Zur Geschichte der Familie Langenbach und der ältesten märkischen
Papiermühle zu Westig (jetzt Hemer) hat Frau Alma Langenbach † einen sehr
interessanten Beitrag verfaßt. Dieser wurde in dem Buch „Hemer - Beiträge
zur Heimatkunde“ veröffentlicht. Nachstehend möchte ich diesen Beitrag in
seinen wesentlichen Ausführungen hier zur Kenntnis bringen.
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Auszüge aus: „Die älteste märkische Papiermühle zu Westig“ von Alma
Langenbach †.
Abgedruckt in „Hemer - Beiträge zur Heimatkunde“, herausgegeben vom Bürger-
und Heimatverein Hemer e.V., 1979.
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Wo der Westiger Bach, von Süden kommend, eine scharfe Wendung nach Nordosten
macht, wurde im Jahre 1567 die Papiermühle zu Westig gegründet. Die Gründung
fällt also in die Regierungszeit des Herzogs Wilhelm von Cleve (1539-1592),
der auch 1571 die Papiermühle zu Vlotho und 1582 die Papiermühle zu Bergisch
Gladbach konzessioniert hat. Man hat den Eindruck, daß es sich bei der
Anlage aller ähnlichen Werke im Gebiet Hemer-Westig um eine gelenkte
Ergänzungswirtschaft handelt: der Papiermacher benötigte für seine Formen
den feinen Messingdraht, der in der Gegend um Iserlohn – Altena reichlich
produziert wurde.
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Der erste Papiermacher in Westig namens Langenbach soll ehemals Mönch in
einem Kloster in Limburg a. d. Lahn gewesen sein, der nach der Lektüre von
Luthers Schriften aus dem Kloster austrat und dann die Kunst des
Papiermachens erlernte. Ein „Pro memoria“ im Kirchenbuch von Hemer betont,
daß von der Westiger Papiermühle alle Langenbach-Familien jenes Gebietes
herstammen.
Um 1670/80 lebte hier ein Johannes Langenbach, der in den Akten des Hauses
Hemer erscheint. Sein Wasserzeichen zeigt einen Wappenschild mit drei
Kleeblättern und den Initialen JL (es findet sich zahlreich u. a. im
Dortmunder Stadtarchiv).
Sein Nachfolger wurde sein Sohn Johann Heinrich Langenbach (geb. 1688), der
bis zu seinem Tode 1750 in Westig tätig war. Er hatte zwei Söhne: Während
der ältere Johann Heinrich im Jahre 1740 die Papiermühle Johannisthal
gründete, führte der jüngere Sohn namens Engelbert (geb. 1730) nach dem Tode
des Vaters den Betrieb weiter bis 1782. Er befand sich im Jahre 1756 unter
den 6 Westiger Papiermachern, die als Lumpensammelgebiet das halbe Amt
Altena, die Rentei Iserlohn und das halbe Amt Bochum mit der Stadt Bochum
„in communione“ gepachtet hatten.
Im jahre 1757 wurden in Westig 1.000 bis 1.200 Ries Papier in vielen Sorten
hergestellt. Zwei Jahre später „modernisierte“ Engelbert Langenbach seinen
Betrieb durch Aufstellung eines „Holländers“, hierzulande Riebach oder
Ribback genannt; wahrscheinlich hat er aber das alte Stampfgeschirr
beibehalten, denn es wird 1800 noch erwähnt. Von ihm sind mehrere
Wasserzeichen bekannt mit den Initialen EBLB, öfter auch mit der Angabe
Westig in Verbindung mit dem preußischen Adler und der Jahreszahl 1767.
1760 hatte Engelbert Langenbach die Pfarrerstochter Clara Catharina Davidis
aus Hemer geheiratet. Die Ehe dauerte 22 Jahre bis zu Engelberts Tode 1782.
Sein Tod bedeutete eine Katastrophe für die Familie und das Werk. Engelberts
Witwe heiratete in zweiter Ehe 1785 den Papiermacher Johann Caspar Wolff aus
Hückeswagen, wurde aber von diesem nach einigen Jahren verlassen. Man kann
erschließen, daß nach seinem Fortgang auch die Werkstatt in Unordnung
geriet. So war es ein Glück für Haus und Werk, als im Jahre 1793 Johann
Peter Rose aus Beilstein in Nassau eine Tochter Engelbert Langenbachs,
Wilhelmine Catharina Elisabeth, heiratete. Die Schwiegermutter übertrug dem
Johann Peter Rose die Papiermühle „unter der Bedingung, daß derselbe mit
ihrem Sohne solche bei seiner Großjährigkeit betreiben solle“. Dieser Sohn
Johann Friedrich trat denn auch 1793 mit 12 Jahren bei seinem Schwager Rose
in die Lehre.
Durch den gereiften Meister Johann Peter Rose (37 Jahre alt) kam ein neuer
Aufschwung in die Westiger Papiermühle. Wir kennen auch seine Mitarbeiter
mit Namen aus einer „Bittschrift“ der märkischen Papierfabrikanten an den
Preußischen König „Wegen Exemption ihrer Arbeiter von Militairdiensten“. Der
Antrag – vom Freiherrn von Stein befürwortet - wurde 1799 genehmigt, hatte
also auch Gültigkeit für die Papiermühle zu Westig, die zu Roses Zeiten
„Rosenpapiermühle“ genannt wurde. Insgesamt waren 1798 in dieser Mühle zehn
männliche und zwei weibliche Kräfte beschäftigt. Da starb Johann Peter Rose
plötzlich an einem bösartigen Nervenfieber am 1. Juni 1805, 49 Jahre alt. Er
sei, wie es im hemerschen – von Pfarrer Friedrich Wilhelm Wulfert
geführten – Sterberegister zu lesen ist, „einer der besten Menschen,
ordentlich, sanft, immer freundlich und hilfreich“ gewesen. „Sein Tod wirkte
wie ein mächtiger Schlag auf die Herzen aller, die es vernahmen. Er hatte
sich in allem, was zur Papierfabrikation gehört, versucht und gründliche
Geschicklichkeiten erworben, auch verstand er trefflich das Formmachen“.
Mit Roses Tod begannen für seine Witwe, ihre Kinder und die verwaiste Mühle
große Schwierigkeiten. Am 1. Juli 1814 verpachtete Frau Rose ihre Westiger
Papiermühle an den Oberförster Thies zu Letmathe.
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Die Verpachtung der Papiermühle an den Oberförster Thies erwies sich als
verhängnisvoll. Zu Anfang des Jahres 1817 war er der Witwe Rose noch eine
Summe von über 327 Talern schuldig. Der Justizkommissar Lecke zu Iserlohn
beantragte daher die Beschlagnahme der dem Oberförster Thies gehörenden
„Sachen, welche in Filzen, Formen, Seilen, Pressen, Papier usw. bestehen“.
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Im Jahre 1819 kaufte dann Adolf Reinbach aus Flierich die Papiermühle zu
Westig, die rund 250 Jahre im Besitz der Langenbachsippe gewesen war.
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Im Jahre 1836 kam die Papiermühle Westig in den Besitz von Friedrich
Ebbinghaus, der ein Sohn des bekannten und erfolgreichen Papiermachers
Caspar Diederich Ebbinghaus zu Westigerbach war. Unter Friedrich Ebbinghaus
ging die Handpapiermacherei in der alten Mühle zu Ende. Er modernisierte den
Betrieb durch die Aufstellung einer Papiermaschine für Stroh- und
Lumpenpappen; dadurch erhielt das Werk den Charakter einer Pappen-Fabrik,
den es bis heute – unter dem Firmennamen Gebrüder Ebbinghaus und unter der
Leitung von Werner Maste – behalten hat. Schon 1793 war ein Namensträger
Maste – Melchior Diedrich – ein Mitarbeiter von Rose gewesen.
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Mit freundlichen Grüßen aus Hemer
Gerhard Selzer
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