Friedrich Wilhelm III über seine litauischen Untertanen 1807

K�nig Friedrich Wilhelm
An den Kanzler, Freiherrn von Schroetter

Memel, den 22.M�rz 1807

Mein lieber Kanzler Freiherr von Schroetter.
Bei meinem jetzigen l�ngeren Aufenthalte in der Provinz Litthauen, ist mein Augenmerk auch darauf gerichtet gewesen, den National-Charakter der Eingeborenen eigentlichen Litthauer n�her kennen zu lernen. Sie sind, wie Ich Mich zu Meiner herzlichen Freude �berzeugt habe, kindlich einfache, gutm�thige und religi�se Menschen, dabei auch jeder h�heren Ausbildung f�hig. Ich habe einzelne r�hrende Beweise von ihrer herzlichen Liebe und Treue gegen den K�nig und das K�nigliche Haus erhalten, und alle Umst�nde zeigen, dass sie an wahrem Patriotismus mit den Unterthanen Meiner treusten Provinzen wetteifern. Mit allen diesen guten und r�hmlichen Eigenschaften verbinden sie aber ein unverkennbares Misstrauen gegen ihre Obrigkeiten, welches die h�ufigen und gr��tentheil ungegr�ndeten Beschwerden erzeugt, womit Ich bei Meiner jedesmaligen Anwesenheit in der Provinz bel�stigt worden bin. Dieses Misstrauen kann, bei der strengen Aufsicht auf alle Zweige der Staats- und Justiz-Verwaltung, die hier, wie in allen anderen Provinzen gef�hrt wird, nur darin sich gr�nden, dass alle obrigkeitlichen Stellen von Deutschen verwaltet werden, die, wenn sie auch hin und wieder bei den Unterbeh�rden die litthauische Sprache erlernen, immer doch nicht national sind, und daher von den eingeborenen Litthauern als Fremde angesehen werden, gegen die sie nach traurigen in der Vorzeit gemachten Erfahrungen auf ihrer Huth sein m�ssen, dass aber die obrigkeitlichen Stellen nicht mit Litthauern besetzt werden, liegt nicht in der Staatseinrichtung, welche ohne Unterschied der Abkunft und des Standes die Rechtlichsten und F�higsten zu allen �mtern beruft, sondern hat nur darin seinen Grund, dass die National-Eigenth�mlichkeit sich unter den Bauern und Ackerb�rgern in einigen Landst�dten erhalten hat, und es also den National-Litthauern an Gelegenheit und Veranlassung fehlt, sich zu den Staats�mtern geschickt zu machen. Um ihnen diese zu geben, und einer so gut gearteten Nation auch Vertrauen zu ihren Obrigkeiten einzufl��en, endlich aber auch um dieser Nation zu beweisen, wie werth sie Mir um ihrer guten Eigenschaften Willen sei, und wie sehr Mir daran gelegen sei, ihr wahres Beste zu f�rdern, habe Ich beschlossen, 6 Knaben von eingeborenen, litthauischen Landleuten auf �ffentliche Kosten auf Schulen und Universit�ten unterhalten, erziehen, und in allen zum Justiz, und Cameraldienst erforderlichen Wissenschaften unterrichten, dann als Referendaren bei den Landes-Collegien zum practischen Dienst ausbilden, und hiern�chst nach Ma�gavbe iher F�hrung und Ausbildung vorzugsweise zum Dienst des Staats in der Provinz anstellen zu lassen. Zu Ausf�hrung dieses Beschliusses befehle Ich Euch, durch die Superintendenten der Provinz aus allen Kirchen Informationen derselben, �bergaupt sechs der f�higsten Knaben, von unverdorbenem, bildungsf�higem Alter ausw�hlen zu lassen, die beste Schulanstalt dem Zwecke gem�� auszumitteln, und die dazu erforderliche Geldsumme anzuzeigen. Die besondere Aufsicht �ber die Ausf�hrung dieses Planes dem Consistorio ganz besonders zu Pflicht zu machen und durch dasselbe mir allj�hrlich von dem Erfolg Bericht erstatten zu lassen.

Es muss aber dabei haupts�chlich mit darauf gesehen werden, dass die Knaben der Sprache, Sitten und Gebr�uchen der Nation nicht fremd werden. �brigens habt Ihr diesen Meinen Befehl in allen litthauischen Kirchen von der Kanzel verlesen zu lassen, damit Meine guten, treuen Litthauer erfahren, dass Ich Ihre Liebe und Anh�nglichkeit von ganzem Herzen erwidere.

Ich bin Euer wohl affectionierter K�nig.

Memel, den 22.M�rz 1807

Friedrich Wilhelm

Hallo Herr Szemkus,
woher ist dieser Brief? Wo befindet sich das Original bzw. welche Quelle hat ihn bisher veröffentlicht?
Ansonsten eine tolle Beschreibung!
LG

Tilo Peter
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Hallo Herr Peter,

das hier ist die Quelle:

Gerhard Lepa: Die St�mme der Pru�en Nadrauen, Schalauen und Sudauen
(das sogenannte Preu�isch-Litauen): Der Niedergang ihrer Sprache nach
den Akten des Preu�ischen Geheimen Staatsarchivs zu Berlin. Dieburg und
Berlin.
(Tolkemita-Texte. 67, 69, 72)
H.1. Von 1809 - 1842. 2005. 92 S.
H.2. Von 1842 � 1846. 2006. 96 S.
H.3. Von 1847 � 1856. 2008. 100 S.
Rezension Seite 344: