Eintragung von jüdischen Mitbürgern in Kirchenbücher

Hallo Listenmitglieder,

der Vorfahre eines Bekannten scheint gebürtig ein Jude gewesen zu sein, der
um 1830 zum protestantischen Christentum wechselte. Ich weiß jetzt nicht, ob
seine Geburt in Mecklenburg oder Pommern in ein ev. Kirchenbuch eingetragen
wurde (mit evtl. Vermerk) oder ob es getrennte jüdische Kirchenbücher gab.
Dokumentiert werden mussten ja alle Geburten und die kath. Geburten wurden
z.B. in Pasewalk auch in ev. KB eingetragen, obwohl der Taufakt von einem
kath. Pfarrer vollzogen wurde.

Hatte jemand schon mal einen solchen Fall?

Beste Grüße

Bernd (Görtz)

Hallo Bernd (Görtz),

oder ob es getrennte jüdische Kirchenbücher gab.

Jüdische Kirchenbücher gibt es nicht, gab es nicht, das sagt schon der
Begriff <Kirchen> - Buch.

Geburten von Juden wurden vor 1808 grundsätzlich nie in KB's vermerkt,
seltene Ausnahmen, siehe unten.

Juden führten sog. Mohel-Rollen, in denen wurde die Beschneidung
festgehalten, die in Synagogen, seltener in jüd. Beethäusern von einem
besonders Beauftragten vorgenommen wurde und in der Regel mit Benennung des
Datums der Beschneidung nach der jüdischen Kalenderordnung in die
Mohel-Rolle eingetragen wurde, in der Regel nicht das Geburtsdatum. Diese
Mohel-Rollen sind sehr selten erhalten.

In ev. KB's oder ref.KB's oder rk.KB's wurden Taufen vermerkt von
konvertierten Juden, also Erwachsenen, und manchmal in diesem Zusammenhang
auch der vom Konvertierten benannte Geburtstag und Geburtsort, was aber in
der Regel der Beschneidungstag war. Juden feierten nicht den Geburtstag,
sondern den Beschneidungstag. Dieser weicht in ländlichen Gegenden bis zu
drei/vier Monaten vom Geburtstag ab, in der Regel etwa eine Woche. In der
Regel benannten die konvertierenden Juden den tag auch nach dem jüdischen
Kalender. Die Umrechnung auf den jeweils geltenden <Julianischen> bzw. den
<Gregorianischen> Kalender ist ausserordentlich kompliziert und wurde
sicherlich im Regelfall nicht beherrscht.

Ab 1806 wurden in deutschen Regionen, von Napoleon angeordnet, quasi
Standesamtsunterlagen oder getrennte Listen/Protokolle, die Judengeburten
betreffend amtlich notiert, was deutsche Regionalregierungen z.B. Preußen
ab 1808 übernamen.

In der Übergangszeit, ab etwa 1750 ist es vorgekommen, dass auf amtlichen
Hinweis/Druck, Pfarrer Judengeburten in KB's notierten, selten.

Grüße

Krafft-Aretin

Hallo Fr. Krafft-Aretin,
vielen Dank für diese ausführliche Darstellung. Da die Geburt 1824 in
Preußen (Oranienburg) gewesen sein soll, kommt die Zeit ab 1806 in Frage.

Ab 1806 wurden in deutschen Regionen, von Napoleon angeordnet, quasi
Standesamtsunterlagen oder getrennte Listen/Protokolle, die
Judengeburten
betreffend amtlich notiert, was deutsche Regionalregierungen z.B.
Preußen
ab 1808 übernahmen.

Also wurden keine Eintragungen in KB vorgenommen, sondern ich muss nach
getrennten Listenaufzeichnungen suchen. Wer bewahrt den heute so was auf?
Da aber die Familie später konvertierte, müsste ich dieses Ereignis im
örtlichen ev. KB eigentlich finden!

Nochmals vielen Dank
Bernd Görtz

Hallo Bernd,

zu meinen Namen siehe bitte entspr. Aufsätze in GENWIKI.

...getrennten Listenaufzeichnungen suchen.

In deinem Fall wahrscheinlich viel einfacher.
Du brauchst nur ins Stadtarchiv Oranienburg oder ins GSt PK Dahlem zu fahren
und das Amtsblatt des Jahres zu Oranienburg durchsehen.
Wahrscheinlich wirst Du fündig.

Da aber die Familie später konvertierte, müsste ich dieses Ereignis im

örtlichen ev. KB eigentlich finden!

Ja, aber die Kirchengemeinde, der Ort der Konversion, mußt Du kennen, in der
Regel vorbereitend zu einer Ehe mit christlichem Partner/Partnerin, das muß
nicht zwingend Oranienburg gewesen sein.

Im EKZA Berlin, Bethaniendamm, Berlin gibt es eine umfangreiche
"Judenkartei" darin sind die meisten Konvertiten ab etwa 1800 verzeichnet zu
Brandenburg-Preußen und weitere Regionen.
Die Kartei wurde von den NAZIS erarbeitet und hat den Weltkrieg II überlebt,
Originale im Bundesarchivbunker, Schwarzwald.

Grüße

Krafft-Aretin

Hallo,

zu meinen Namen siehe bitte entspr. Aufsätze in GENWIKI.

Habe ich gemacht. Komme aber nicht klar. Ist der Name Krafft?

> ...getrennten Listenaufzeichnungen suchen.

In deinem Fall wahrscheinlich viel einfacher.
Du brauchst nur ins Stadtarchiv Oranienburg oder ins GSt PK Dahlem zu
fahren
und das Amtsblatt des Jahres zu Oranienburg durchsehen.
Wahrscheinlich wirst Du fündig.

Ich habe schon einige Preußische Amtsblätter (Stettin und Köslin)
durchgesehen, aber Geburten habe ich da eher nicht gefunden.

> Da aber die Familie später konvertierte, müsste ich dieses Ereignis
im
örtlichen ev. KB eigentlich finden!

Ja, aber die Kirchengemeinde, der Ort der Konversion, mußt Du kennen,
in der
Regel vorbereitend zu einer Ehe mit christlichem Partner/Partnerin, das
muß
nicht zwingend Oranienburg gewesen sein.

Das ist richtig. Ich glaube, die zogen auch dann bald weg von Oranienburg.

Im EKZA Berlin, Bethaniendamm, Berlin gibt es eine umfangreiche
"Judenkartei" darin sind die meisten Konvertiten ab etwa 1800
verzeichnet zu
Brandenburg-Preußen und weitere Regionen.
Die Kartei wurde von den NAZIS erarbeitet und hat den Weltkrieg II
überlebt,
Originale im Bundesarchivbunker, Schwarzwald.

Das ist ein sehr guter Hinweis.
Herzlichen Dank
u. viele Grüße

Bernd

Hallo Bernd,

Genwiki, drei Namenaufsätze:

Eggert (Familienname)
Krafft (Vorname)
Aretin (Vorname)

...aber Geburten habe ich da eher nicht gefunden.

Findest Du auch nicht direkt, sondern indirekt. in den Amtsblättern wurde
der Namenswechsel veröffentlicht vom vorherigen typisch jüdischen Namen zum
eingedeutschten Namen, der Wohnort verzeichnet, meistens das Alter, oft die
Herkunft.
Das eröffnet die Möglichkeit zum konkreten Weiterfinden.

Grüße

Krafft-Aretin

zu meinen Namen siehe bitte entspr. Aufsätze in GENWIKI.

Habe ich gemacht. Komme aber nicht klar. Ist der Name Krafft?

> ...getrennten Listenaufzeichnungen suchen.

In deinem Fall wahrscheinlich viel einfacher.
Du brauchst nur ins Stadtarchiv Oranienburg oder ins GSt PK Dahlem zu
fahren
und das Amtsblatt des Jahres zu Oranienburg durchsehen.
Wahrscheinlich wirst Du fündig.

Ich habe schon einige Preußische Amtsblätter (Stettin und Köslin)
durchgesehen, aber Geburten habe ich da eher nicht gefunden.

> Da aber die Familie später konvertierte, müsste ich dieses Ereignis
im
örtlichen ev. KB eigentlich finden!

Ja, aber die Kirchengemeinde, der Ort der Konversion, mußt Du kennen,
in der
Regel vorbereitend zu einer Ehe mit christlichem Partner/Partnerin, das
muß
nicht zwingend Oranienburg gewesen sein.

Das ist richtig. Ich glaube, die zogen auch dann bald weg von Oranienburg.

Im EKZA Berlin, Bethaniendamm, Berlin gibt es eine umfangreiche
"Judenkartei" darin sind die meisten Konvertiten ab etwa 1800
verzeichnet zu
Brandenburg-Preußen und weitere Regionen.
Die Kartei wurde von den NAZIS erarbeitet und hat den Weltkrieg II
überlebt,
Originale im Bundesarchivbunker, Schwarzwald.

Das ist ein sehr guter Hinweis.
Herzlichen Dank
u. viele Grüße

Bernd

Hallo Krafft-Aretin,
nun habe ich die ungewöhnlichen Vornamen realisiert.
Herzlichen Dank.
In den Amtsblättern wurde also die Konvertierung verzeichnet und die geht
wohl mit Namenswechsel einher. Das war mir bisher auch nicht geläufig.
Ich muss also das Amtsblatt und den Jahrgang der Konvertierung finden, um
gezielt nachschauen zu können.
Nochmals vielen Dank für die wichtige Info.
Beste Grüße
Bernd

Hallo Bernd,

beachte den Hinweis von Wolfgang R. (Dittner).

und die angegebne Literatur.

Krafft-Aretin