Feldpost aus Guhrau

Hallo,

ich habe eine Ansichtskarte aus Guhrau, auf der neben dem Poststempel
"Feldpost" 11.5.1919 auch ein blauer Stempel, wahrscheinlich von der
Einheit, ist. Der Stempel hat die Abk�rzungen:

S.B.
4. B. P. A. R. 56

Das P k�nnte auch ein B oder R sein.

Wei� jemand, was das bedeutet?

Mit freundlichem Gru�
Dirk Steindorf-Sabath

Es heisst:

4. Batterie <das ist eine Kompanie>
Reserve <Feld> Artillerie Regiment 56

Es gehörte im Winter 1914 zur 75. Reserve-Feldartillerie-Brigade <mit Res-FeldArtRgt 58>
und ab 1916 zum Artillerie Kommandeur 76 <ab 15.4.1918 mit II.Bataillon FußArtRegt 24>

Damit unterstand es den gesamten Krieg der 76. Reserve.Division, die von 1914-1918 an der Ostfront war und Anfang Maerz 1918 in den Westen transportiert wurde

1914, 29.12.1914-3.2.1915 Aufmarsch der 10. Armee

Winterschlacht in Masuren,
Belagerung von Kowno
Njemen-Schlacht
Schlacht bei Wilna
Reserve Oberost
Stellungskämpfe vor Riga
Transport nach Siebenbürgen
Schlacht vor dem Geisterwalde
Schlacht bei Kronstadt
Gebirgskämpfe am Törzburger Paß
Verfolgungskämpfe bei Campulong
Schlacht bei Arges
Schlacht bei Rimnicul-Sarat
Schlacht an der Putna
10.12.1917 Waffenstillstand an der rumänischen Front

Für den Westen sind keine größeren Gefechte <mehr > verzeichnet

Die Aufzaehlung ist nicht vollstaendig kann aber bei Interesse vervollstaendigt werden.

Wenn es nach Recht und Gesetz zugeht, war das Reserve-Feldartillerie-Regiment 56 ein Tochterregiment des 2. Posenschen Feldartillerie-Regiments 56 in Lissa <aber hier gibt es Ausnahmen!>

Ernst

Hallo Ernst,

meine Anerkennung �ber Deine fundierten Kenntnisse.

Vielleicht k�nntest Du mich auch etwas weiterbringen, d�rfte bei mir wohl
aber etwas schwieriger sein: Ich habe vom sog. Krankenbuchlager in Berlin
�ber meinen Vater aus dem 1. Weltkrieg folgende Auskunft bekommen bei der
aber eine �bergeordnete Einheit nicht angegeben ist. Meines Wissens war mein
Vater , der aus dem Kreis Liegnitz stammte (geb. am 24.8.1895) fast den
ganzen Krieg im Westen.
Eintr�ge im Krankenbuchlager:
- 4.9.1914 verwundet als Kan. der 6. Bttr., Feld Art. 57, in das Res.-Laz.
Bernburg
- 14.9.1914 zum Bat. des I.R. 120 in Ulm
29.6.1915 verwundet als Kan. der 2. Bttr., Res. Feldart. Rgt. 70 in das
Kriegslaz. Z�llichau
20.7.1915 zur Truppe
13.4.1918 erkrankt als Uffz. der 2. Bttr., Res. Feldartl. Rgt. 70 in das
Kriegslaz. Kobryn
Es folgen hier noch einige Eintragungen zur gleichen Einheit.
2.10.1918 g.v.H. zum Ers.Feldart. Regt. J�terbog
30.10.1918 erkrankt als Uffz. der 1. Bttr., Ers.Feldart. Rgt. J�terbog

Ich h�tte gern gewu�t, zu welchen �bergeordneten Einheiten die Res.
Feldartl. Rgt. 70 bzw. Ers. Feldart. Regt. J�terbog geh�rte und wenn
m�glich, bei welchen Schlachten/Kampfhandlungen diese Einheit eingesetzt
war. Ein Hinweis dazu noch: Am Anfang des Krieges war mein Vater bei den
K�mpfen durch Belgien (Br�ssel) (entsrechend dem Schlieffen-Plan)
beteiligt.

Herzlichen Dank im voraus f�r die Auskunft!
Viele Gr��e
Helmut
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Helmut Laufer
Otto-Sch�pfer-Stra�e 12
70839 Gerlingen
Tel.: 07156/25662
FAX: 089-2443-17617
EMail : email@Helmut-Laufer.de
Hompage: www.Helmut-Laufer.de
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Hallo Ernst,

vielen Dank f�r Deine Ausf�hrungen.

Wenn es nach Recht und Gesetz zugeht, war das
Reserve-Feldartillerie-Regiment 56 ein Tochterregiment des 2.
Posenschen Feldartillerie-Regiments 56 in Lissa <aber hier gibt es
Ausnahmen!>

Das k�nnte stimmen, denn Lissa liegt nur wenige km n�rdlich von
Guhrau und hatte schon mit dem K�rrassier-Rgt. Nr. 5 eine �hnliche
Verbindung zu der Stadt Lissa, als n�mlich der Stab des Regiments
nach Lissa verlegt wurde, ein Teil der Truppen aber auch in Guhrau
stationiert blieb.

Hei�t das denn auch, da� die 4. Batterie des Reserve-Feldartillerie-
Regiment 56 in Guhrau stationiert war oder nur vorr�bergehend dort
verweilte?

Mit freundlichem Gru�
Dirk Steindorf-Sabath

Dirk!

Die Reserve-Regimenter waren Formationen der Kriegsarmee, sie hatten zwar eine Patenregiment (gewöhnlich das Regiment mit der gleichen Bezeichnung und der gleichen Nummer <wie gesagt es gibt da Ausnahmen, die sehr schwer nachzuvollziehen sind> aber einen EIGENTLICHEN Standort hatten die Biester nicht, man war halt Angehoeriger des Regiments und noch nicht zur Landwehr verschoben sondern noch RESERVEMANN des alten Regiments und versammelte sich daher bei Kriegsbeginn in dessen Kaserne und wurde dann dem "Reserveregiment"zugeteilt. (dort gingen dann auch etliche Aktive Offiziere und Unteroffiziere hin: Die stellvertretenden Regimentskommandeure waren eigentlich die "geborenen" Kommandeure der Reserveregimenter.... Aber dieses ReservefeldartillerieRegiment ist NICHT zur Mobimachung aufgestellt worden, sondern erst als der Krieg im Dezember 1914 eigentlich schon fast vorbei sein sollte. Aber "dem Artillerie" wollte unbedingt Kanonen haben und die standen zwar seit Leipzig/EinundLeipzig als Beutegeschuetze auf jedem Marktplatz, aber eben nicht unbedingt in jedem Artilleriedepot sondern doch wohl eher noch auf dem Reissbrett einer bekannten Essener 3-Ringe-Fabrik.

Die Reserveeinheiten haben bei der Mobilmachung eigentlich keine Ausbildung gebraucht, man war ja erst maximal 3 Jahre in den "zivilen Sumpf" entlassen und kannte noch von jedem Pferd den Vornamen und mit welchem Bein es zuerst zutrat, daher ging fuer sie auch am dritten Tag der Mobilmachung die "Bahnpost" ab, spaeter eintretende Rekruten wurden sehr schnell in Lagern auf den Truppenuebungsplaetzen zusammengerottet, und dort mit den Eigenheiten des Gelaendes <wie Sumpfloechern, Pfuetzen, Steilhaengen und Sandwuesten vertraut gemacht. <das dauerte schon so ein bis zwei Monate> um dann ueber Sammelersatzeinheiten dem kaempfenden Heere zugewiesen zu werden. Die Ausbilder in diesen Lagern waren "uebele" Schleifer, aber sie haben so manchem Soldaten das Leben erst schwer gemacht und danach damit auch gerettet.

Ernst

Hallo Ernst,

meine Anerkennung über Deine fundierten Kenntnisse.

Vielleicht könntest Du mich auch etwas weiterbringen, dürfte bei mir wohl
aber etwas schwieriger sein: Ich habe vom sog. Krankenbuchlager in Berlin
über meinen Vater aus dem 1. Weltkrieg folgende Auskunft bekommen bei der
aber eine übergeordnete Einheit nicht angegeben ist. Meines Wissens war mein
Vater , der aus dem Kreis Liegnitz stammte (geb. am 24.8.1895) fast den
ganzen Krieg im Westen.
Einträge im Krankenbuchlager:
- 4.9.1914 verwundet als Kan. der 6. Bttr., Feld Art. 57, in das Res.-Laz.
Bernburg

Das 2. Oberschlesische Feldartillerie Regiment Nr 57 lag 1914 mit dem Stab und der I Abteilung (so benannt damit man die Angehoerigen nicht mit richtigen Soldaten verwechselte, wo so etwas Bataillon hiess) in Neustadt/Oberschlesien, die II.Abteilung <wozu traditionell auch die 6. Batterie gehoerte> in Gleiwitz

"Man" gehoerte zu Kriegsbeginn zur 12.Feldartillerie-Brigade de 12, Division

Das mit Bruessel war wohl der beruehmte Satz mit 3 x:

Gefechtskalender der Divison bis 4.9.

22-23.8. Schlacht bei Neufchateau
       22.8. Rossignol-Tintigny (das ist eine nicht unumstrittene Angelegenheit, weil hier die Artillerie ein ziviles Dorf zusammenschoss, aus dem angebliche Freischaerler in den Kampf eingegriffen hatten)
       23.8. Les-Bulles-Frénois

24-29.8. Schlacht an der Maas
      25-26.8. Kämpfe um den Chiers
      27.8. Inor-Martincourt

30-31.8. Verfolgung von der Maas zur Marne
    30-31.8. Sommauthe-Vaux en-Dieulet

2.-3.9. Schlacht bei Varennes -Montfaucon
4.-5.9. Verfolgung westlich Verdun und durch die Argonnen

Solltest du das auf einer Kart suchen: durch Luxemburg durch und dann gleich ab nach Sueden

- 14.9.1914 zum Bat. des I.R. 120 in Ulm

Heimatkunde fuer Fortgeschrittene <oder wohin haben wir jetzt Oberschlesien wieder verlegt> vermutlich wurde er zur Kur auf die schwaebische Alb verlegt, weil dort im September das Wetter schon so schoen arktisch ist, was den Heilungsprozess ungeheuerlich foerdern soll.
Ich bin mir fast sicher die WAST hat Ers-Batl <fuer Ersatz-Bataillon> geschrieben. Nach der Kur ging es dann zurueck ins Feld, aber dafuer wurden eben keine Lazarettberihte mehr ans Krankenbuchlager geschickt:
Das Regiment hiess uebrigens: Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württembergisches) Nr 120

29.6.1915 verwundet als Kan. der 2. Bttr., Res. Feldart. Rgt. 70 in das
Kriegslaz. Züllichau

Dies ist wieder so eine Neuaufstellung im fruehen Winter 1914:
Es gehoerte zur 82.Reserve-Division bei der es den ganzen Krieg blieb

20.7.1915 zur Truppe
13.4.1918 erkrankt als Uffz. der 2. Bttr., Res. Feldartl. Rgt. 70 in das
Kriegslaz. Kobryn
Es folgen hier noch einige Eintragungen zur gleichen Einheit.
2.10.1918 g.v.H. zum Ers.Feldart. Regt. Jüterbog

     g.v.H. heisst garnisonsverwendungsfaehig Heimat

30.10.1918 erkrankt als Uffz. der 1. Bttr., Ers.Feldart. Rgt. Jüterbog

Das Ersatz-Feldartillerie-Regiment Jueterbog war eine Neuaufstellung im rahmen des Ersatzheeres <man sparte die Ersatzbataillone der Regimenter fuer Schwerpunktausbildungseinrichtungen. Jueterbog war der durch die Qualitaet seines Sandes ach so beliebte Truppenuebungsplatz des III. Armeekorps Berlin. Das Wetter galt, wie bei allen Truppenuebungsplaetzen als "gleichmaessig regnerisch" und der Freizeitwert des Umlandes deckte sich nicht mit den Wuenschen der uebenden Truppe

Ich hätte gern gewußt, zu welchen übergeordneten Einheiten die Res.
Feldartl. Rgt. 70 bzw. Ers. Feldart. Regt. Jüterbog gehörte und wenn
möglich, bei welchen Schlachten/Kampfhandlungen diese Einheit eingesetzt

Den Gefechtskalender der 82. Reserve-Division lasse ich dir mit separater Post zukommen
Man war Jan bis April 1915 im Westen. 1915-1917 im Osten (er scheint Muecjen gemocht zu haben, so oft war er in den Pripet-Suempfen)
Ab Jan 1918 war er dann im Westen (Panzer angucken)

Gruss
Ernst