Familiengeschichte Wiluda/Wilutzki u.ä

In einer eMail vom 14.12.01 07:51:09 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
Willutzki.Kurt@t-online.de:

Guten Morgen Herr Brozio,
ich weiß nicht, ob wir schon Kontakt hatten.
In Ihrer Aufzählung sehe ich die Namen Wiludzki, Wiluda.
An diesen Namen bin ich interessiert.

Mein Großvater hieß Prostka. Ist nicht weit entfernt von Broska.
Allerdings habe ich von ihm nur wenig Daten.

Herzliche Grüße aus Rheinhausen am schönen Niederrhein

Kurt Willutzki

Lieber Herr Willutzki (und weitere Willutzki-Forscher),

soweit ich mich erinnere, hatte wir noch keinen Kontakt. In den ´80er Jahren
korrespondierte ich mit dem wohl inzwischen verstorbenen Heimat- und
Familienforscher Erich Willutzki aus Hannover, der bis 1945 Eigentümer eines
Fotogeschäfts in Lötzen war.

Die Prostka und Br(z)oska sind zwei verschiedene Familien. Prostka/Prostek
gehören zum Wappenstamm Lubicz und stammen aus Masowien. Stammsitz war das
Gut Prostki bei Szczuczyn.

Nach flüchtiger Durchsicht der mir vorliegenden Unterlagen/Informationen
stellt sich die Willuda-Familiengeschichte folgendermassen dar:
Es ist davon auszugehen, dass die Willuda Nachfahren sudauischer Edler sind,
die entweder im Lande verblieben sind und sich mit dem Orden arrangiert
hatten oder, was ich eher vermute, einige Generationen nach ihrer Flucht vor
dem Orden Richtung Osten sich (wieder?) im Raum Lötzen angesiedelt hatten.
TRAUTMANN (1925) belegt z.B. Willioth, Willus als altpreußische Namen.
Kurzformen des normannischen Personennamen Wilhelm lauten im Litauischen
Wylus, Wilus und Wyluszis. Eine Herleitung von poln. wyludzac =
"erschwindeln", "abgaunern" klingt reizvoll, ist aber weiter nicht zu belegen
und würde mehr Fragen aufwerfen als beantworten. PRZYBYTEK (1993) "Ortsnamen
baltischer Herkunft im südlichen Ostpreußen" spricht Wyludden als
altpreußisch an. Ähnliche Ortsnamen außerhalb Masurens finden sich nur in
ehemals von Sudauern besiedeltem Gebiet, d.h. in Oberlitauen östlich der
ehemaligen preußisch-litauischen Grenze sowie südlich der Grenze bei Lomza.
Ein Andreas Willuk (die Schreibweise Willuk wäre in der Quelle zu überprüfen)
erhält 1411 freie Fischerei an dem Faszener See mit kleinem Gezeuge
(Quassowski, Buchst. W) - den Umständen nach (Faszen war eine altpreußische
Siedlung) ein Altpreuße.

Die Stammreihe beginnt derzeit in dem Dreieck Stotzken, Dannowen, Willuden
mit Jacob Vil(l)uda, der 1530 und 1533 bei Danowen Land für ein Gut frei von
allem Beschwer, also zu adligen Rechten kauft, welches nach ihm Willudden
benannt wurde. Die Familie wird aufgrund dessen dem poln. Adel zugerechnet.
Mislenta berichtet, dass Jacob die Mühle bei Stotzken schon lange vor dem
preußischen Krieg (1520/21) erblich innegehabt habe. Jacob war kein Müller,
wie ansonsten dargestellt. Er besaß in Dannowen umfangreichen Grundbesitz und
dürfte vermutlich als fähiger und zuverlässiger Mann vom Deutschen Orden
ebenso wie andere Adlige die Aufsicht über diese für die Nahrungsversorgung
der Bevölkerung wichtige Aufgabe übertragen bekommen haben. In dem
Nachtgeldregister für Dannowen wird direkt nach ihm (79 Nacht) "sein Moeller"
(3 Nacht) aufgeführt.

Einige von Jacobs Nachfahren nannten sich nach ihm bzw. ihrem Gut polonisiert
Wilucki/Wilutzki, d.h. von Wiludy. Studierte Familienmitglieder/Pfarrer
latinisierten ihren Namen zu Willudowius.

1539 und 1546 wird zu Dannowen ein Andreas Willudzki genannt. 1544 erhalten
die Brüder Andreas und Valentin (Merten?), Söhne des Jacob, wie andere
Adlige als Lokatoren des nach ihnen benannten Dorfes Willuden, auch
Muscawitter genannt, im Angerburgischen von den 50 Hufen für die Ortsgründung
5 Hufen als Erbschulzen gegen einen Plattendienst bei 6 Freijahren.

Im Zuge der Binnnenkolonisation verbreiteten sich Familienangehörige meist
als Cöllmer weiterhin in Masuren. Einige blieben dem Mühlengewerk treu, so
die Willutzki, die seit 1724 in Bialla als Köllmer, Mühlenpächter, Mältzer
und Besitzer des benachbarten Kruges (wie praktisch!) und wohl auch eines
damit verbundenen Kramladens nachgewiesen sind. Anscheinend eine recht
lukrative Kombination, die im 18. Jahrhundert Wilutzkis, wie auch andere
(z.B. Brozio) vom platten Land, als Kaufleute in das (u.a. Königsberger)
Großbürgertum führte. Über die Mühlen in Bialla (der Nachfolgebau am
Mühlteich steht und mahlt heute noch), Schlaga und Salleschen, die nebenher
von Brozios betrieben bzw. erbaut (Salleschen) wurden, gab es zwischen
Wilutzki und Brozio, bzw. anderen meiner Vorfahren, mehrere Berührungspunkte
bis zu Eheschließungen. Deshalb habe ich zu der Familie etwas mehr Material.

KNESCHKE (1870) "Deutsches Adelslexikon" bringt längere Ausführungen zu
Wilucki. Stammfolge dort der sächsischen Linie ab 1721, Nachfahren des Johann
v. W., Gutsbesitzer bei Grodno (Wappen in Silber ein schräg rechts gelegter
blauer Anker) . Im Siebmacher, Pr. Adel, Teil 1, werden sie ebenfalls
beschrieben, jedoch dem Wappenstamm Rawicz zugeordnet.

Dies soll für heute genügen!

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Brozio