Fragen zu Militärbildern / Balkan- und Russlandfeldzug

Liebe Mitforscher*innen,

unter Index of /~ejannichsen/genealogie habe ich drei Fotos
eingestellt, die mit jeweils einer zweiten Datei (fast identischer Name)
daherkommen.

Diese Fotos habe ich aus Beständen meines Großvaters. Er war als Zahnarzt
tätig auf mehreren Feldzügen während des zweiten Weltkrieges. Die Fotos
waren vermutlich u.a. beim Panzerkorps Nachrichten Abteilung 440
(Balkanfeldzug und Sowjet-Union / Details ebenfalls als Foto online)
entstanden.

Kann mir irgendjemand weiterführende Informationen geben zu den Fotos
(erkennbar sind Zahlen, Abzeichen, …) oder zu den Feldzügen? Weiß jemand
etwas über weiterführende Literatur? Gab es bestimmte belegte Greueltaten,
die von der Abteilung 440 begannen wurden? Kann irgend jemand Genaueres zu
dem Aufgabenbereich eines Zahnarztes auf diesen Feldzügen sagen?

Wie in vielen Familien ist aus der Familie wenig bis nichts belegt. Nur habe
ich klare Hinweise, dass mein Großvater nach dem Krieg eine deutlich andere
Persönlichkeit aufwies.

Für jegliche Hinweise bin ich dankbar. Gerne auch außerhalb der Liste,
direkt privat an mich, falls gewünscht.

Vielen Dank

Enno Jannichsen

Moin*innen :joy: Enno,

zu Deinen Fotos kurz folgende Hinweise und Anmerkungen:

*Bild 1*

19.VII.1941
auf dem Parkplatz 34686 im Ford V8
Kfz-Kennzeichung "WH" = Wehrmacht Heer

Die auf dem Foto vermerkte Feldpostnummer (FPN) 34686 war zu diesem Datum vergeben an die 4. Kompanie/Korps-Nachrichten-Abteilung 440.

Aufgestellt am 8. Januar 1940 mit vier Kompanien für das XXXX. Armeekorps.
Erst am 9. Juli 1942 wurde die Abteilung in Panzerkorps-Nachrichten-Abteilung 440 umbenannt und dem XXXX. Panzerkorps unterstellt.
Informationen zu diesem Verband und den beiden übergeordneten Großverbänden findest Du bspw. hier <http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/NachrichtenabteilungenKorps/KNA440.htm&gt;\.

*Bild 2*

Sommer 1942
von links nach rechts
Zwei K.V.I. [Kriegsverwaltungsinspektor auf Kriegsdauer ( a. K.), Wehrmachtbeamter im gehobenen Dienst im Rang eines Oberleutnants]
Zwei Zahlmeister [Wehrmachtbeamter im gehobenen Dienst im Rang eines Leutnants]
(von der Entzifferung der Personennamen habe ich abgesehen)

Wehrmachtbeamte trugen farblich leicht abgeänderte Wehrmachtsuniformen, hier gab es eine ähnlich gegliederte Rangfolge. Die Uniformtuchunterlagen waren dunkelgrün.
Verwaltungsbeamte des deutschen Heeres (Heeresbeamte) trugen auf Schulterstücken und Kragenspiegeln als Waffenfarbe (Hauptfarbe) Dunkelgrün.
Sie wurden nach den verschiedenen Bereichen unterschieden, in denen sie tätig waren. Jeder Bereich wurde durch eine andere Zusatzfarbe gekennzeichnet. Sie lief als Paspelierung um den dunkelgrünen Kragen und um die Ärmelaufschläge und diente auch als Unterlage für die dunkelgrünen Schulterstücke.
Kriegsverwaltungsinspektor und Zahlmeister trungen unterschiedliche Kragenspiegel und Schulterstücke.
Es gab auf den Schulterstücken außerdem innen zwischen den beiden Schnüren die Haupt- und außen herum die Nebenfarbe. Beide sind auf Deinen Fotos nicht erkennbar

Kriegsverwaltungsinspektor: Schulterstücke mit dem Reichsadler als Alu-Auflage. Nebenfarbe: Hellgrau.

Zahlmeister: Schulterstücke mit der Alu-Auflage "HV" (Herresverwaltung). Nebenfarbe abhängig vom Verwendungsbereich.
Zahlmeister und Oberzahlmeister waren i. d. R. in Bataillons- / Abteilungs-Stäben im Einsatz.
Für Reserveoffiziere waren die Buchstaben aus Weißmetall gefertigt, für aktive Offiziere waren sie goldfarben.

*Bild 3*

Sommer 1942
Oberarzt, Kriegsverwaltungsinspektor, Kriegsverwaltungsinspektor, Zahlmeister, Zahlmeister, Oberarzt, Stabsarzt
(von der Entzifferung der Personennamen habe ich abgesehen)

*Karte Balkanfeldzug*

Anm.: Die Stadt sö. von Budapest heißt korrekt Szolnok, nicht Szelnok.

*Zahnärzte in der Wehrmacht*
Ihre Schulterklappen (im Mannschafts- oder Unteroffiziersrang) bzw. Schulterstücke (im Offiziersrang) trugen die Auflage eines "Z".
Approbierten Zahnärzten in der Wehrmacht wurde die Anerkennung als Sanitätsoffiziere erst nach Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 zuteil, ohne daß dies allerdings Eingang in Vorschriften und Laufbahnverordnungen fand. Nur in der Luftwaffe waren Zahnärzte in das Sanitätsoffizierskorps integriert und den Ärzten gleichgestellt. Ganz anders ging jedoch die Waffen-SS vor, wo die SS-Zahnärzte und auch die SS-Dentisten als Fachärzte den SS-Ärzten grundsätzlich gleichgestellt waren.
Zahnärzte hatten während der Krieges grundsätzlich die Aufgabe, in Sanitätskompanien und Feldlazaretten die Zahnbehandlung und Zahnersatzversorgung der Soldaten sicherzustellen sowie Kieferverwundungen erstzuversorgen und in nachfolgenden Kieferstationen der Kriegslazarette kieferchirurgisch zu behandeln.

Viele Grüße,
Jürgen