Lieber Werner,
ich habe DNA-Test gemacht und dabei allerhand neue Erkenntnisse erlangt
ABER:
1)ohne gründliche genealogische Vorarbeit und ohne eine präzise
Fragestellung geht gar nichts (von sehr seltenen Glückstreffern abgesehen).
In meinen Fällen waren es 2 Fragen, die ich abklären konnte:
-Famile gleichen Namens aus gleichem Ort- Verwandt oder nicht? Im
Kirchenbuch nicht nachvollziehbar da in fraglicher Zeit nicht vorhanden.
Eindeutige Klärung: ja, verwandt
-Familiengerücht xx sei ein Kuckuckskind: ja bestätigt, Übereinstimmung
etwa halb so hoch wie bei dokumentierter Vaterschaft zu erwarten>
Verwandtschaft nur über die Mutter
2) dazu muss es aber auch DNA-Tests der "anderen Seite" geben, mit dem
verglichen werden kann.
Ein einzelnes Testergebnis ohne Vergleiche ist praktisch wertlos für
genealogen.
3) allzuweit entfernt dürfen die Vergleichspersonen nicht verwandt sein-
mit jeder Generation rauf oder runter ist nur mehr etwa die Hälfte der
DNA vererbt- und bei ca 0,1% ist etwa die Nachweisgrenze.
Spätestens mit 10 Generationen (ab und aufsteigend addiert ist Schluß.
4) Datenschutz - auch für Ihre Nachkommen
Aus der DNA lässt sich VIEL mehr herauslesen als Verwandtschaft und
möglicherweise ethischer Zuordnung- die ich aber als sehr Zweifelhaft
ansehe.
Aus den Daten sind z.B Neigungen zu Erkrankungen herauszulesen- und die
sind zB für Versicherungen hochingteressant.
Und Ihre DNA gibt auch Hinweise auf diese
Erkrankungswahrscheinlichkeiten für Ihre Kinder und Enkel!!
Es ist also dringend zu empfehlen, einen Test anonym ohne Klarnamen
abzugeben.
5) 100e Verwandte
Die Testlabors geben dazu meist Listen mit Hunderten mehr oder weniger
Verwandten Personen.
Aber wenn nicht zufälligerweise BEIDE Personen Genealogie betreiben und
die Vorfahren einige Generationen zurück kennen können Sie die
Verwandtschaft nie aufklären (siehe 1).
Da die meisten angezeigten Verwandten Amerikaner sind wissen diese meist
wenig bis gar nichts über die Vorfahren aus Europa- und zu erfahren,
dass Sie Cousins 3ten bis entfernten Grades sind bringt in Meinen Augen
wenig,
Allerdings habe ich so auch schon einen Neffen 4.ten Grades in
Deutschland gefunden, der allerdings auch aktiver Genealoge ist und wo
wir gemeinsam problemlos die gemeinsame Wurzel gefunden und damit auch
die in den kirchenbüchern dokumentierte Erbfolge auch biologisch
bestätigt haben.
Zusammenfassung: DNA Test als Ergänzung zu Dokumentenforschung in
speziellen Fragen super-
als Ersatz für und Zaubermittel statt Studium von Quellen aber sicher
untauglich.
Mit vielen Grüßen aus dem Wienerwald
Gerhard (Raimann)