Erfahrungen DNA Tests (Ralf Enno Müller)

Lieber Werner,

ich habe DNA-Test gemacht und dabei allerhand neue Erkenntnisse erlangt

ABER:

1)ohne gründliche genealogische Vorarbeit und ohne eine präzise
Fragestellung geht gar nichts (von sehr seltenen Glückstreffern abgesehen).

In meinen Fällen waren es 2 Fragen, die ich abklären konnte:

-Famile gleichen Namens aus gleichem Ort- Verwandt oder nicht? Im
Kirchenbuch nicht nachvollziehbar da in fraglicher Zeit nicht vorhanden.

Eindeutige Klärung: ja, verwandt

-Familiengerücht xx sei ein Kuckuckskind: ja bestätigt, Übereinstimmung
etwa halb so hoch wie bei dokumentierter Vaterschaft zu erwarten>
Verwandtschaft nur über die Mutter

2) dazu muss es aber auch DNA-Tests der "anderen Seite" geben, mit dem
verglichen werden kann.

Ein einzelnes Testergebnis ohne Vergleiche ist praktisch wertlos für
genealogen.

3) allzuweit entfernt dürfen die Vergleichspersonen nicht verwandt sein-
mit jeder Generation rauf oder runter ist nur mehr etwa die Hälfte der
DNA vererbt- und bei ca 0,1% ist etwa die Nachweisgrenze.

Spätestens mit 10 Generationen (ab und aufsteigend addiert ist Schluß.

4) Datenschutz - auch für Ihre Nachkommen

Aus der DNA lässt sich VIEL mehr herauslesen als Verwandtschaft und
möglicherweise ethischer Zuordnung- die ich aber als sehr Zweifelhaft
ansehe.

Aus den Daten sind z.B Neigungen zu Erkrankungen herauszulesen- und die
sind zB für Versicherungen hochingteressant.

Und Ihre DNA gibt auch Hinweise auf diese
Erkrankungswahrscheinlichkeiten für Ihre Kinder und Enkel!!

Es ist also dringend zu empfehlen, einen Test anonym ohne Klarnamen
abzugeben.

5) 100e Verwandte

Die Testlabors geben dazu meist Listen mit Hunderten mehr oder weniger
Verwandten Personen.

Aber wenn nicht zufälligerweise BEIDE Personen Genealogie betreiben und
die Vorfahren einige Generationen zurück kennen können Sie die
Verwandtschaft nie aufklären (siehe 1).

Da die meisten angezeigten Verwandten Amerikaner sind wissen diese meist
wenig bis gar nichts über die Vorfahren aus Europa- und zu erfahren,
dass Sie Cousins 3ten bis entfernten Grades sind bringt in Meinen Augen
wenig,

Allerdings habe ich so auch schon einen Neffen 4.ten Grades in
Deutschland gefunden, der allerdings auch aktiver Genealoge ist und wo
wir gemeinsam problemlos die gemeinsame Wurzel gefunden und damit auch
die in den kirchenbüchern dokumentierte Erbfolge auch biologisch
bestätigt haben.

Zusammenfassung: DNA Test als Ergänzung zu Dokumentenforschung in
speziellen Fragen super-

als Ersatz für und Zaubermittel statt Studium von Quellen aber sicher
untauglich.

Mit vielen Grüßen aus dem Wienerwald

Gerhard (Raimann)

Hallo,

ja aber ist es denn nicht so, dass mir das nur etwas nutzt, wenn Verwandte auch einen DNA Test gemacht haben?
Ich verstehe wirklich nicht ganz welchen Nutzen ich davon haben soll...

Hallo Ralf, viele betreiben ihre Forschung nicht Online ode rhaben ihre Stammbäume auf Privat gestellt (ich im Übrigen auch). Findet sich ein lohnenswerter Match, fragt man an und ich habe z.B. überdurchschnittlich oft Glück damit, entstehen auch lohnenswerte Kontakte. Hat man allerdings schon 20 Jahre Familienforschung betrieben, ist die Chance gering auf jemanden zu stoßen, der weiter mit der Forschung ist. Wer darauf setzt und nur das Ziel hat, die direkten Linien zurück zu erforschen, für den lohnt die atDNA Auswertung maximal um eine Bestätigung zu erhalten das die eigene Forschung stimmt und keine Kuckuckskinder dabei sind.

Setzt man darauf alle Familienverhältnisse zu ergründen und vor allem auch die Nebenlinien zu erforschen, dann lohnt es plötzlich. Denn einfach nur die Linien verfolgen reicht oft nicht. Die Verwandten verschwinden meist. Findet man aber plötzlich einen genetischen Verwandten mit passendem Familiennamen wird es interessant. Oft fehlen beidseitig 1 bis 3 Generationen, Weiß man aber das da etwas sein muss, erleichtert es die Suche. Im besten Fall habe ich innerhalb von 24 Stunden für einen anderen Forscher die Herkunft seiner Vorfahrin geklärt, weil ich wusste nach wem ich suchen muss. Dafür bekam ich im Gegenzug die komplette Nachfahrenliste dieser Linie und einen guten Tauschkontakt zum betreffenden Verwandten.

Hat man erst einmal genügend Funde zusammen, kann man anhand der Lage auf dem jeweiligen Chromosom einen Rückschluß ziehen, wohin ein noch unbekannter Verwandter gehört. Mit genügend Funden besteht dann sogar die Chance, uneheliche Kinder zu identifizieren. Dummerweise hat man sich in Deutschland lange gesträubt die DNA Tests breitflächig anzubieten. So wird man also die besten Chancen in Übersee haben. Und jeder von Uns dürfte Verwandte in Übersee haben. Bei mir sind es Argentinien, Brasilien, USA und Kanada. Gerade die Verwandtschaft in Übersee die ab/um 1900 rüberzog nahm oft Fotos und Dokumente mit, die hier als Kriegsverschollen abzuschreiben sein. Dort sind oft ganze Familienarchive vorhanden. In denen auch die eigenen Verwandten auftauchen können. Eine Urgroßmutter von Mir, wurde zum Beispiel 1928 als Ansprechpartnerin in der Heimat genannt, als ihre Brüder nach Kanada zogen. So taucht ihr Name auch offiziell in kanadischen Akten auf.

Ansonsten muss man natürlich darauf setzen, das jetzt auch der Markt in Deutschland nachhaltig aufgerollt wird. MyHeritage preschte schon vor, Ancestry zieht gerade nach. Das Risiko ist natürlich, das man Antworten erhält die man nicht hören möchte bzw. welche innerhalb der Familie nicht bekannt werden sollen. Wer merkt das sich da Widerstand regt, sollte lieber die Finger weg lassen. Auch besteht die Chance, das man plötzlich auf Fehler im eigenen Stammbaum stößt. Im Großen und Ganzen bringt es in jedem Fall neue Anregungen. Bei dem Einen mehr, beim Anderen weniger. Langfristig steigt aber die Chance in allen möglichen Linien etwas zu finden.

Grüße, Maik

Gesendet: Dienstag, 13. November 2018 12:56

Hallo,

ja aber ist es denn nicht so, dass mir das nur etwas nutzt, wenn
Verwandte auch einen DNA Test gemacht haben?
Ich verstehe wirklich nicht ganz welchen Nutzen ich davon haben soll...<<

Hallo Jürgen,

nützlich ist das in der Tat nur dann, wenn andere Verwandte - und die wird
es sicher geben, selbst wenn sie oft vier oder mehr Generationen entfernt
sind - einen Test gemacht haben und einen Stammbaum bzw. Interesse an
Ahnenforschung haben. Viele amerikanische Käufer dieser Tests sind primär
an der ethnischen Herkunft interessiert, trotz mehr als hundert Nachrichten
an meine Übereinstimmungen habe ich nur von einem Dutzend Antwort erhalten,
und nur zwei Personen können derzeit von sich sagen, Ahnung von den
gemeinsamen Wurzeln zu haben und mit mir zu kooperieren. Dadurch, dass man
ausländischen Forschern, die meist nicht viel Ahnung von Deutschland und
Schlesien haben, weiterhilft, hilft man eventuell letztendlich sich selber.
Sobald man eine bestätigte genealogische Übereinstimmung mit einem Forscher
hat, kann man zudem über das Verkarten von DNA-Anteilen von allen
signifikanten Übereinstimmungen weitere Forscher finden, die zwar den
gemeinsamen Vorfahren nicht im Stammbaum haben, aber definitiv verwandt
sind - und das gibt dann weitere Impulse zur eigenen Forschung.

In meinem konkreten Fall hat mich eine meiner Übereinstimmungen dazu
motiviert, auch mal in den Kirchenbüchern der Nachbargemeinde zu schauen -
der gemeinsame Vorfahre, den der Ahnenforscher schon hatte, aber mir noch
fehlte, war ziemlich sicher ein Schäfer und ist weit herumgekommen. Auch
wenn der Nachweis bisher an den nicht online verfügbaren Unterlagen
scheitert, so habe ich dennoch beim Durchsehen der Kirchenbücher ein paar
Zufallsfunde gemacht, die meinen Familienstammbaum etwas breiter machen -
was in der Gegend um Militsch sonst extrem schwierig ist. Ebenso habe ich
nun Grund zur Annahme, dass auch in einem entfernten Kirchspiel noch etwas
gefunden werden kann - was ich vorher nie vermutet hätte.

Schönen Gruß,
Michael (Schätzlein)

Hallo,

habe neulich den DNA-Test by MyHeritage gemacht und war etwas enttäuscht darüber, dass ich genetisch zu 60% aus Mittel- und Nordeuropa und zu ca. 20% aus Osteuropa und 20% aus dem Balkan stamme. Ich hatte genauere Ergebnisse erwartet. Jetzt "habe" ich zwar eine Menge potentielle Cousinen und Cousins 3.-5. Grades (die meisten, wie einer der Vorschreiber schon angemerkt hatte, in den USA), aber um die anzuschreiben, bedurfte es eines MyHeritage-Abos, das ich auch abgeschlossen habe. Bisher halten sich die Reaktionen auf meine Anschreiben allerdings in Grenzen, sodass ich auch diesbezüglich ein wenig frustriert bin. Aber was nicht ist, kann ja vielleicht noch werden. Wenn die Angeschriebenen selbst allerdings keine Aufzeichnungen über ihre Vorfahren haben, ist das ganze kaum sonderlich erhellend.

Beste Grüße

Clemens Scharf

Hallo Clemens,
ich bin derzeit kein Abonnent bei MyHeritage und brauche kein Abo, um
andere anzuschreiben.
Schönen Gruß,
Michael