Evangelische in katholischen kirchenbüchern

Hallo !

Ich habe gelesen das es in Schlesien vor der preusischen in Besitznahme den
Kirchenbuchzwang gab.
D.h. evangelische mussten ihre Sakramentshandlungen auch in den katholischen
Kirchenb�chern eintragen.
Jetzt habe ich dazu mehrere Fragen:

1. Ist das richtig ?
2. Wo wurden die Eintragungen dann vorgenommen ? In den Heimatorten, oder
vielleicht in dem Ort wo die evangelischen ihre Taufe vornahmen, also z.B. in
dem Ort wo eine Gnadenkirche stand.
3. Von wann bis wann bestand dieser Zwang ?

Ich w�rde mich freuen wenn mir jemand dazu mehr Ausk�nfte erteilen k�nnte,
da� Thema interessiert mich sehr.

Liebe Gr��e
Martin

Hallo !

Ich habe gelesen das es in Schlesien vor der preusischen in Besitznahme
den
Kirchenbuchzwang gab.
D.h. evangelische mussten ihre Sakramentshandlungen auch in den
katholischen
Kirchenb�chern eintragen.
Jetzt habe ich dazu mehrere Fragen:

1. Ist das richtig ?
2. Wo wurden die Eintragungen dann vorgenommen ? In den Heimatorten, oder
vielleicht in dem Ort wo die evangelischen ihre Taufe vornahmen, also z.B.
in
dem Ort wo eine Gnadenkirche stand.
3. Von wann bis wann bestand dieser Zwang ?

Ich w�rde mich freuen wenn mir jemand dazu mehr Ausk�nfte erteilen k�nnte,
da� Thema interessiert mich sehr.

Liebe Gr��e
Martin

--

hallo martin, ob und was in den katholischen kirchenbuechern steht , weiss
ich nicht.
zum thema kirchenreduktion, kirchenwegnahme durch katholische autoritaeten,
friedens-, gnadenkirchen, zufluchst- und grenzkirchen waere die konkrete
frage
wo du suchst? SAGANER gingen zum teil nach JESCHKENDORF zum kirchspiel
kunzendorf kreis SORAU (grenzkirche, da dort nur schlesier/auswaertige
waren).
jesuiten und aufgehetzte katholiken gingen dort mit schusswaffen gegen
evangelische
vor und steckten auf SORAUER teritorium die JESCHKENDORFER grenzkirche in
brand.
also kurzum, wo suchst du?
grosse hoffnung, dass diese speziellen kirchenbuecher den letzten weltkrieg
ueberstanden
haben, habe ich aber nicht.
vielleicht gibt es aber noch schoeppenbuecher fuer deine orte. mir haben sie
in
kunzendorf und andernorts gut geholfen.
viel erfolg.
gruss
werner girke

Hallo Martin!

Katholische Kirchenb�cher von Radungen aus der Zeit von 1735 - 1920 sind von den
Mormonen verfilmt worden. Davor sind die Katholiken aus Radungen in den kath.
Kirchenb�cher von Trachenberg zu finden.
In den kath. Kirchenb�chern von Trachenberg sind f�r einen kurzen Zeitraum auch
die evangelischen Gl�ubigen eingetragen worden (leider wei� ich den genauen
Zeitraum aus dem Ged�chtnis nicht mehr - k�nnte aber so um 1740 gewesen sein). Ob
das ad�quat auch f�r die kath. Kirche von Radungen zutrifft kann ich dir leider
nicht sagen.
�brigens fand ich den Namen Kittlaus in den kath. Kirchenb�chern recht h�ufig.
Andere Quellen als Kirchenb�cher aus dem Gebiet um Trachenberg scheinen sehr rar
zu sein...

Viele Gr��e

Manfred Benkel

Hallo Martin,

D.h. evangelische mussten ihre
Sakramentshandlungen auch in den
katholischen Kirchenb�chern eintragen.

1. Ist das richtig ?

Ja.

2. Wo wurden die Eintragungen dann vorgenommen ?

I.d.R. am Heimatort bzw. der daf�r zust�ndigen kath. Kirche.

3. Von wann bis wann bestand dieser Zwang ?

In einem Aufsatz zum ev. Kirchspiel Peterwitz Krs. Schweidnitz habe ich
das wie folgt beschrieben:

Mit dem Friedensschluss von M�nster und Osnabr�ck fand der Drei�igj�hrige
Krieg im Jahre 1648 endlich sein Ende. Mit dem Friedensvertrag wurde die
im Augsburger Religionsfrieden von 1555 festgeschriebene Formel cuius
regio, eius religio (d.h. jeder Untertan hatte dem Bekenntnis seines
Landesherrn zu folgen) entsch�rft. F�r den Konfessionsstand im Reich wurde
der 1. Januar 1624 als Normaljahr verbindlich festgelegt und die
Reformierten in den Religionsfrieden ausdr�cklich eingeschlossen.
Ausnahmen von dieser Normaljahrsregelung bildeten nur die Oberpfalz und
die kaiserlichen Erblande. In diesen war nur der katholische Glauben
g�ltig. Dem habsburgischen Kaiser Ferdinand III (*13.07.1608 �02.04.1657)
unterstanden als K�nig von B�hmen (seit 1627) die schlesischen
Erbf�rstent�mer Schweidnitz, Jauer und Glogau direkt. Lediglich den
Herz�gen von Liegnitz, Brieg, Oels und M�nsterberg sowie der Stadt Breslau
wurde die freie Aus�bung des Augsburgischen Bekenntnisses gew�hrt, und vor
den Mauern von Schweidnitz, Jauer und Glogau durften drei Friedenskirchen
f�r die mehrheitlich evangelische Bev�lkerung errichtet werden. Alle von
den Evangelischen bisher genutzten Kirchen wurden durch einen kaiserlichen
Befehl den Katholiken zur�ck gegeben und die evangelischen Geistlichen
vertrieben.

Erg�nzend noch folgendes:

F�r die evangelischen Schlesier in den Erbf�rstent�mern wurde die
Bedr�ckung nach Kriegsende immer gr��er. H�usliche Erbauung war streng
untersagt, evangelische B�cher wurden, wo man sie fand, weggenommen.
Taufen und Trauungen mussten in der katholischen Ortskirche angezeigt
werden, die Geb�hren daf�r mussten in jedem Falle an den katholischen
Ortsgeistlichen entrichtet werden, auch wenn die kirchlichen Handlungen in
einer der evangelischen Friedenskirchen in Schweidnitz oder Jauer
durchgef�hrt wurden.

Erst mit dem Einmarsch der Preu�en, 1740 beginnend, erhielten die
Einwohner die M�glichkeit sich evangelische Beth�user zu errichten. Aus
diesen gingen dann die ev. Kirchen hervor. Es wurde aber keine kath.
Kirche, auch keine unbenutzte, den Katholiken weggenommen. Somit muss
immer vor dem jeweiligen Zeitpunkt der Errichtung der evangelischen Kirche
eine der Friedenskirchen in Betracht gezogen werden, kann man die KB der
kath. Ortskirche einbeziehen und auch die KB der Grenz- bzw.
Zufluchtskirchen k�nnen relevante Informationen enthalten.
Die Zwangspflicht der Anzeige der ev. Handlungen beim kath. Pfarrrer,
immer auch mit Stolgeb�hren verbunden, endete zum Jahresende 1757.
Die evangelischen Gottesh�user, Beth�user genannt, d�rfen sich seit 1764
Kirche nennen.

Speziell zur Schweidnitzer Gegend noch dies von meiner HP:

Die evangelischen Einwohner des Herzogtums Schweidnitz-Jauer mussten sich
deshalb zu den Friedenkirchen Jauer bzw. Schweidnitz halten. Als die
Letzte der drei Friedenskrichen wurde die evangelische Friedenskirche "Zur
heiligen Dreifaltigkeit" zu Schweidnitz gebaut und die erste provisorische
Kirche am 7.5.1653 geweiht. Zu diesem Zeitpunkt beginnen auch die KB.
Teilweise ist man auch (je nach Entfernung) zur ev. Kirche des Dorfes
Gr�nowitz im Krs. Liegnitzer (war neben der Kirche in Hochkirch eine der
sogenannten Grenzkirchen), zur ev. Kirche in Jenkau im Krs. Liegnitzer (Im
Jahre 1654 wurde das ev. Kirchspiel Jenkau als Grenzkirchgemeinde
gegr�ndet. Herzog Ludwig IV. �berwies dem aus Damsdorf �ber die Grenze
gekommenen Pfarrer ein w�stes Bauerngut als Pfarrgut. 1692 (an anderer
Stelle 1702) traf die neue Grenzkirche das Schicksal der zur�ckgenommenen
Liegnitzer Kirchen. Sie wurde geschlossen und erst am 1. Advent 1707
wieder er�ffnet.), sowie zur ev. Kirche in Gro� Baudri� im Krs. Neumarkt
(1690-1707 den Evangelischen weggenommen) gegangen.

Fachmann in dieser interessanten und nicht leicht zu durchschauenden
Geschichte von Friedens-, Grenz-, Zufluchts-, und Gnadenkirchen und wie
sie alle hie�en ist Klaus Liwowsky. Da er nicht geantwortet hat, nehme ich
an dass er im Moment die Liste nicht mitliest. Mit ist keine Literatur
bekannt, die dieses Thema umfassend und konkret er�rtert. Sollte jemand da
was kenne, w�re ich an einen Hinweis sehr interessiert.

Wahrscheinlich muss man selbst die Quellen wie den Altranst�dter Vertrag
1707 oder die Texte des Osnabr�cker Friedensschlusses mit Schweden lesen.
Letzteren habe ich leider bisher nirgends in Dt. finden k�nnen. Hat jemand
eine Ahnung wo man diesen Text in dt. Fassung finden kann? Selbst in
Osanbr�ck hat man dar�ber keine Info.

und tschuess...
                ...Volker

Hallo Martin,

zuerst einmal trifft Frage 1 zu. Im �brigen war die Angelegenheit recht kompliziert und nicht f�r alle Gebiete gleich. Hierzu muss man die historischen Gegebenheiten zu Zeit und Ort untersuchen.

Ganz praktisch habe ich in Kirchenb�cher im Krs. Reichenbach vorgefunden, dass die evangelischen Eintragungen ganz gleichberechtigt zwischen den katholischen vorgenommen wurden, nur eben als protestantisch oder auch lutherisch gekennzeichnet.

Das ist auch ganz wichtig zu wissen, wenn man f�r sicher ev. Vorfahren nach Kirchenb�chern (z.B. bei den Mormonen) sucht und f�r Ort und Zeit nur katholische vorhanden scheinen. Man muss genau diese ausleihen, da ja nur diese existieren und dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die eigenen gesuchten ev. Personen vermerkt sind.

Beste Gruesse
G.-Ch. Treutler
www.treutler.online.ms

Hallo Martin,

zuerst einmal trifft Frage 1 zu. Im �brigen war die Angelegenheit recht
kompliziert und nicht f�r alle Gebiete gleich. Hierzu muss man die
historischen Gegebenheiten zu Zeit und Ort untersuchen.

Ganz praktisch habe ich in Kirchenb�cher im Krs. Reichenbach
vorgefunden, dass die evangelischen Eintragungen ganz gleichberechtigt
zwischen den katholischen vorgenommen wurden, nur eben als
protestantisch oder auch lutherisch gekennzeichnet.

guten abend gerd christian,

eine kleine richtigstellung, die evangelischen schlesiens waren alles andere

als gleichberechtigt, sonst haetten sie nicht ihre kirchen zum teil mit
waffengewalt,
nicht nur im dreissodjaehrigen krieg, weggenommen bekommen und mussten
zum teil ausser landes zu grenz- und/oder zufluchstkirchen gehen, ganz
abgesehen,
dass sie zwei mal fuer einen kirchenakt bezahlten und auch von oeffentlichen

aemtern ausgeschlossen waren., von landesverweisen binnen 2 Tagen bis 6
Wochen
katholisch zu werden oder das land zu verlassen, wenn dass vielle muessen
ist der
grundbesitz nicht mehr viel wert.das war ein progrom.
gruss
werner girke

Hallo Werner,

nat�rlich hast du vollkommen recht. Mein "gleichberechtigt" bezog sich auch ausschlie�lich auf die von mir vorgefundene Art der Eintragungen. Dies wird, wie ich hinwies, �rtlich auch sehr verschieden gewesen sein. Fakt ist jedoch, dass man nicht in jeden Falle mit gesonderten Listen, Matrikeln oder sonstwie separaten oder diskriminierenden Eintr�gen rechnen muss, sondern eben auch Eintragungen mitten unter den katholischen m�glich sind und so schwer zu finden sind.
Auch diese damaligen Verh�ltnisse sind wieder ein gutes Beispiel daf�r, dass das Leben nicht wei� oder schwarz war und ist, sondern unendlich viele Zwischent�ne hat, mit denen man rechnen muss bzw. auf die man sich durch ganz allgemeines Geschichtsstudium zu den interessierenden Orten und Zeiten vorbereiten kann.

Beste Gruesse
Gerd-Christian Treutler
www.treutler.online.ms