Liebe Listen-Mitglieder!
Auch auf die Gefahr hin, dass ihr den Artikel doppelt lesen müsst, hier ein
Artikel aus der Bonner Rundschau vom 15.2.06:
(Kommt von einem Forscher aus der Niederschlesien-Liste):
Hinter jeder Karteikarte steht ein Schicksal
Andrei Rumjanzew forscht in russischen Archiven nach
vermissten deutschen Soldaten
Von Kai Tenzer (BoRu)
Schildgen/Moskau. Andrei Rumjanzew ist ein Detektiv.
Aber nicht Schuldner, Vermisste oder untreue
Ehepartner sind es, die er aufzuspüren versucht,
sondern Tote. In Millionen von Karteikarten und
Archiven so groß wie Wohnsiedlungen forschen Rumjanzew
und seine Mitstreiter von der Moskauer Liga für
Russisch-Deutsche Freundschaft nach vermissten
deutschen Soldaten und Zivilisten.
Wenn sie fündig werden, ist es die Antwort auf die
jahrzehntelange Ungewissheit von Ehefrauen, Kindern
und Enkeln. Eine Antwort, die stets zu rührenden
Dankesschreiben und meist jahrelangem Kontakt führt,
wie Rumjanzew in der Schildgener Wohnung von Walborg
Schröder erzählt. Schröder ist Vorsitzende der
Deutsch-Russischen Gesellschaft Rhein-Ruhr, die eng
mit der Liga, deren Präsident Rumjanzew ist, verbunden
ist. Nicht zuletzt deshalb bekommt das Suchreferat
Moskau, wie sich die Einrichtung der Liga nennt,
immer wieder Aufträge aus dem Bergischen. Einer
Odenthalerin konnte Rumjanzew so bereits Gewissheit
über das Schicksal ihres bis dato verschollenen Mannes
verschaffen.
Eine solch positive Antwort ist bei weitem keine
Selbstverständlichkeit. Rund 200 Schicksale habe man
in den vergangenen 10 Jahren aufklären können bei
1500 Anfragen. Dass so viele Anfragen ins Leere
laufen, liege insbesondere daran, dass in den Archiven
nur Kriegsgefangene erfasst seien, erklärt Rumjanzew.
Wer auf dem Schlachtfeld gestorben ist, der wird
vermisst bleiben. Letztlich geht es um die rund 300
000 der etwa 2,4 Millionen Kriegsgefangenen, die in
den ersten Nachkriegsjahren an Krankheiten oder
Unterernährung gestorben sind.
Nur weil die alle archiviert wurden, heißt das aber
noch lange nicht, dass sie einfach zu finden wären.
Denn in den drei Zentralarchiven ist nichts im
Computer erfasst. Man muss sich durch 7 Millionen
Karteikarten wühlen; es gibt allein 10 000 Müllers,
sagt Rumjanzew. Auch das wäre noch überschaubar, wären
da nicht die phonetischen Schwierigkeiten. Zum
Beispiel ein h schreibt man im russischen immer als
g, erklärt der 47-jährige. Alle Daten seien damals
nach Gehör aufgenommen worden, die Wahrscheinlichkeit
ist also groß, dass die Schreibweise auf vielerlei
Arten verfälscht wurde. Deshalb können nur russische
Experten in solchen Archiven etwas finden, die prüfen
bis zu 20 Namensvarianten.
Ist die richtige Karte gefunden, geht die Suche nach
der Akte los, die in gewaltigen Archivlabyrinthen
lagert. Die sind so groß, da braucht man ein
Fahrrad, sagt Rumjanzew mit einem Lachen. Am Ziel
angelangt finden sich allerdings wahre Schätze. Neben
akribisch geführten Krankenakten tauchen mitunter
ganze Fotoalben auf oder ein Notizbuch mit den
Adressen aller alten Freunde des Verstorbenen. Es
gibt da wirklich rührende Geschichten. Geschichten,
die die Völker wieder verbinden.
Genau das ist auch die Idee hinter dem Suchreferat,
das in Bergisch Gladbach geboren wurde, als Rumjanzew
im Rahmen der Feiern zum 50. Jahrestag des Kriegsendes
die Deutsch-Russische Gesellschaft besuchte. Wir
haben überlegt, wie können wir jetzt noch die Folgen
des Krieges mildern. Nicht sie vergessen machen,
betont Rumjanzew, aber zur Bewältigung beitragen.
Stichwort: Suchreferat
Seit 10 Jahren forscht das Suchreferat Moskau der Liga
für Russisch-Deutsche Freundschaft bereits nach
deutschen Soldaten und Zivilisten, die seit dem II.
Weltkrieg als vermisst gelten. Je mehr Details das
Suchreferat über den Vermissten weiß, desto größer ist
die Chance auf Erfolg. Besonders wichtig sind dabei
die Vornamen der Frau und der Eltern des Gesuchten,
die stets in den russischen Akten aufgeführt sind.
Eine Suchanfrage kostet 30 Euro Gebühr, bei Erfolg
zusätzlich 200 Euro. Informationen und ein Formular
für die Suchanzeige gibt es bei der Liga für
Russisch-Deutsche Freundschaft, Maroseika-Str.7/8-27,
A/Nr. 190101000 Moskau, Russland
www.suchreferat-moskau.de
ENDE DES ARTIKELS
Sicher habt ihr den schon oder kennt ihn schon.
Es kann sein, dass er schon in der Liste war und ich das nicht bemerkt habe.
Im Augenblick habe ich viel Stress.
Liebe Forscher-Grüße!
Rita Hartwig