Hallo Mitstreiter,
die "Bundeszentrale für politische Bildung" (bpb), Adenauerallee 86, 53113
Bonn, hat am 30. September dieses Jahres eine herausragende Publikation
herausgegeben:
"Zwangsumsiedlung, Flucht und Vertreibung 1939-1959", 256 S.(DIN-A 4),
Schutzgebühr 6.--Euro, Best.Nr. 1015
Es heißt im Begleittext: "Der Atlas ist ein aktueller Beitrag zur Debatte um
die Geschichte der Vertreibungen in Ostmitteleuropa..."
Siehe auch unter :
edlung
In diesem informativen Werk werden die Ereignisse hauptsächlich im früheren
und heutigen Raum Polen mit viel Kartenmaterial, Zeitzeugenberichten und
Wiedergabe der Quellen-Dokumente aufgeführt, - ohne Wertung, ohne Emotionen
und ohne Schuldzuweisungen, aber auch ohne Tabu bzgl. der deutschen,
polnischen uns sowjetischen jeweiligen Verbrechen.
Die betroffene Bevölkerung wird getrennt behandelt: Polen, Juden, Deutsche,
Ukrainer, Andere Nationalitäten.
Die schonungslosen Beiträge über Verbrechen auf beiden Seiten dürften sowohl
in Polen als auch in Deutschland bei manchem Unbelehrbaren auf Kritik
stoßen.
Bemerkenswert ist, daß es sich um eine Arbeit von vier jüngeren polnischen
Zeithistorikerinnen und -historikern" handelt, die zunächst in Polen
erschienen ist und in der auch bzgl. der Deutschen die Wörter
"Zwangsumsiedlung" (im Abschnitt "Unter polnischer Verwaltung" z.B. die
Untertitel "Deutsche Bevölkerung in Isolierungslagern" und "Die große
Zwangsausweisung") und "Vertreibung" benutzt und entsprechende polnische
Dokumente wiedergeben werden.
Es wird auch deutlich gemacht, daß erst nach dem 17.Juli 1945 auf der
Konferenz (USA, UDSSR, GBR) "die Entscheidung getroffen wird, Polen die
deutschen Gebiete östlich der Linie Oder und der Lausitzer Neisse
zuzuerkennen" (der deutschen Gebiete !!!).
Bzgl. Schlesien speziell enthält das Buch allerdings nur einen kurzen Text,
darüber hinaus aber wichtige Quellendokumente: "Auszug aus dem Tagebuch vom
Pfarrer der Breslauer Kirchengemeinde St.Mauritius, Paul Peikert"; "Bericht
Jerzy Wideras über das Schicksal seines Vaters, Bergmann der Grube Ludwik in
Hindenburg"; "Befehl" vom 29.6.1945 über die ggf. gewaltsame Entfernung der
Deutschen in Glatz innerhalb eines Tages.; "Auszug aus einem Bericht eines
Inspektors des Ministeriums für öffentliche Verwaltung über die Auswirkungen
der Aussiedlung der deutschen Bevölkerung in Niederschlesien"; "Auszug aus
dem Bericht von Georg Gottwald aus Grünberg" ; "Verfügung Nr.1 des
Bevollmächtigten der Regierung der Republik Polen für den Verwaltungsbezirk
Niederschlesien, Stanislauw Piaskowski, vom 2.April 1945"; "Auszug aus dem
Bericht des Bevollmächtigten der Regierung der Republik Polen in
Habelschwerdt über den Verlauf der Aussiedlung der deutschen";
Übersichtskarte der größten Lager für Deutsche in Polen 1945-1960 (die
Mehrzahl in Schlesien).
Ich denke, daß diese sachliche und nicht ideologisch verbrämte Arbeit
polnischer Wissenschaftler uns helfen kann, auch manchen deutschen
Gesprächspartner von der geschichtlichen Wahrheit der Verbrechens der
Vertreibung der Deutschen (und nicht nur der Deutschen) zu überzeugen -
andererseits aber auch diejenigen zum Nachdenken zu bringen, die eine
Entschuldigung für nazi-deutsche Verbrechen suchen.
Gruß aus dem Allgäu
Ernst Schroeder - www.kolberg-koerlin.de -