bin 30), sich intensiv alle Meinungsverschiedenheiten anzuschauen und
zu lernen - auch etwas über Charaktere, von denen in dieser Liste ein
reichhaltiger Querschnitt zu Hause ist. Jedes deutbare Wort loest
garantiert bei irgendeinem eine heftige Reaktion aus; Ironie wird beim
einen verstanden (sogar erwartet), bein anderen ploetzlich wieder
missverstanden - Sprachbarrieren werden zu Stolperfallen. Leider kommen dann
und wann die typischen Irrtuemer auf:
- Ich habe aber recht, aetsch;
- Meine Formulierung ist unmissverstaendlich
- Meine Interpretation (der Formulierung des anderen) ist die Richtige.
Soviel aus meiner Sicht zur Form der Diskussion, leider mache ich mich schon
wieder selbst der Belehrung schuldig.

Zum Inhalt möchte ich mich nicht scheuen, den Wenigen, die persoenliche
Schicksale interessieren, auch noch eine Erzaehlung aus meiner Familie
wiederzugeben:
mein Grossvater (*1903) kam vor dem 2. Weltkrieg von Ostpreussen ins
Ruhrgebiet, wo er in der Stahlindustrie Arbeit fand.
Wegen koerperlicher Gebrechen nicht zum Waffendienst einberufen, blieb er im
Betrieb. Dort steckte er russischen Kriegsgefangenen von seinem erworbenen
und hier und da organisierten Essen was zu.
Ich weiss noch, wie er ueber diese Zeiten sagte: die eine Hand zum
Hitlergruss ausgestreckt, die andere Faust geballt in der Tasche .
Nach dem Krieg zogen die Gefangenen pluendernd und marodierend
(verstaendlich!!) durch die Gegend , so erzaehlte man mir. Mein Opa musste in
dieser Zeit einen Koffer, der bei der Rueckholung seiner Tochter aus der
"Erholung" im Sauerland dort geblieben war, abholen und radelte von Dortmund
nach Winterberg, eine Tour , die heute nur Radsportfanatiker machen würden.
Bei der Rast in einer Gastwirtschaft betraten ploetzlich "die Russen" den
Raum - und es gab ein traenenreiches Wiedersehen, einer der ehemaligen
Gefangenen steckte meinem Opa einen Zettel mit ein paar helfenden Worten auf
russisch zu, dass er verschont bleiben moege von Racheakten, wenn er anderen
Russen begegnete.
So naiv diese Geschichte klingen mag, lassen wir sie doch als Mosaiksteinchen
hier stehen .

Sorry, but I can´t translate all of it - this is a kind of personal résumé on
what I´ve learned from the discussion beginning with "the NS-film of 1937".
For some, it may be really "pissing contest", for others who read and write
more carefully, an enrichment. I also give a story about my Grandfather who
settled from east prussia to western germany before IIWW, having the
experience of mutual help with some russian war prisoners.

Martina Erzner