Fahrt nach Schlesien, vom 19. bis 20. Mai 2003

Hallo Schlesier,
Diesmal standen weniger die Sehensw�rdigkeiten zur Besichtigung an. Einmal
war ein Termin beim evangelischen Pfarramt in Waldenburg vereinbart, zum
anderen war ein Besuch in Eisendorf Krs. Neumarkt l�ngst �berf�llig.

19.05.
Zu Eisendorf nur soviel: Meine Gro�eltern hatten in dem kleinen Dorf die
Gastwirtschaft
"Zur Reichsautobahn", mit Landwirtschaft gepachtet. Wir verbrachten dort,
als mein Vater eingezogen wurde, die Jahre 1942 - 44. So habe ich noch
viele pers�nliche Erinnerungen an Eisendorf.
Jetzt besuchte ich aber meine gute Bekannte, Maria, die Tochter einer
polnischen Landarbeiterin, die schon 1914 als junges M�dchen nach
Deutschland gegangen war und dort blieb. Maria war in Deutschland in die
Schule gegangen und konnte sich, mit ihrer Mutter 1945 entscheiden, ob sie
vertrieben oder Polin wird. Sie ist Jahrgang 1930 und kannte meine
Gro�eltern sehr gut. Au�er, dass ich ihre liebe Gastfreundschaft genie�e,
erfahre ich auch immer viel zu meiner Familiengeschichte. Sie wohnten
�brigens damals in Ober-Mois, poln. Ujazd-G�rny, wohin Eisendorf, poln.
Jarost�w, inzwischen eingemeindet wurde.
Am selben Tag besuchten wir auch das Schamottewerk in Saarau, poln. �Zar�w,
mit gesch�ftlichem Hintergrund.
�ber Schweidnitz, Hausdorf steuerten wir dann unser Quartier in meinem
Geburtsort W�stewaltersdorf an.
In Hausdorf war noch, als Zuarbeit f�r die Erweiterung der Internetseite
www.wuestewaltersdorf.de die aktuelle Situation des Bahnhofs zu erforschen.
Der Bahnhof Hausdorf war bekanntlich einmal eine Station der
Weistritztal-Bahn und zum andern Ausgangspunkt f�r die Kleinbahn nach
W�stewaltersdorf. Das Ergebnis war niederschmetternd. Nicht nur, dass weder
die Weistritztal-Bahn noch die Kleinbahn nach W�stewaltersdorf mehr
betrieben werden, nein, auch der, einst so "schnuckelige" (w�rde man heute
sagen) Bahnhof Hausdorf bot einen niederschmetternden Anblick. Polen
bereitet sich auf den EU-Beitritt vor, d. h. es wird mehr �ber �kologie
geredet und dabei werden immer mehr Eisenbahn-Nebenstrecken stillgelegt, wie
bei uns. In
Saarau wurde im Schamottewerk, wo tonnenschwere Masseng�ter zu
transportieren sind, der Gleisanschluss auch gekappt.
In Hausdorf liegen im Bahnhof noch alle 5 Gleise, die Kleinbahnstrecke nach
W�stewaltersdorf ist aber gleich hinter dem Bahnhof abgebaut. Alles
verlassen und verwaist. die Natur holt sich nun das Terrain zur�ck.

20.05.
Kanzleizeit beim evangelischen Pfarramt ist werktags von 10.00 - 13.00 Uhr.
ich hatte mich f�r diesen Zeitraum telefonisch angemeldet. Die
Sekret�rin empfing mich, leider ist es nicht mehr Frau Wiemer, eine deutsche
Landsm�nnin, sondern eine freundliche Polin, ohne deutsche Sprachkenntnisse.
Pfarrer
Szczugiel war aber auch gleich zur Stelle. Nach einem Gespr�ch, wie die
Politiker sagen w�rden, �ber "beiderseits interessierende Fragen", f�hrte er
mich ins Archiv, wo ich ungest�rt Zugang zu allen Sch�tzen hatte.
Sehr erfreulich, dass die Sch�tze jetzt nicht mehr in der verdreckten
Bodenkammer aufbewahrt werden. Das Pfarramt hat im 2. Stock eine Wohnung
gemietet und dort ein ordentliches Archiv eingerichtet.
Zum Thema Kopieren, Abfotografieren nur soviel: Herrn Szczugiel ist die
Notwendigkeit der Herstellung von Kopien klar. Der vorige Bischof verbot
die Zusammenarbeit mit den Mormonen, der jetzige stellt es wohl in die
Kompetenz der Pfarr�mter. Herr Szczugiel bevorzugt aber eine Zusammenarbeit
mit der Universit�t Breslau, die auch �ber entsprechende Technik verf�gt.
Das Pfarramt selbst hat sich f�r Urkunden auch eine Digitalkamera zugelegt,
bis vor kurzen sei das nur mir einem Xerox-Kopierger�t gemacht worden.
Im Moment gibt es noch Raumprobleme, nach deren �berwindung soll mit dem
Kopieren begonnen werden.
�brigens w�re gegenw�rtig ein �sterreichisches Team von den Mormonen in
Krumh�bel dabei, Kirchenb�cher zu kopieren.
Noch einmal der Stand der vorhandenen und verschollenen Kirchb�cher,
Kirchspiel W�stewaltersdorf
Taufen: Vorhanden 1741 - 1845 , 1871 - 1887, 1901 - 1945, verschollen 1846 -
1870 (Bd 12 - 14), 1888 - 1900 (Bd 16)
Trauungen: Vorhanden 1741 - 1946
Begr�bnisse: Vorhanden 1811 - 1835, 1851 - 1949,
verschollen: 1741 - 1810, 1836 - 1850
Konfirmation: 1878 - 1957 (!) - entgegen anderslautenden Aufstellungen
Eintragungen nach 1945 sind zunehmend in Polnisch.
Ich habe dem Pfarrer eine, wie ich glaube nicht zu kleinliche Spende f�r die
Kirche �bergeben. Wenn es dem Bauwerk der noch evangelischen
Langhans-Kirche, an der dringend saniert werden m�sste, zu gute k�me, w�rde
ich mich freuen.

Von W�stegiersdorf existiert wohl nur noch Taufen von 1906 - 1941 und das
liegt beim katholischen Pfarrer in W�stegiersdorf, der es nach Lust und
Laune zur Verf�gung stellt oder nicht. Ich habe es nicht erst versucht.

Den Mitgliedern der Liste die mich pers�nlich angeschrieben hatten, antworte
ich noch direkt.

F�r Juni habe ich mich wieder angemeldet, allerdings sind da noch ein paar
Unw�gbarkeiten, so wird Herr Szczugiel wahrscheinlich nicht in Waldenburg
sein und es sind sehr viele Terminw�nsche f�r diese Zeit.
Themenwechsel
Sehr erfreulich f�r B�cherfreunde, das Angebot an Bildb�nden mit
historischen Fotos und deutschem Text ist noch reichhaltiger, die Qualit�t
hoch und der Preis niedrig.
So besitze ich jetzt 3 B�nde "Burgen und Schl�sser in Niederschlesien".
Darin sind immer die historischen und die heutigen Fotos enthalten, der Text
in deutsch und polnisch. Ein Bildband mit historischen Fotos von Breslau um
die Jahrhundertwende, Text deutsch, kann als Kunstwerk bezeichnet werden.
Preis umgerechnet 12,50 Euro. Der Kurs ist unver�ndert, 1 Euro = 4 Zloty.
�ber die Probleme der Stadt Waldenburg muss ich nicht berichten, da gab es
Fernsehbeitr�ge und vieles mehr. Dem Stadtbild tut die hohe Arbeitslosigkeit
nat�rlich �berhaupt nicht gut.
In Waldenburg wird besonders deutlich, dass unsere Welt nicht im Lot ist. Es
g�be Arbeit in H�lle und F�lle, die Menschen wollen arbeiten und sitzen zu
Hause.

Wolfgang Leistritz *1938 in W�stewaltersdorf