Eydtkuhnen

Liebe Forschergemeinde,
was könnte mit "der alte Volkskalender Eydtkuhnen" als Quellenangabe in einem persönlichen Lebesbericht gemeint sein?
Herzliche Grüße in die Rund
Hans-Peter

Hans-Peter, kurz zur Information: vor mir liegt im Original der
"Kreiskalender Pillkallen 1916". Ob er tatsächlich mal den Titel so hatte,
kann ich nicht sagen, weil der Deckel vorne und hinten nicht Original sind.
Auch fehlt ein Hinweis auf den Verlag, Herausgeber oder mehr.

Zum Umfang: es sind wohl so um die 100 Seiten, nicht mit Seitenzahlen
versehen.

Zum Inhalt: neben den Monatsseiten (mit Tagesübersicht, Gedenktagen,
Planetenerscheinungen, 100jährigem Kalender und mehr) gibt es eine
Steuertabelle, Trächtigkeits- und Brütekalender, Artikel wie "Der Kampf in
Flandern", "Die blinde Waffe"."Unsere herrliche Flotte", "Fest steht und
treu die Wacht am Rhein". In einem weiteren Artikel "Ein Wiedersehen" von
einem namentlich genannten Verfasser werden Erlebnisse aus einem
Frontlazarett beschrieben. In einem anderen Bericht werden dann auch Fotos
zum zerstörten Trakehnen, Tannenberg und Hohenstein gezeigt.

Die zweite Hälfte des Kalenders läuft dann unter dem Titel "Die Russentage
in Pillkallen", beginnend beim 2. August 1914. Allerdings ist hier schon
viel Reklame enthalten, beinahe jede zweite Seite.

Ich kann mir nun vorstellen, dass zu Eydtkuhnen etwas Ähnliches existiert
hat, wir waren ja Nachbarn. Auch die Adressbücher von Gumbinnen, Stallupönen
und Pillkallen 1895 wurden in einem Band verkauft. Und sicher gab es auch
noch nicht viele Druckereien in der Zeit.

Ich will versuchen, dieses Teil irgendwann zu digitalisieren, was aber wegen
des Einbandes nicht einfach ist.

Und nicht zu vergessen: Eydtkuhnen hatte als Endpunkt des preußischen Teils
der Ostbahn (Paris - St. Petersburg) schon eine gewisse Bedeutung.

Gruß - Martin

Lieber Martin,
herzlichen Dank für die ausführliche Antwort. In diesem Volkskalender, den ich suche soll etwas über zwei tüchtige Sattlermeister stehen, die sas Geld für den Erwerb des Erpachtgutes Dörschkehmen erarbeitet haben. Den Pachtvertrag habe ich aus dem GStA Berlin. Der Pächter Johann Schawaller hatte vor 1806 eine Fabrikation (welche weiß ich nicht) sicher Leder und Sattlerwaren in Stallupönen. Dazu habe ich aber auch leider noch nichts gefunden. Genealogisch ist jedoch alles vorhanden.
Es grüßt herzlich
Hans-Peter

"Martin Kunst" <martin.kunst@t-online.de> schrieb:

Hans-Peter, das ist interessant, auch für uns Pillkaller. Wie Du vielleicht
weißt, war Dörschkehmen (ab 1938 Derschau) ein kleiner Ort bei uns, er
gehörte zum Kirchspiel Willuhnen. Fünf Kilometer entfernt war ich zuhause,
in meinen Ausweisdokumenten steht als Geburtsort der schöne alte Name
Kermuschienen...

Aber was hier für mich und unsere Schloßberger Kirchspielchroniken wichtiger
ist - Dörschkehmen war eines von vier im Kreis gelegenen Domänenämtern. Aus
dem Bestand der Prästationstabellen der Ämter schöpfen wir das so wichtige
historische Material für die Beschreibung der jeweiligen Dörfer der
Kirchspiele, jedenfalls für den Zeitraum etwa 1720 bis 1860. Solange gab es
ja das System der PTs und MCs.

Das Lesen der handschriftlichen Prästationstabellen ist nicht einfach, wie
wir alle wissen. Aber wir Schloßberger hatten das große Glück, dass unser
Landsmann Prof. Spehr die Sichtung und Übertragung von PTs des gesamten
Kreisgebietes in die Maschine übernommen hat, verständlicherweise nicht
komplett, sondern nur auszugsweise. Das war eine jahrelange und mühevolle
Arbeit, wie man sich vorstellen kann. Danke.

Ich denke, Prof. Spehr hat sich damit ein bleibendes Denkmal geschaffen, als
Beispiel nenne ich die Sonderschrift 82 beim VFFOW. Dort sind allerdings nur
die Domänenämter Uschpiaunen und Grumbkowkaiten enthalten (beide Bände -
gesamt etwa 1300 Seiten - kosten um die 30 Euro, sie sind es allemal wert).
Mehr zu der Arbeit von Prof. Spehr findet man im Pillkallenportal
Portal:Pillkallen – GenWiki , bei manchen Orten sind auch
schon die entsprechenden PTs/MCs enthalten.

Zu Derschau fehlt in unserer Chronik des Kirchspiels Willuhnen (Band 4)
allerdings der Part PTs bzw. MCs, zur Drucklegung damals lagen die noch
nicht vor. Jedoch habe ich für unsere weiteren Chronikarbeiten von Prof.
Spehr in meinem Materialbestand hier auch die Prästationstabellen zu
Dörschkehmen. Und darin ist in der PT von 1845 enthalten Dein Johann
Ferdinand Schawaller, damals zu zahlende Abgaben 1050 Silbergroschen für
nominal 2004 Morgen Land (Verschreibung gem. Contract v. 27.4.1806).

Und nun kommt meine große Bitte: ich würde mich freuen, wenn ich Deinen
Vertrag zu Dörschkehmen für die im Entstehen begriffene Chronik des
Nachbarkirchspiels Steinkirch/Gr. Warningken verwenden dürfte (beinahe alle
Dörfer dieses Kirchspiels waren dem Domänenamt Dörschkehmen zugeordnet). Die
Quellenangabe von Dir ist selbstverständlich.

Ich gebe diese Mail auch an Prof. Spehr weiter, eventuell hat er ja doch
noch Informationen für Dich. Und vielleicht kann auch noch die KG Ebenrode
in ihrem Archiv mal nach dem Volkskalender von Eydtkuhnen suchen, nichts ist
unmöglich. Ebenso bekommt der Hans Künchen von der KG Insterburg diese Mail
(er beschäftigt sich intensiv mit Eydtkuhnen und der Ostbahn).

Sorry, dass das alles hier etwas ausführlicher geworden ist, aber weil das
Thema in meinen Augen ein Beispiel für lebendige Heimatarbeit ist, sollte
die Liste ruhig mitlesen. Alles weitere bilateral.

Gruß - Martin