Liebe Listenteilnehmer,
Waltraud Render-Genilke und Eva Tribiahn haben hier v�llig zu Recht ein
�rgernis angesprochen, um die anderen Listenteilnehmer zu informieren und sich
mit ihnen dar�ber auszutauschen. Dies hat nichts mit "�ffentlicher
Stimmungmache" zu tun und darf nicht als solche abqualifiziert werden. Damit w�rde jede
Kritik im Keime erstickt. Informations- und Meinungsaustausch ist zwischen
Familienforschern angesagt, nicht das Beschweigen von �rgernissen und
Mi�st�nden. Auch verst�ndliche Dankbarkeit darf nicht zu Blindheit f�hren. Da hat
Thomas Reimer recht. Die Dankbarkeit erkl�rt sich daraus, da� allgemein angenommen
wird, die Mormonen stellten die Verfilmungen v�llig selbstlos zur Verf�gung
und nicht von ungef�hr kommt das "totale Erstaunen" von Elke Hedstrom, "warum
die Mormonen so gro�z�gig sind".
Es ist wohl in der Tat so (wie Thomas Reimer vermutet), da� die Mormonen
nicht die Erlaubnis der gro�en Kirchen erhalten h�tten, deren eigene
Kirchenb�cher zu verfilmen und zu nutzen, wenn sie die Nutzung auf ihre eigenen
Mitglieder beschr�nken w�rden. Die Motivation, die Filme g�nstig zur Verf�gung zu
stellen, geht aber noch dar�ber hinaus. Entgegen der Einsch�tzung von Wolfgang
Brozio profitieren die Mormonen in der Tat selbst davon und haben
entsprechende Erwartungen. Sie erwarten n�mlich, da� die "Kunden" (so profan nennen sie
die Nutzer) ihre in den Filmen erforschten Daten ihnen zur Verf�gung stellen.
Gem�� der f�r alle Nutzer verbindlichen "Benutzungsordnung" (Abschnitt II, Z.
4) von 2001, die in ziemlich rigorosem Stil gehalten ist, ist der Nutzer
verpflichtet, von jeder Ver�ffentlichung, die zu einem erheblichen Teil unter
Verwendung von Mikrofilmen erstellt wurde, den Mormonen "unaufgefordert und
unentgeltlich" ein Belegexemplar zu �berlassen. Warum zahlreiche Nicht-Mormonen
dort forschen und nach Einsch�tzung von Wolfgang Brozio dennoch kein
"genealogisch relevanter Output" gew�hrleistet sein soll, kann ich nicht
nachvollziehen. Die Nutzer machen doch nicht reine Sandkastenspiele. Vom Erfolg der
Filmnutzung (aus Kostengr�nden fahren sie meist nicht zur Gen. Zentralstelle in
Leipzig) kann sich Wolfgang Brozio in den zahlreichen Schriften des VfFOW (APG
und "Familienarchiv") �berzeugen. Auch meine Arbeit bei den Mormonen hat sich
dort in zwei umfassenden Ahnen- und Sippschaftslisten niedergeschlagen (APG
2000, S. 13 ff., 45 ff.). F�r die Mormonen sind diese Forschungsergebnisse
von gro�em Vorteil und Nutzen, da die Familienforschung ja ganz entscheidend zu
ihrer Religionsaus�bung geh�rt und sie glauben, die Seelen der erfa�ten
Personen zu "retten".
Eine weitere, nat�rlich nirgends festgehaltene Erwartung der Mormonen ist,
das eine oder andere Sch�fchen unter den Nutzern f�r sich zu gewinnen und
engagieren zu k�nnen. Ich bin w�hrend meiner siebenj�hrigen Arbeit in der Bremer
Forschungsstelle wiederholt von ihnen mehr oder weniger diskret auf eine
Teilnahme an Gottesdiensten angesprochen worden. Da ich nie angebissen habe,
haben sie nun eine, wie sie wohl meinten g�nstige Gelegenheit (ein von ihnen
vorgeschlagenes, eigentlich nicht notwendiges Gespr�ch �ber eine kleine
Beschwerde von mir) genutzt, um mich und sogar meine Frau zu �bert�lpeln und fast
gewaltsam zu missionieren. Zu Beginn des Gespr�chs im Geb�ude der Mormonenkirche,
wozu deren "Bischof" und der Leiter der Forschungsstelle auch meine Frau
hinzugebeten hatten, sprachen diese ein Gebet, das ich aus Gr�nden der Toleranz
duldete. Im weiteren Verlauf wurde mir eine Bibel regelrecht unter die Nase
gehalten und ich aufgefordert, daraus vorzulesen. Dies fand ich aberwitzig und
lehnte es nat�rlich ab. In dem Gespr�ch wurde mir zu verstehen gegeben, da�
ich die Bremer Forschungsstelle nicht mehr nutzen d�rfe. Mir wurde schn�de
gesagt, ich k�nne ja jeweils nach Oldenburg oder Hamburg fahren, was wegen
meiner intensiven und langfristigen Forschung nat�rlich nicht m�glich ist. Dies
ist deshalb besonders hinterh�ltig und verwerflich, da die Mormonen wissen,
da� sie damit mein Projekt eines Ortssippenbuchs f�r ein ganzes ostpreu�isches
Kirchspiel ernsthaft gef�hrden. Aberwitzig ist, da� der sog. "Bischof" mich
seinerzeit an der VHS in die Familienforschung eingef�hrt hat und mir jetzt
die entscheidende Forschungsm�glichkeit abschneidet.
Es ist leider allgemein nicht bekannt, da� die Mormonen wie jede Sekte mit
zwanghaften Methoden indoktrinieren und f�r sich missionieren. Mir war dies
auch neu. Ich war stets dankbar f�r die g�nstige Forschungsgelegenheit, habe
mich immer positiv �ber die Mormonen ge�u�ert und habe sogar im Vereinsorgan
des VfFOW, Altpreu�ische Geschlechterkunde, eingehend �ber die
Forschungsm�glichkeiten dort informiert (APG 2000 und 2001). Nun habe ich die Quittung daf�r
bekommen. Mir war nicht bekannt, da� die Mormonen unter ihren "Kunden"
insgeheim Opfer ausgucken. Ich fand es immer nur etwas zwiesp�ltig, da� junge
M�nner der Mormonen aus den USA in Deutschland regelm��ig und nachhaltig
Missionierung betreiben, also auf Seelenfang gehen. Welche Hintergr�nde dies hat und
wer die Reisen und langen Aufenthalte der Amerikaner hier bezahlt, war mir
immer schleierhaft. Das fr�here VfFOW-Vorstandsmitglied Dietrich Lenski, der
fr�her in der APG �ber die Arbeitsm�glichkeiten der Mormonen informiert hatte,
lie� sich seinerzeit in einem Brief an mich sehr negativ �ber die Mormonen
aus. Er schrieb mir, die Deutschlandzentrale der Genealogischen Gesellschaft von
Utah habe sich mehr als ruppig aufgef�hrt, ganz in der Art amerikanischer
Gesch�ftsleute. Nicht umsonst habe sie sich mit dem Evangelischen Zentralarchiv
in Berlin und dem Bisch�flichen Archiv in Regensburg �berworfen. Vom VfFOW
habe sie frech alle interessanten B�cher kopiert, und als der Verein
seinerseits eine Bestandsliste der Mormonen f�r Ost- und Westpreu�en haben wollte,
h�tten diese gemauert, schrieb Lenski.
Es gibt also hinter der netten Fassade der Selbstlosigkeit und
Uneigenn�tzigkeit etliche gravierende Vorg�nge und Fakten, von denen viele nichts wissen.
Manche wollen aber auch noch nicht einmal davon wissen, denn Leitmotiv ist
f�r viele das Prinzip des Heiligen Sankt Florian. Davon kann aber eine
Gemeinschaft nicht leben. Deshalb sollten wir uns auch daf�r interessieren, was
andere erleben und weitervermitteln.
Mit freundlichen Gr��en
Manfred B�ttcher