Lieber Herr Surkau,
vielen Dank f�r Ihre Ausf�hrungen. Die von Ihnen beschriebene
Kirchengemeinde ist richtig. Es mu� so sein, wie Sie es beschrieben haben,
denn ich habe weder im Internet noch in sonstigen Nachschlagewerken etwas
�ber "Cl�gol." gefunden. Weitere Urkunden (von den gleichen betreffenden
Personen) haben auch den Hinweis auf die evangel. Augsburgische
Kirchengemeinde.
Eine weitere gro�e Ungekl�rtheit ist, wie wurden die evangelischen
Glaubensmitglieder durch ihre Seelsorger betreut? Ich bin in diesem Jahr in
Ostpreussen (Polen) gewesen und habe fast alle Wohn- und Arbeitsst�tten
meiner Vorfahren aufgesucht. (Ein wundersch�nes Land. Mir war, als sei ich
zu Hause.) Hierbei habe ich festgestellt, da� vom Wohnort bis zur
zugeh�rigen Kirche zum Teil 40 km oder mehr zu fahren war. Unter Garantie
konnten sich meine Vorfahren, die alle Bauern und Handwerker waren, nicht
erlauben ihre H�fe und Betriebe f�r eine 2-Tagesreise (mit Pferd und Wagen
etwas weniger) zu verlassen um eine Taufe oder Hochzeit vornehmen zu lassen.
Noch problematischer war sicherlich die Beerdigung. Nun habe ich geh�rt, da�
es fr�her (um 1860, sowie davor und danach) Wanderprediger
(Wandergeistliche) gab, die von Dorf oder Ort zu Ort zogen, um die Sch�fchen
zu betreuen. Sobald diese anwesend waren, wurden auch die Taufen, Trauungen
und Beerdigungen vorgenommen. Wobei ich wiederum bedenke, da� man eine
Leiche ja nicht bedenkenlos lange liegen lassen konnte. Au�er im Winter, wo
die Zeitspannen von einem Besuch zum anderen sicherlich l�nger waren.
Habe ich die richtige Information? Wie sind Ihre Erfahrungen und
Informationen?
Mit freundlichen Gr��en (aus dem sch�nen Niederrhein)
Walter (Grunwald)
Zedernweg 7
41844 Wegberg
walter.grunwald@web.de
Lieber Herr Grunwald,
ich selbst habe da leider keine eigenen praktischen Erfahrungen. Aber ich
weiß, dass die Pfarrer des Kirchspiels am Kirchort lebten. Einige
Kirchspiele hatten neben der Hauptkirche ("mater") eine zweite Kirche, die
"filia" (Filiale) an einem anderen Ort. Dort wurde durch den Diakon (2.
Pfarrer) oder auch den Pfarrer selbst regelmäßig Gottesdienst gehalten.
Später wurden diese Filialkirchen oft selbständig. In großen , oft auch sehr
weiträumigen Kirchspielen gab es oft einen 2. Pfarrer ("Diakon"), der
(nur)für die Landgemeinde zuständig war.
Man soll die Mobilität unserer Vorfahren nicht unterschätzen. Sowohl die
Pfarrer aber auch die Gemeindemitglieder nahmen oft regelmäßig lange
Kirchwege - zu Fuß oder auch zu Wagen - auf sich. Und sie werden wohl auch
schon einmal den Hof mit geringer Besetzung zurückgelassen haben und eine
zweitägige Reise zur Kirche auf sich genommmen haben.
Was die Beerdigungen angeht, da gab es eine für die Pfarrer sehr ärgerliche
Sitte in Ostpreussen, dass die Bauern die Toten nicht auf die Kirchhöfe
brachten (dort hätten sie für die Beerdigung bezahlen müssen) sondern weil
kein Pfarrer vor Ort war und "Gefahr im Verzug" (Seuchen etc...) sie selbst
auf Feldfriedhöfen begruben. Es gab hierfür einen eigenen Begriff, der mit
MO... anfängt, der mir aber im Augenblick nicht einfällt. Und die
Beurkundung musste dann später nachvollzogen werden, wenn der Pfarrer wieder
einmal da war.
Letztlich wird aber der Pfarrer oder sein Diakon auch sein Kirchspiel
"bereist" haben und dann auf den Gütern oder auch in den Dörfern auch einen
Gottesdienst abgehalten haben. Das ist aber nicht mit den "Wanderpredigern"
zu verwechseln, denn hier handelt es sich um ordinierte Pfarrer eines
Kirchspiels, die ihr Kirchspiel bereisen. Wanderprediger aber sind
Geistliche (welcher Ausbildung auch immer), die keine feste Gemeinde haben,
sondern umherreisen und überall wo sie hinkommen Versammlungen abhalten und
Gottesdienste veranstalten ( wobei dies nicht immer in offiziellem Auftrag
geschah).
Ich weiß, dass meine Antwort ein wenig unbefriedigend sein mag, weil sie so
wenig konkret ist. Aber mehr weiß ich hierzu im Moment nicht und ich habe
hierzu auch keine Literatur, die ich zitieren oder empfehlen kann.
Mit freundlichen Grüßen aus dem schönen Münsterland
Hans-Christoph Surkau
Hallo Herr Surkau,
Sie meinen sicherlich "Mogillen".
Freundliche Gr��e,
Yvonne Storek
Liebe Frau Storek,
richtig!!!! Ganz herzlichen Dank für das Einflüstern. Ich hatte den begriff
irgendwo ganz unten in meine gedächtniskiste abgelegt und nicht
wiedergefunden!
Ein schönes Wochenende wünscht aus dem schönen Münsterland - wo man nicht
weiß ob es nun schneien will oder nicht-
Hans-Christoph Surkau
[mailto:ow-preussen-l-bounces@genealogy.net] Im Auftrag von yvonne storek