Fund: 2 Kirchbücher von Schmiedeberg

In einer eMail vom 05.10.01 11:03:24 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit schreibt
Merlin199305505@aol.com:

Gerade hat ja die Kath. Kirche über 3000 deutsche KB wieder an Polen
zurückgegeben.mit der Begründung Sie gehören an den Ort wo sie erstellt
wurden.Angesichts Deines Fundes hat dies einen sehr makaberen Beigeschmack
bekommen.
Hoffentlich Kommt nicht einer aus Polen und fordert Sie wieder zurück.

Hallo Thomas,
wir sollten tunlichst vermeiden, Kriminalität und staatliches Handeln in
einen Topf zu rühren (im Allgemeinen geschieht das, wenn von "den Polen" oder
- wie hier geschehen - "einem aus Polen" gesprochen wird). Wenn Kirchenbücher
in einem Antiquariat angeboten werden, können sie nur auf illegalem, d.h.
kriminellem Wege dorthin gelangt sein. Sie gehören entweder in das betreffend
Pfarramt oder in das zuständige Archiv, will heißen: Sie als Käufer haben auf
keinen Fall das Recht, sie zu behalten. Das bedeutet leider auch, dass Sie
kein Recht haben, die Bücher mikroverfilmen zu lassen, denn sie gehören
rechtlich nicht Ihnen. Um die günstige Gelegenheit aber nicht ungenutzt zu
lassen, würde ich gleichzeitig mit der Ankündigung der Rückgabe (wegen der
besseren Zugänglichkeit möglichst an ein staatliches Archiv in Polen) um die
Genehmigung zur Verfilmung bitten. Bei der Rückgabe haben Sie natürlich
Anspruch auf eine Aufwandsentschädigung.

Aus rechtlichen Gründen und solchen der Zugänglichkeit ist es tatsächlich und
unabhängig von den früheren Besitzverhältnissen und Kränkungen die günstigste
Lösung, Kirchenbücher nach dem Territorialprinzip aufzubewahren. Stellen Sie
sich einmal vor, der Verkäufer eines Rittergutes würde die dazugehörigen
Kirchenbücher beanspruchen, weil seine Vorfahren darin verzeichnet sind!
Werden also Kirchenbücher staatlicher- oder kirchlicherseits in ihr
Ursprungsterritorium zurückgegeben, so werden sie grundsätzlich vorher
mikroverfilmt, den Genealogen entsteht als okein Schaden.

Fragen Sie doch einmal in Schmiedeberg, ob dort kürzlich Kirchenbücher
gestohlen worden sind.

Grüße aus Hilden,
Günther Böhm

Hallo G�nter,
wir sollten aber bei aller politischen Korrektheit auch das folgende nicht
unter den Teppich kehren:
Noch ist es in Deutschland nicht vorstellbar, dass hier gef�hrte
Kirchenb�cher im Antiquariat landen, von den Jahren von vor 1945 ganz zu
schweigen.
Das Territorialprinzip kann man bei einer historisch einmaligen Situation
der 100%-igen ethnischen S�uberung nicht einfach anwenden. Hier (in Polen)
werden die Kirchenb�cher wirklich nur zum Geldverdienen genutzt.
Der Umgang mit den Kirchenb�chern in Polen (Lagerung usw.) ist auch ein
Argument gegen das Territorialprinzip, in diesem Fall.

Gru� Wolfgang

Wolfgang Leistritz schrieb:

Hallo G�nter,
wir sollten aber bei aller politischen Korrektheit auch das folgende
nicht unter den Teppich kehren:
Noch ist es in Deutschland nicht vorstellbar, dass hier gef�hrte
Kirchenb�cher im Antiquariat landen, von den Jahren von vor 1945
ganz zu schweigen.

Das kommt leider auch bei uns h�ufiger vor, als man glaubt.
Vor gar nicht langer Zeit berichtete Alexandra Blume �ber einen
solchen Fall.
Vor einiger Zeit wurden sogar welche auf eBay angeboten, wenn ich
mich recht erinnere, aus dem Raum Dresden. Nach einem Hinweis an
die Sicherheitsabteilung von eBay wurde das Angebot schnellstens
zur�ckgezogen.

Das Territorialprinzip kann man bei einer historisch einmaligen
Situation der 100%-igen ethnischen S�uberung nicht einfach an-
wenden. Hier (in Polen) werden die Kirchenb�cher wirklich nur zum
Geldverdienen genutzt.

Du kennst die Geb�hren, die in deutschen Kirchen-Archiven oder von
deutschen Standes�mtern genommen werden?

Gru� Heinz