Hallo Forscherfreunde,
in meinen Forschungen konnte ich feststellen, dass die Hermsdorfer Bauern
schon um 1650 (Ende des 30-jährigen Krieges) vom Grundherrn der
Grundherrschaft Waldenburg-Neuhaus das Erbrecht zu ihren Bauerngütern
erhielten. Sicherlich ist das nicht so ganz nur aus Güte der Herrschaft
geschehen, denn ...
"Im Jahre 1701 bestätigte Ernst Heinrich von Czettritz den Hermsdorfer
Bauern eine schon früher gegebene Kohlordnung, in der es heißt, daß das
von allen Zeiten genossene Kohlurbar, auf sämbtliche Bauerschaft ihre erb-
und nachkommende Besitzer ihrer Gütter bey denselben zu allen-ewigen
Zeiten gerichtlich ungeirrt verbleiben soll". Quelle: Schöppenbuch 1687-1758.
Man kann doch annehmen, das dies nicht ohne Debatten/Verhandlungen
zustande kam. Diese Errungenschaft stärkte sicherlich das Selbstbewusstsein
der Bauernschaft.
Durch die Übernahme Schlesiens durch Preussen 1740/42 von Böhmen und
die danach eintretende Förderung des Steinkohlenabbaus durch die
neugegründete Bergbehörde mussten sich die (Kohlen-)Bauern anfangs gegen
ihren Willen an das neue Bergrecht anpassen. "Da erschien am 5. Juni 1769
die neue schlesische Bergordnung, deren Hauptpunkt darin bestand, daß das
Abbaurecht als Regal des Staates erklärt wird. Neu war das Vorbaurecht, das
den Grundherren eingeräumt, durch die Deklaration vom 1. Februar 1790 aber
in ein Mitbaurecht des Grundbesitzers UMGEWANDELT wurde. Somit hatte
jeder das Recht, auf fremden Grund und Boden zu schürfen und die gefundenen,
dem Bergregal als Mineralien unterworfenen Kohlen zu muten und deren
Verleihung zu begehren. Vor der Verleihung mußte aber dem Grundbesitzer,
auf dessen Besitz die Fundgrube lag, das Mitbaurecht angeboten werden.
Ebenso mußte dieser mit der Hälfte der Kuxe in die Gewerkschaft aufgenommen
werden." Quelle: Hermsdorfer Chronik.
http://www.boehm-chronik.com/hermsdorf.htm
Auch hier ist ein Interessenskampf der Bauernschaft gegenüber dem Grundherrn
zu erkennen. Es folgte für knapp hundert Jahre die Blütezeit der Kohlenbauern.
Wie waren die Verhältnisse Grundherren gegenüber dem neuen
Landesherrn (Preussen)? Wurden 'unwillige' Grundherren konfisziert, wie etwa
1740/42 Rittergut Tannhausen? Auch in jener Zeit ging nicht alles glatt über die Bühne.
Der Grundherr hatte ja ein Treueverhältnis zur böhmischen Krone aufzulösen.
http://www.boehm-chronik.com/tannhausen.htm
Ziel meiner Forschung: Warum nannte mein Urgroßvater 1870 seinen neu erworbenen
Gasthof in Langwaltersdorf (Kreis Waldenburg) "Zur Stadt Wien"?
http://www.boehm-chronik.com/forschung/stadtwien.htm
Nostalgisch noch an Böhmen orientiert?
Wer hat ähnliche Erfahrungen in seiner Familiengeschichte gemacht?
Keine direkte Ahnenforschung - jedoch Familiengeschichtsforschung.
Herzliche Grüsse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)