Erinnerungen eines Wolfskindes (Name: Wolfgang Toerner) aus Königsberg v.19.12.2013

Aus den Kieler Nachrichten v. 21.12.2013:

Name: Wolfgang Toerner, *1938 in Königsberg, gerade noch 1944 in Königsberg eingeschul. Er blieb in Königsberg bis 1947. Der Vater war im Krieg verschollen, die Mutter an Typhus gestorben. Mit gerade 9 Jahren verlässt er auf eigene Faust das zerstörte Königsberg, um nicht zu verhungern. Auf dem Trittbett eines Zuges gelangt er nach Kaunas. Aus Heimweh beschließt er, wieder nach Königsberg zurückzukehren, erwischt jedoch einen Zug in Richtung Leningrad. Er springt rechtzeitig vom Zug und landet in Schaulen, einer nordlitauischen Stadt. Dies Stadt wird für die nächsten Jahre seine Heimat, denn er findet nach einiger Zeit dort Unterschlupf bei einer litauischen Familie. Als junger Erwachsener arbeitet er zunächst bei einer Druckerei, später in einer Textilfabrik. Nebenbei besucht er die Abend Oberschule und macht in Litauen sein Abitur. Er spricht inzwischen Litauisch, Russisch und Polnisch, Deutsch kaum noch, darf jedoch in Vilnius ein Sowjetstudium der Germanistk aufnehmen. Nach 3 Semestern darf er aufgrund eines von ihm gestellten Antrages 1962 in die BRD ausreisen. In Münster und Kiel studiert er dann slawische Philologie und osteuropäische Geschichte. Seitdem feiert er auch wieder Weihnachten ganz "protestantisch", was in der atheistischen Welt der Sowjetunion nicht ausgelebt werden durfte.

Allen einen schönen 4. Advent.

Renate (Bruhn)