Entstehung der Familiennamen: Boehm/Boehme

Hallo Freunde,
hallo Günther,

wie mein Namensvetter, Günther Böhm aus Hilden, vor einiger Zeit in einem bemerkenswerten Beitrag andeutete, erscheint auch mir, dass die Namensgebung "Böhm/Böhme" zumindest in und nach der Zeit der Hussitenbewegung "von oben herab" durchgefuehrt wurde, um diese Neulinge offensichtlich zu brandmarken. Es sieht ganz danach aus, als ob es so mit "meinen" Böhm's in Weißstein im Jahre 1409 geschehen ist. Siehe auch: Boehm-Chronik -- Sippe
Es war sicherlich nicht nur ein Herkunftsname, wie Baier - Bayern, Hess - Hessen, Sachs - Sachsen, Frank(e) - Franken und Pohl - nehmen wir hier mal an Polen (koennte auch von Paul kommen).

Siehe auch letzter Satz in: http://www.bingo-ev.de/~bs1553/univ-03.htm

Die Thesen Luthers hatte Eck als irrig, frech und geeignet bezeichnet, Aufruhr und Spaltung hervorzurufen. "Mehrere sind roh und abgeschmackt, um nicht zu sagen, daß sie nach Böhmen schmecken." 18 <

Bei der Einwanderung vieler meist evangelischen Böhmen in Schlesien nach 1740 kann eine Aenderung des Familiennamens nicht festgestellt werden. Die in Böhmen gefuehrten Familiennamen wurden in Schlesien beibehalten. In dieser Zeit waren die Familiennamen schon festgeschrieben, obwohl noch mit kleinen Variationen moeglich.

Namensaenderungen koennten noch in der Zeit der Gegenreformation und des Dreissigjaehrigen Krieges vorgenommen worden sein, aber hier sicherlich dann mehr "von unten her", das heisst, der Nachbar nannten den Neuling einfach "der Böhme". In der Regel wurde doch jedem seinen Nachnamen/Familiennamen mehr oder weniger aufgedraengt. Siehe auch: Boehm-Chronik -- Die Herkunft des Familiennamens Boehm

Da es in Böhmen auch den Familiennamen Böhm gibt, stelle ich mir die Frage, wurde hier Böhm/Böhme eventuell mit "deutschsprechend" gleichgesetzt? Gab es in Böhmen Gegenden, wo der Name Böhm/Böhme besonders haeufig vorkam? Hat vielleicht jemand Zugang zur Sudentendeutschen Mailing Liste?

Noch am Rande moechte ich erwaehnen, dass ich hier in den USA oefters den Familiennamen FRIEDLAND und FRIEDLAENDER finde, meistens Buerger juedischen Glaubens. In der Chronik meiner Heimatstadt Friedland, Kreis Waldenburg, finde ich aber keinen einzigen dieser Namen. Wie kamen verhaeltnismaessig so viele zu ihrem Familiennamen Friedland/Friedlaender?

Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter Boehm

Hallo Freunde,

wie mein Namensvetter, G�nther B�hm aus Hilden, vor einiger Zeit
in einem bemerkenswerten Beitrag andeutete, erscheint auch mir,
dass die Namensgebung "B�hm/B�hme" zumindest in und nach der Zeit
der Hussitenbewegung "von oben herab" durchgefuehrt wurde, um
diese Neulinge offensichtlich zu brandmarken.

Siehe auch letzter Satz in: http://www.bingo-ev.de/~bs1553/univ-03.htm
> Die Thesen Luthers hatte Eck als irrig, frech und geeignet
bezeichnet, Aufruhr und Spaltung hervorzurufen. "Mehrere sind roh
und abgeschmackt, um nicht zu sagen, da� sie nach B�hmen schmecken." 18 <
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Liebe Herren B�hm,

ich w�rde das eher wohlwollend sehen, denn dieser Eck war auch einer
der �blen Sorte. Der K�nig von B�hmen, der Adel, die Universit�t und
die Mehrheit des Volkes unterst�tzten Hus und seine Lehre.

Dazu ein Bericht �ber das Konzil zu Konstanz, in dem deutlich zu er-
kennen ist, was dort eigentlich vorging:
Zu Konstanz am wundersch�nen Bodensee wurde 1414 ein Konzil er�ffnet,
das dreieinhalb Jahre dauerte und eine ungew�hnliche Zahl von kirch-
lichen W�rdentr�gern, von F�rsten und Herrschern der verschiedenen
L�nder, sowie eine riesige Menge Menschen aller Art zusammenf�hrte.
W�hrend dieser Zeit war die Stadt ein Schauplatz ausgesuchter Ver-
gn�gungen und schamloser Schlechtigkeiten. Es gab damals drei riva-
lisierende P�pste, und eine Aufgabe des Konzils war es, die Verwir-
rung und Spaltung zu heilen, die ein solcher Stand der Dinge mit sich
brachte. Die drei regierenden P�pste wurden abgesetzt und an ihrer
Statt ein anderer, Martin V., gew�hlt.
Eine weitere Konzilsaufgabe bestand darin, die Lehren zu bek�mpfen,
die mit den Namen Wycliff und Hus verbunden waren. Hus wurde zur
Teilnahme eingeladen, Kaiser Sigismund versprach ihm sicheres Geleit
und Schutz vor Bel�stigung, wenn er kommen w�rde. Im Vertrauen auf
das Wort des Kaisers kam er rechtzeitig zur Er�ffnung des General-
konzils nach Konstanz; er wollte die Gelegenheit benutzen, vor einer
solchen Versammlung die Lehren der Schrift zu erl�utern. Aber trotz
der kaiserlichen Zusage wurde er ergriffen und in ein schmutziges
Gef�ngnis auf einer Insel im See geworfen.Um diese Tat zu rechtfer-
tigen, verk�ndigte das Konzil einen feierlichen Beschlu� (1415), den
es als Entscheidung des Heiligen Geistes und deshalb unfehlbar ausgab;
mit ihm wurde als ewig bindend hingestellt, da� die Kirche nicht ver-
pflichtet ist, einem Ketzer das Wort zu halten. Es wurde versucht,
Hus durch alle erdenklichen �berredungsk�nste und durch �belste Be-
handlung zu veranlassen, das, was er gelehrt hatte, zu widerrufen,
n�mlich da� das Heil aus der Gnade kommt, durch den Glauben, unab-
h�ngig von Gesetzeswerken, und da� weder Titel noch Stellung, wie
hoch sie auch sein m�gen, einen Menschen Gott annehmlich machen
k�nnen ohne gottgem��en Lebenswandel. Mit Demut, mit au�ergew�hn-
lichem Mut und hoher Bef�higung blieb er standhaft dabei, da� er
bereitwillig alles, was er gelehrt habe, widerrufen wolle, voraus-
gesetzt, es k�nne aus der Heiligen Schrift bewiesen werden, da� es
verkehrt sei; er werde aber nichts zur�cknehmen von dem, was Gottes
Wort lehre. Er weigerte sich auch, Ansichten zur�ckzuziehen, die er
nie vertreten hatte, die ihm aber f�lschlicherweise unterstellt worden
waren. Die Beschuldigung, er sei "vom Aussatz der Waldenser angesteckt"
und habe Wycliffs Lehren verk�ndigt, zeigt, da� die Einheit in der
Wahrheit, an die man sich in diesen verschiedenen Kreisen hielt, von
ihren Feinden erkannt wurde. Nach einem feierlichen Absetzungsakt
wurde Hus [auf einem Scheiterhaufen] verbrannt. Vierzehn Tage zuvor
hatte er geschrieben: "Ich bin sehr getr�stet durch Christi Wort:
'Gl�ckselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen' [Matth. 5, 11]
... ein guter, nein, der beste Gru�, aber schwer - ich will nicht
sagen zu verstehen, aber auszuleben, denn er befiehlt uns Freude in
diesen Tr�bsalen. ... Er ist leicht vorzulesen und zu erkl�ren, aber
schwer zu verwirklichen. Sogar jener tapfere Krieger war, obwohl er
wu�te, da� er nach drei Tagen auferstehen werde, nach dem Abendmahl
in seinem Geist beschwert. ... So hatten die Soldaten Christi, die
auf ihren Anf�hrer, den K�nig der Herrlichkeit, blickten, schwere
K�mpfe. Sie gingen durch Feuer und Wasser, sind aber nicht umgekommen,
sondern empfingen die Krone des Lebens, jene herrliche Krone, die der
Herr, das glaube ich fest, mir zuerkennen wird - und auch euch, ihr
tapferen Verteidiger der Wahrheit, wie auch allen, die standhaft den
Herrn Jesus lieben. ... O allerheiligster Christus, ziehe mich,
schwach wie ich bin, dir nach, denn wenn du uns nicht ziehst, k�nnen
wir dir nicht folgen. St�rke meinen Geist, da� ich willig sei. Wenn
das Fleisch schwach ist, la� deine Gnade uns beh�ten; ... ohne dich
k�nnen wir nicht f�r deine Sache in einen so grausamen Tod gehen.
Gib mir ein furchtloses Herz, einen rechten Glauben, eine feste
Hoffnung, eine vollkommene Liebe, da� ich um deiner Sache willen
mein Leben mit Geduld und Freude darbringen kann. Amen. Geschrieben
im Gef�ngnis, in Ketten, am Vorabend des Tages St. Johannes' des
T�ufers."

Ganz herzliche Gr��e aus Luxemburg

Gerd M�llenheim

Gerd Muellenheim schrieb:

ich w�rde das eher wohlwollend sehen, denn dieser Eck war auch einer
der �blen Sorte. Der K�nig von B�hmen, der Adel, die Universit�t und
die Mehrheit des Volkes unterst�tzten Hus und seine Lehre.

Hallo Herr Muellenheim,
in dem kuerzlich von mir erworbenen Buch

Meier, Joachim, 1702: "De Bojorum Migrationibus & Origine, nec non de

claris B�hmeris dissertatio epistolica" <

fand ich die Mehrheit der bekannten Namenstr�ger in der Reformationszeit als
protestantische Theologen. F�r sie war wohl der Name mit Bezug auf B�hmen
ein "Ehrenname" (Humanismus), da mit Jan Hus (1369-1415) die Reformation in
B�hmen begann; wogegen die Gegenreformation den Namen eher ver�chtlich
anwandt.
Siehe auch meine neue Webseite:
B�hm: Die Entwicklung des Nachnamens vom Mittelalter zur Neuzeit
http://www.boehm-chronik.com/forschung/nachname.htm
Vielen Dank fuer Ihren Beitrag.

Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter Boehm

Hallo Herr Muellenheim,
in dem kuerzlich von mir erworbenen Buch

> Meier, Joachim, 1702: "De Bojorum Migrationibus & Origine, nec non de
claris B�hmeris dissertatio epistolica" <

fand ich die Mehrheit der bekannten Namenstr�ger in der
Reformationszeit als
protestantische Theologen. F�r sie war wohl der Name mit Bezug auf B�hmen
ein "Ehrenname" (Humanismus), da mit Jan Hus (1369-1415) die
Reformation in
B�hmen begann; wogegen die Gegenreformation den Namen eher ver�chtlich
anwandt.

Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter Boehm
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Lieber Herr Boehm,

erlauben Sie mir bitte, einen Abschnitt aus meinem Buch (Kapitel 6,
Seite 17/18) zu zitieren, in dem ich versucht habe, den Begriff des
Humanismus einigerma�en zu erkl�ren:

Gleichzeitig mit der Aufkl�rung und in deren Gefolge wurde im 18./19.
Jahrhundert das Gedankengut des Humanismus im sogenannten Neuhumanismus
insbesondere durch Johann Joachim Winckelmann und Wilhelm von Humboldt
aufgegriffen und fortentwickelt. Im 19./20. Jahrhundert l�ste sich der
Begriff des Humanismus weitgehend von seinen historischen Wurzeln und
nahm als sogenanntes Humanit�tsideal vielfach eine soziale Komponente an,
indem die Schaffung der gesellschaftlichen Voraussetzungen f�r eine
freie Pers�nlichkeitsentfaltung in die Zielsetzung einbezogen wurde.

Johann Joachim Winckelmann (9.12.1717-8.6.1768, ermordet in Triest),
war ein deutscher Arch�ologe und Kunsthistoriker, der ma�geblich die
Sch�nheitsideale des Klassizismus bestimmte. Wilhelm Freiherr von Humboldt
(22.6.1767-8.4.1835) war in den Jahren 1809/10 Leiter des preu�ischen
Kultus- und Unterrichtswesens. Er ist der Begr�nder der Berliner
Universit�t und des humanistischen Gymnasiums in Preu�en, als Staats-
Minister vertrat er Preu�en auf verschiedenen Kongressen, besonders
auf dem Wiener Kongre� von 1814/15.

Der Begriff Humanismus wurde erst im Jahre 1808 gepr�gt und sollte
zun�chst den h�heren Wert der althumanistischen Gymnasien gegen�ber
den Realschulen ausdr�cken. Erst sp�ter wurde er zur Bezeichnung
einer Epoche gebraucht, in der man die altgriechische und r�mische
Kulturwelt zu erschlie�en suchte und die daraus gewonnenen Erkenntnisse
zur Bildung des Menschen heranzog. So wurde der Humanismus dann zu
einer geistesgeschichtlichen Bewegung, mit dem Ziel, edler, allseitig
ausgebildeter Menschlichkeit unter Berufung auf das Vorbild der
klassischen Antike. Zum Gehalt eines Humanismus, der diesen Namen
verdient und wie er jetzt verstanden wird, geh�rt inzwischen auch das
Bewu�tsein der Zusammengeh�rigkeit von Mensch und Natur mit allen
erforderlichen Konsequenzen.

Die Kenntnis um einen notwendigen Verzicht auf totalit�re Wissensanspr�che
jeder Art ist heute zu einer entscheidenden Bedingung menschlichen
Miteinanderlebens geworden, d. h. des Friedens, den die Welt auch
ohne Gott schaffen will. Deshalb richtet sich der Humanismus neuerdings
auch ganz gezielt gegen den christlichen Fundamentalismus, der auf
dem Ausschlie�lichkeitsanspruch der Bibel als Gottes Wort beruht,
das einmalig, unver�nderlich und unverg�nglich ist, und nach dessen
Zeugnis es kein Heil ohne Jesus Christus gibt. (Anmerkung: Alle wahren
Christen k�nnen daher ausschlie�lich als christliche Fundamentalisten
bezeichnet werden.).

Gemeinsamkeiten bestehen demzufolge auch zwischen dem Humanismus
und der �kumene durch den Konziliaren Proze� f�r Gerechtigkeit,
Frieden und Bewahrung der Sch�pfung. Ein f�hrender Vertreter dieser
Bewegung ist Carl Friedrich Freiherr von Weizs�cker (geb. 28.6.1912),
ein Bruder des fr�heren deutschen Bundespr�sidenten Richard Freiherr
von Weizs�cker (geb. 15.4.1920).

Unter Humanit�tsideal versteht man allgemein eine Gesinnung, die die
Verwirklichung der Menschenrechte anstrebt. Es ist auch das Gef�hl
f�r die W�rde des Menschen, unabh�ngig von Rasse, Geschlecht u. a.,
ferner die Erziehung zu Mitverantwortung, Toleranz und allgemeiner
Anerkennung der Menschenrechte. Die erste verfassungsrechtliche
Formulierung erfuhren die Menschenrechte im Jahre 1776 in der
amerikanischen Unabh�ngigkeitserkl�rung, die alsdann zum Vorbild wurde
f�r die "Erkl�rung der Menschen- und B�rgerrechte" in der Franz�sischen
Revolution von 1789. Das Humanit�tsideal wurde jedoch zur Bezeichnung
der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Menschen, die absolut jeden
Gedanken an eine transzendente Bestimmung des Menschen ausschlie�t,
also jeden Glauben an ein Jenseits.

Durch den Humanismus wurde so das Startzeichen zum Aufbruch in eine
neue Zeit der gesellschaftlichen Ordnung gegeben, die nun in drei
geistigen Str�mungen zum Ausdruck kommt, und zwar:
a) im Liberalismus (= lat. liber = frei), Freisinnigkeit;
b) im Sozialismus (= lat. socius - sozial = gesellschaftlich),
Ver�nderung des gesellschaftlichen Lebens;
c) in der Emanzipation (= lat. emancipare - ex = aus - manu(s) = Hand;
aus der Hand lassen), Freilassung aus der Abh�ngigkeit, Befreiung
aus der Gewalt, Verselbst�ndigung, Gleichberechtigung der Geschlechter.
Mit diesen geistigen Str�mungen wurde endg�ltig die T�r zur Gottlosigkeit
aufgesto�en und der Weg f�r die antichristliche Weltanschauung des
Humanismus war von jetzt an unumkehrbar eingeschlagen und geebnet. <

Ganz herzliche Gr��e aus Luxemburg

Gerd M�llenheim