Im Gegenteil, ich glaube sogar, die Menschen waren damals relativ
reiselustig. Ich bin jedenfalls davon abgekommen nur in einem bestimmten
Kreis, z.B. 20 km, zu suchen.
Es wäre einmal interessant zu wissen, welche Erfahrungen anderen
Listenteilnehmer bei ihren Forschungen mit den Entfernungen gemacht haben.
Hallo Petra,
die Entfernungen werden in der Menschheitsgeschichte immer geringer.
Ich weiss nun nicht, welchen Zeitraum Du dabei in Betracht ziehst. Ich glaube, bis zur Bauernbefreiung von der Hoerigkeit, also bis zum Anfang des 19. Jhds. war wohl eine Abwanderung der Landbevoelkerung aus ihren Doerfern gering, wenn nicht fast unmoeglich.
Stadt-Chroniken, die auf jeden Fall amuesanter zu lesen sind als Dorf-Chroniken, da "Polizeiberichte" sprich: Stadtgespraeche des alltaeglichen Lebens aufgefuehrt werden, z.B. Streit der Zuenfte, Jahrmaerkte, Suche nach einem ungarischen Deserteur der 'Kaiserlichen', Schlaegerei bei einer Hochzeit, weil das bestellte Musikstueck nicht gespielt wurde usw. Siehe auch: Boehm-Chronik -- Friedland Chronik
In den Staedten ist da schon ein bischen mehr Zuzug. Ich lese darin aber auch, dass Fremden des ofteren die Stadtbuergerschaft verwehrt wurde. Man kapselte sich schoen ab.
Im 19. Jhd. kam dann ein Umbruch. Mehr Handwerker wanderten. Der Handel kam auf. Maerkte wurden auch mehr und mehr von Bauern und ihren Kindern besucht. Die Hausweberei bluehte schon vorher. Der Leinenhandel wurde liberalisiert, die Produkte billiger, mechanischen Webstuehle uebernahmen die Produktion. Die Hausweber wurden daraufhin arbeitslos und einige wanderten in die Webereien oder in den Bergbau. Durch die Entwicklung des Fruehkapitalismus vergroesserten sich die Staedte. Mehr Einwohner, mehr Moeglichkeiten, mehr Bildung, mehr Armut, mehr Diebe, mehr 'gut und boese' usw.
Durch den Bedarf an Stahl wurde auch die Nachfrage nach Steinkohle erhoeht. Der Steinkohlenabbau wurde industrialisiert. Mehr Bergarbeiter kamen von den Doerfer und anderen Gegenden ins Waldenburger Revier. In der zweiten Haelfte des 19.Jhds. entstand dadurch die besitzlose Arbeiterschaft (Proletariat). Dazu kam das Standesdenken im Kaiser-Reiches.
Grossbuergertum (Frabrikbesitzer), Kleinbuergertum (Handwerker, Haendler), Bauernschaft und zum Schluss die besitzlosen Arbeiter lebten alle streng getrennt voneinander, jedenfalls im gesellschaftlichen Leben.
Siehe auch: Boehm-Chronik -- Auszüge aus 'Daisy von Pless'
Durch die Einfuehrung von landwirtschaftlichen Maschinen benoetigte man nicht mehr so viele Landarbeiter. Es ergaben sich neue Moeglichkeiten im Bergbau (Ruhrgebiet, Oberschlesien, Waldenburger Gegend). Wieder Wanderungen.
http://www.boehm-chronik.com/deutschpolnisch/kaczmarek.htm
http://www.boehm-chronik.com/deutschpolnisch/polenundmasuren.htm
Heutzutage mit der Globalisierung ist es aehnlich. Entfernungen spielen keine grosse Rolle mehr, siehe Internet. Natuerlich kommt alles 'in gut und boese' : Globalisierter Terrorismus.
Herzliche Gruesse aus Upstate New York,
Guenter