Ende der Diskussion?

Liebe Listenteilnehmer,

ich hatte erst am Abend Gelegenheit, wieder in meine Mailbox zu schauen.
Dabei sehe ich, da� sich den lautstarken Rufen nach Schlu� der Debatte (z. B.
"Schlu� jetzt!!! Es reicht!!!") alle gebeugt haben. Die zahlreichen Mails zum
Thema "Preu�ische Treuhand GmbH & Co. KG" und in logischer Folge zum Thema
"Flucht und Vertreibung" und den Rechtsanspr�chen der diese "Treuhand" tragenden
Landsmannschaften zeigten, da� gro�es Interesse an diesem
zeitgeschichtlichen Thema besteht, das Ost- und Westpreu�en direkt betrifft. Richtig
verstandene Familienforschung beinhaltet, da� man sich mit der Umwelt, der Geschichte
und der Zeitgeschichte der Ahnen befa�t - nicht nur Stunden und wenige Tage,
sondern permament. Deswegen ist es mir schwer verst�ndlich, da� einige
Teilnehmer anma�end dar�ber bestimmen wollen, was andere sagen d�rfen oder noch
sagen d�rfen.

Zum Teil machen sie das mit beleidigenden Worten ("Bullshit") oder sie
machen die �u�erungen anderer Teilnehmer und sogar die Teilnehmer selbst
ver�chtlich ("Streith�hne"). Das hat mit Demokratie, Toleranz und Gespr�chskultur
nichts mehr zu tun. Dabei liefen viele Mails unter dem Betreff "Toleranz" in der
Liste". Auch ist die Begr�ndung fragw�rdig, andere dr�ngten ihnen etwas auf
und verstopften die Mailbox. Niemand mu� alle Mails von Mailinglisten aufrufen
und lesen. Man braucht ja nicht alle Mails zu beachten und braucht sie noch
nicht einmal zu l�schen. Mich interessieren auch viele Mails nicht, da sie
meine Forschung nicht tangieren oder belanglos sind (Danksagungen und dgl.).
Ich kritisiere aber nicht deren Absender und beleidige diese nicht auch noch,
wie es auch die meisten Teilnehmer halten. Ich drohe auch nicht mit dem
Verlassen der Liste, um anderen ein Schweigen aufzun�tigen und sie quasi zu
erpressen, wie es auch immer wieder geschieht. Jeder ist doch frei, der Liste
beizutreten oder sie zu verlassen, selbst etwas zu sagen oder zu schweigen, ohne
da� er andere zu etwas zwingen mu�.

Wichtig ist nur die Angabe eines m�glichst zutreffenden Betreffs, aber der
war hier schon klar, so da� niemand im Ernst gest�rt werden konnte. Die so
laut geschrieen haben, brauchen nur ihre eigenen Themen aufs Tapet zu bringen.
Niemand hindert sie daran, auch nicht ein lebhaftes Gespr�ch anderer
Teilnehmer in der Liste. Dies ist demokratisch und allein das Interesse der sehr
verschiedenen Teilnehmer bestimmt die jeweiligen Themen. Deswegen schreibt
Wolfgang Buchhorn zu recht, er habe den Eindruck gehabt, mehr in einem Kindergarten
zu sein als unter erwachsenden Menschen. Ich meine, diejenigen, die
desinteressiert sind oder nicht lernen wollen, mit anderen offen und freim�tig, aber
fair zu diskutieren, sollten die anderen nicht auch noch niederschreien und
beleidigen. Wenn sie entschieden zu weit gegangen sind, bringen sie nicht
einmal ein Bedauern oder eine Entschuldigung �ber die Lippen, sondern
rechtfertigen sich mit haltlosen oder verworrenen Argumenten.
   
Man konnte in dieser lebendigen Diskussion einiges �ber die Streitkultur der
Ostpreu�en und ihrer Nachfahren erfahren. Manche sind sachlich (nicht zu
verwechseln mit "neutral" und meinungslos, was n�mlich kein Subjekt sein kann)
und nachdenklich und haben ihre Auffassungen durch eigene Erfahrungen und
/oder durch ein unbefangenes Vertiefen in die ostpreu�ische Geschichte und
Zeitgeschichte gewonnen. Andere sind blo�en Ideologien, die den Fakten und der an
diesen Fakten gemessenen historischenWahrheit nicht gerecht werden, zum Opfer
gefallen, verbreiten blo�e Parolen und ziehen alle Register, um andere damit
zu "besiegen" (z. B. mit Totschlagparolen wie "Kollektivschuld", "korrekte
Politik" u. a.) und z. T. diese hinterlistig anzurempeln oder zu provozieren..
Die Ideologen wollen immer die Oberhand gewinnen, legen auf die Demokratie
keinen gro�en Wert und machen die Demokraten sogar ver�chtlich (Zitat: Gerade
die "Demokraten" (in Anf�hrungszeichen!) sind es, die meist eine andere
Meinung nicht gelten lassen). Die demokratiefeindliche Haltung gab es auch schon in
der Weimarer Republik und die Folgen kennen wir. Diese Einstellung kann
nicht verwundern, wenn man damals an das Dritte Reich "glaubte", wie der
Teilnehmer Franz bekennt. Die SS-Offiziere seien doch "in der Nachkriegsdemokratie
wieder hoch angesehen" gewesen und seien keine schlechten Menschen, meint er.
Dies sei "Hohe Politik" und "wir kleinen Leute" stritten uns um des Kaisers
Bart. Das sehe ich ganz anders und es w�re wichtig, da� vorgenannte Einstellung
immer weniger Leute teilen, damit es nicht wieder irgendwann in den Abgrund
geht. Es best�tigt sich immer wieder der Ausspruch: Der Boden ist fruchtbar
noch! Eine Vergangenheitsbew�ltigung hat nicht wirklich stattgefunden.

Es tut mir leid, aber ich kann nicht pl�tzlich von so ernsten wichtigen
Themen auf "K�nigsberger Klopse" umschalten, um die es jetzt fast nur noch geht.
Da ich heute noch keine Gelegenheit hatte, mich zu Wort zu melden, nehme ich
mir das Recht, dies in den F�llen noch zu tun, in denen ich von Teilnehmern
nach etwas gefragt wurde oder wo ich noch einzelne Anmerkungen machen m�chte.
Ich mache ungern Schnellsch�sse und brauche daher auch Zeit, um der Liste
eine sorgf�ltige Antwort zukommen zu lassen. Ich glaube, mein ausf�hrlicher
Erfahrungsbericht hat dies gezeigt.

Mit freundlichen Gr��en
Manfred B�ttcher

Hallo Manfred!
Bravo zur Mail v. 3.9.03 u. a. Bin erst vor zwei Tagen von einer 4w�chigen
Archivreise aus Masuren zur�ckgekehrt und in diese Diskussion hineingeraten.
Wollte mich schon einmischen, fand dann aber doch keine Zeit - mu� erst
alles wieder ordnen, was sich so angesammelt hat. Vor allem aber mu� ich
erst von den vielen historisch interessierten und zumeist sachorientierten
Gespr�chen in Polen auf den vielfach kr�merhaften Umgang mit Vergangenem in
Deutschland umschalten. Die Vertiebenen-Politik vergiftet zunehmend das
deutsch-polnische Verh�ltnis durch ihr anma�endes Auftretn mit dem
Deutschherrenstiefel und zertritt dabei so manch sch�nes Pfl�nzchen sich
anbahnender guter Nachbarschaft. - Kaum etwas vergessen und kaum etwas
dazugelernt, so k�nnte man dies vielleicht ein wenig lapidar kommentieren.
Mit freundlichen Gr�ssen Helmut Blaseio