FN LAU, Geburtsurkunde 1909, russisch und polnisch

Hallo Liste,

ich bitte um Hilfe zu / bei einer Geburtsurkunde in Russisch, insbesondere aber zu dem Randvermerk in polnischer Sprache:

https://szukajwarchiwach.pl/50/179/0/4/166/str/1/1/50#tabSkany, hier das Bild Nr. 16, Eintrag Nr. 47 (links oben)

Kurze Zusammenfassung zum Hintergrund:

im o.g. Kirchenbucheintrag wird 1909 die Geburt des Heinrich Julius LAU beurkundet, Anzeigende sind, soweit ich errate, Emil SCHATSCHNEIDER aus Schladowek und Friedrich ??? aus Schladow, was nur bedeutet, dass ein Vater LAU nicht genannt ist.
Die Mutter wird mit Emma LAU, 36 Jahre, vermerkt, ob ledig oder verwitwet, kann ich nicht erkennen, Paten sind der erste Anzeigende und eine Wanda Buchholz.

Heinrich Julius heiratet Nov. 1936 Agate KRAUSE, geboren Aug. 1907 in Nowiny,
er wird 1957 als Spätaussiedler aus Nowiny in Ellrichshausen ankommend genannt ("Der Heimatbote")
Nov. 1961 wird die Silberne Hochzeit von Heinrich Julius LAU und Frau Agate, geborene KRAUSE im Heimatboten vermerkt,
Okt. 1963 stirbt Agate LAU im Krankenhaus in Crailsheim (Kreisstadt),
Jan. 1970 folgt ihr Heinrich Julius LAU, ebenfalls im Krankenhaus in Crailsheim verstorben.

Den Randvermerk in polnischer Sprache im o.g. Kirchenbucheintrag deutete ich bisher als "Antrag auf Namensänderung des Heinrich Lau in "Josef"" am 29.11.1953,
aber während die standesamtliche Sterbeurkunde nur das Geburtsdatum 4. Juli 1909 in Schladov / Krs. Socjaczow (vermutl. Sochaczow) ohne Angaben zu den Eltern nennt, werden in den Unterlagen der evang. Kirchengemeinde Ellrichshausen als Eltern der Landwirt Josef LAU und Emma LAU genannt.
Wenn der Randvermerk dagegen bedeutet, dass der Vater des Heinrich Julius nachträglich genannt wird, stellt sich Frage, warum erst 1953?

Eine weitere Ungereimtheit:
in den erwähnten Unterlagen der Kirchengemeinde wird eine Tochter Malitta genannt, die 1927 geboren und in Russland verschollen sei.
Entweder liegt hier ein schlichter Schreibfehler vor, bereits in den originalen Unterlagen oder erst kürzlich in der Mail an mich und das Geburtsdatum ist 1937,
oder die Tochter ist tatsächlich vorehelich geboren und das "verschollen in Russland" ließe sich mit einem Kriegseinsatz oder Verschleppung der 17-18jährigen eher erklären.

Die Aufzeichnungen der Kirchengemeinde nennen keine weiteren Kinder, dennoch wird in der Sterbeanzeige 1963 im Heimatboten die verstorbene Agate LAU als "Ehefrau, Mutter und Großmutter ..." bezeichnet.

Ich hoffe, dass sich hier jemand findet, der Details der Geburtsurkunde 1909 (Russisch) und des Randvermerks nennen kann.

Gruß
Manfred

Hallo Manfred,

Den Randvermerk in polnischer Sprache im o.g. Kirchenbucheintrag deuteteich bisher als "Antrag auf Namensänderung des Heinrich Lau in "Josef""am 29.11.1953,aber während die standesamtliche Sterbeurkunde nur das Geburtsdatum 4.Juli 1909 in Schladov / Krs. Socjaczow (vermutl. Sochaczow) ohne Angabenzu den Eltern nennt, werden in den Unterlagen der evang. KirchengemeindeEllrichshausen als Eltern der Landwirt Josef LAU und Emma LAU genannt.Wenn der Randvermerk dagegen bedeutet, dass der Vater des HeinrichJulius nachträglich genannt wird, stellt sich Frage, warum erst 1953?

Heinrich Julius Lau ist unehelich geboren, die Mutter nicht verheiratet. Am Rand lese ich: Na wniosek Henryka Lau uzupelnia sie niniejszy akt imieniem ojca "Józef". Das bedeutet, dass auf den Wunsch Heinrich Laus als Vorname seines Vaters Julius eingetragen wurde. Ich meine irgendwann mal gelesen zu haben, dass in Polen bei unehelichen Kinder ohne bekannten Vater die Möglichkeit besteht, bei Ausstellung einer Geburtsurkunde, statt Vater unbekannt, einen Namen eintragen zu lassen. Bin mir da aber nicht so sicher. Jedenfalls heisst es nicht, dass der Vorname des Kindes in Josef geändert wurde.

Eine weitere Ungereimtheit:
in den erwähnten Unterlagen der Kirchengemeinde wird eine TochterMalitta genannt, die 1927 geboren und in Russland verschollen sei.Entweder liegt hier ein schlichter Schreibfehler vor, bereits in denoriginalen Unterlagen oder erst kürzlich in der Mail an mich und dasGeburtsdatum ist 1937,oder die Tochter ist tatsächlich vorehelich geboren und das "verschollenin Russland" ließe sich mit einem Kriegseinsatz oder Verschleppung der17-18jährigen eher erklären.Die Aufzeichnungen der Kirchengemeinde nennen keine weiteren Kinder,dennoch wird in der Sterbeanzeige 1963 im Heimatboten die verstorbeneAgate LAU als "Ehefrau, Mutter und Großmutter ..." bezeichnet.Ich hoffe, dass sich hier jemand findet, der Details der Geburtsurkunde1909 (Russisch) und des Randvermerks nennen kann.

Ist den ausgeschlossen, dass Heinrich Lau oder seine Frau schon vorher verheiratet waren und ein Kind bzw. Stiefkind aus erster Ehe mit in die Ehe brachten? Wenn die beiden erst 1957 aus Polen raus sind, könnten auch Kinder zurückgeblieben sein die nicht nach Deutschland gingen. Da du die standesamtlichen Sterbeurkunden nun besitzt, hast du auch nach der zugehörigen Sammelakte gefragt?

Viele Grüße

Kai

Hallo Kai,
vielen Dank für Deine Erläuterungen!

- ich weiß nicht, ob Heinrich Lau oder Agate Krause schon einmal verheiratet waren, mir ist nur die Heirat der beiden im November 1936 bekannt, a) durch die Glückwünsche zum Silbernen Ehejubiläum im Heimatboten und b) bestätigt durch Eintrag in der Sterbeurkunde der Agate Lau.
1927, im Jahr der Geburt der einzigen genannten Tochter Malitta war Heinrich Lau 18 Jahre und 5 Monate alt, durchaus möglich, dass er schon verheiratet war,
ebenso Agate Krause, die zu dem Zeitpunkt etwas über 20 Jahre alt war, aber dann würde ich vermuten, dass die Tochter einen anderen Nachnamen hätte.

Die Information über diese Tochter stammt jedoch aus der Ist-Zeit, d.h. nach dem Krieg; ich habe auch hier keine sichere Information, wann und zu welchem Anlass der evangelische Pfarrer diese Notizen anfertigte, die sicher auf Gesprächen mit einem oder beiden beruhen
(z.B. hat der Pfarrer zu Agate Lau angemerkt "(nach dem Kriege 1945) in Polen schwer misshandelt").
Sollten weitere Kinder, selbst in Polen, gelebt haben oder dort verstorben sein, würde ich ebenso Notizen in den Unterlagen/Kirchenbüchern der Kirchengemeinde erwarten.

Für mich sieht es nicht so aus, dass beide zur gleichen Zeit aus Polen in die Bundesrepublik gekommen sind; im Heimatboten 1957 wird nur Heinrich Lau als Spätheimkehrer genannt, während in den Jahrgängen, die ich seinerzeit abschrieb, alle Familienmitglieder, Ehefrauen mit Mädchennamen, Kinder genannt wurden.

Die beiden standesamtlichen Sterbeurkunden habe ich auf indirekten Weg erhalten:
meine Anfrage beim Pfarrer in Ellrichshausen wurde beantwortet von Frau Lechner, die beauftragt sei, mich zu unterstützen und sich als Lokalhistorikerin vorstellte.
Frau Lechner fand mit Hilfe des Sterbedatums "ab Januar / Februar 1970" recht schnell die Sterbeurkunden im Stadtarchiv der Kreisstadt Crailsheim und überließ mir je eine Kopie. Die weiteren Angaben ermittelte sie dann aus den Kirchenbüchern der Heimatgemeinde, wie sie schrieb.
Ob im Stadtarchiv auch eine Sammelakte lagert, versuche ich herausfinden.

Sind Dir die standesamtlichen Abläufe bekannt?
Erhält das örtliche Standesamt, hier Ellrichshausen bzw. heute Satteldorf-Ellrichshausen, eine Ausfertigung oder amtliche Benachrichtigung, wenn ein Sterbefall z.B. im Krankenhaus einer anderen Stadt (hier Kreisstadt Crailsheim) beurkundet wird?

Hallo Manfred,

Sind Dir die standesamtlichen Abläufe bekannt?
Erhält das örtliche Standesamt, hier Ellrichshausen bzw. heuteSatteldorf-Ellrichshausen, eine Ausfertigung oder amtlicheBenachrichtigung, wenn ein Sterbefall z.B. im Krankenhaus einer anderenStadt (hier Kreisstadt Crailsheim) beurkundet wird?

ich weiß nur, dass im Sterbefall eine Nachricht an das Geburtsstandesamt und das Heiratsstandesamt geschickt wird und ein entsprechender Vermerk in diesen Urkunden gemacht wird. Wenn die Person im Ausland geboren wurde, wurde in der DDR eine Nachricht an das "Staatliche Notariat Berlin Mitte" geschickt. Ich nehme an damit ist das Standesamt Berlin I gemeint. Wie die BRD das handhabte weiß ich nicht. An die Meldebehörde des Wohnortes wurde auch eine Nachricht geschickt.

Ob im Stadtarchiv auch eine Sammelakte lagert, versuche ich herausfinden.

Probiere das unbedingt. Vor allem bei der Ehefrau die später starb, muss ein Angehöriger mit Adresse benannt worden sein.

Viele Grüße

Kai