Evangelische in Schlesien

Hallo Thomas,

wir sprechen ja hier �ber B�hmisch-Schlesien, d.h. weder die Polen noch
die Preu�en hatten zu diesem Zeitpunkt etwas mit Schlesien zu tun. Nur,
als ein Bestandteil der b�hmischen Krone, war Schlesien eben nicht bei
den Friedensverhandlungen zu Osnabr�ck/M�nster nach dem 30j�hrigen Krieg
vertreten gewesen. Der F�rsprache Schwedens war es zu verdanken, da� die
Herz�ge von Liegnitz, Brieg, �ls, M�nsterberg sowie die Stadt Breslau
bei ihrer Konfession bleiben durften. F�r das �brige Schlesien galt dann
der � 39 des V. Art. der Friedenstraktate. "[...] da� sie der Religion
halben auszuwandern nicht gehalten sein, noch verhindert werden sollen,
evangelischen Gottesdienst in benachbarten Orten au�erhalb ihres
Bezirkes zu besuchen, wenn sie nur im �brigen ruhig und friedlich
leben."
Im Jahr 1652 kam dann aber der endg�ltige kaiserliche Befehl die ev.
Kirchen wegzunehmen. Es blieben daher nur noch �brig: Die Stadt Breslau,
die F�rstent�mer Liegnitz-Wohlau, Brieg und �ls sowie das Konstadter und
das Kreuzburger L�ndchen.
Die Situation ist im Zeitraum 1652-1707 aber ziemlich un�bersichtlich.
Die Jesuiten gaben n�mlich keine Ruhe und wollten noch mehr Kirchen
�bernehmen. Daher finden sich auch im o.g. Bereich noch kurzfristige
Wegnahmen, und zwar meist um etwa 1700-1707. Die ev. Kirchen wurden in
der Regel dann nur noch zugenagelt oder vermauert, weil die kath. Kirche
ja gar nicht genug Pfarrer hatte, um die neuen Bezirke zu versorgen.
Nach 1707 (Alt-Ranst�dter Konvention) hat sich dann die Situation
entspannt. Neben den bereits erbauten Friedenskirchen durften nun auch
noch die Gnadenkirchen errichtet werden.

Ganz grob gilt daher f�r den Familienforscher in NS:
Von ca. 1654 bis 1757 finden sich die ev. Eintr�ge, au�erhalb dem o.g.
Bereich, auch in den nun kath. KB, aber nat�rlich mit Ausnahmen.
Zus�tzlich sind die ev. Eintr�ge in den Kirchenb�chern der sog.
Friedens-, Gnaden-, Grenz- und Zufluchtskirchen zu finden.

F�r alle weiteren Details, nat�rlich besonders bezogen auf Deine
Oszinda-Forschungen, w�rde ich Dir drei B�cher empfehlen, denn ich
glaube nicht, da� Dir das Internet bei der Beantwortung Deiner Fragen
eine gro�e Hilfe sein wird.

Anders, Eduard, Geschichte d. evang. Kirche Schlesiens, Breslau 1886,
266 S.
Eberlein, Hellmut, Schlesische Kirchengeschichte. Goslar 1952, 256 S.
Ziegler, Heinrich, Die Gegenreformation in Schlesien. Halle 1888, 157 S.

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky

Klaus Liwowsky schrieb:

Im Jahr 1652 kam dann aber der endg�ltige kaiserliche Befehl die ev.
Kirchen wegzunehmen. Es blieben daher nur noch �brig: Die Stadt Breslau,
die F�rstent�mer Liegnitz-Wohlau, Brieg und �ls sowie das Konstadter und
das Kreuzburger L�ndchen.

Hallo Klaus,
das interessiert mich sehr. Kennst du vielleicht auch spezielle Literatur zum fr�hen Protestantismus im Kreuzburger L�ndchen? Ich dachte bisher, dass die Kreuzburger Grenzregion zu Gro�polen erst unter Friedrich II. evangelisch kolonisiert wurde.

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm

Hallo Klaus,

vielen Dank f�r deine Information.

Allerdings habe ich in den Chroniken von Neumittelwalde und
Gro�-Wartenberg nichts dar�ber gelesen, dass das Herzogtum
Oels nur den Schweden zu verdanken hat, dass es evangelisch
bleiben durfte. Die m�nnliche Linie der b�hmischen Podjebrads
starb im Jahre 1647 aus, und so kam Neumittelwalde mit dem
Herzogtum �ls an die s�ddeutschen W�rtemberger. Leider habe
ich die Wartenberger Chronik nicht mehr vorliegen, aber es
muss wohl auch der w�rtembergische Einfluss gewesen sein, der
1654 beim westf�lischen Friedensschluss eine Rolle gespielt hat.
Jedenfalls habe ich mir aus der Wartenberger Chronik notiert,
dass die ev. Kirche aus Neumittelwalde aufgrund des w�rtember-
gischen Einflusses im Jahre 1654 nicht dem katholischen Kult
zur�ckgegeben wurde.

Viele Gr��e,
Thomas Oszinda
(�ltester bekannter Vorg�ngername: OSCENDA)
http://hometown.aol.de/oszinda

-----Urspr�ngliche Nachricht-----

G�nther B�hm schrieb:

das interessiert mich sehr. Kennst du vielleicht auch spezielle
Literatur zum fr�hen Protestantismus im Kreuzburger L�ndchen? Ich dachte
bisher, dass die Kreuzburger Grenzregion zu Gro�polen erst unter
Friedrich II. evangelisch kolonisiert wurde.

Hallo G�nther,

nein, nein - die Kreuzburger waren praktisch immer evangelisch. Ab 1368
geh�rte man ja zum Hzgt. Brieg. F�r die ev. Kirchen im Kreis Kreuzburg
wird fast immer das Jahr 1530 als Beginn der Reformation genannt.
Probleme gab es nur, als die Piasten 1675 ausstarben. Danach setzten die
Habsburger verst�rkt kath. Beamte ein und wenig sp�ter gab es gar
keine ev. Staatsdiener mehr. Aber nur wenige Kirchen wurden tats�chlich
weggenommen und dann auch nur f�r vergleichsweise kurze Zeit. So etwa ab
1688, 1694 oder erst 1700. Der Spuk war dann aber �berall 1707 vorbei,
und Kreuzburg blieb evangelisch. Man kann also durchaus festellen, da�
dieser Kreis von 1550 bis 1945 durchweg evangelisch war. Viele
Evangelische sind sogar von Niederschlesien, etwa Schweidnitz, ins
Kreuzburger L�ndchen umgesiedelt. Ich erw�hne hier nur die ber�hmteste
Schlesierin ihrer Zeit: Maria Cunitia und ihr Ehemann Elias a Leonibus.

Als Literaturhinweis:
Festschrift zur General-Kirchenvisitation [Geschichte der ev.
Kirchengemeinden des Kirchenkreises Kreuzburg OS], Signatur: Fi 1468 5,
MOB Herne, 80 Seiten.

Mit freundlichem Gru�
Klaus Liwowsky

nein, nein - die Kreuzburger waren praktisch immer evangelisch. Ab 1368
geh�rte man ja zum Hzgt. Brieg. F�r die ev. Kirchen im Kreis Kreuzburg
wird fast immer das Jahr 1530 als Beginn der Reformation genannt.
Probleme gab es nur, als die Piasten 1675 ausstarben. Danach setzten die
Habsburger verst�rkt kath. Beamte ein und wenig sp�ter gab es gar
keine ev. Staatsdiener mehr. Aber nur wenige Kirchen wurden tats�chlich
weggenommen und dann auch nur f�r vergleichsweise kurze Zeit. So etwa ab
1688, 1694 oder erst 1700. Der Spuk war dann aber �berall 1707 vorbei,
und Kreuzburg blieb evangelisch. Man kann also durchaus festellen, da�
dieser Kreis von 1550 bis 1945 durchweg evangelisch war. Viele
Evangelische sind sogar von Niederschlesien, etwa Schweidnitz, ins
Kreuzburger L�ndchen umgesiedelt.

Hallo Klaus,
vielen Dank f�r die fundierte Auskunft.
Der letzte Satz macht mich nochmals hellh�rig. Ist denn auch etwas von einer Ansiedlung B�hmischer Br�der im n�rdlichen Kreuzburger Kreis bekannt? Es gab dort in dem zu Reinersdorf geh�renden Freidorf auch eine Gemeinde von ziemlich aufm�pfigen Altlutheranern.

Gr��e aus Hilden,
G�nther B�hm