Ein weiteres kleines Mosaiksteinchen im "Fall" Sixtus Ell

Liebe Mitforschende,
ich erlaube mir heute kein Ansuchen an die Liste zu richten, sondern
kurz von einem Teilergebnis meiner Forschung zu berichten, das
vielleicht nicht ganz uninteressant ist. Einige von Ihnen werden sich
sicher an den merkwürdigen „Fall“ Sixtus Ell erinnern, den ich vor ein
paar Wochen hier zur Sprache brachte. Im Heiratseintrag seiner Witwe
Apollonia (Weinreich) [KB Markt Erlbach: Trauungen 1695, Nr. 1] gibt es
einen lateinischen Satz, der auf einen Selbstmord des Sixtus Ell am
19.5.1694 hindeutet. Mehrere Forscher haben mir damals mit Übersetzungen
sehr geholfen. Meine Recherchen in den Kirchenbüchern von Markt Erlbach,
Neustadt/Aisch und einiger weiterer Pfarreien des Raumes haben zwar
leider nichts ergeben, doch jetzt bin ich aber auf eine Spur gestoßen,
und zwar in der „Chronica der Statt Neustatt an der Aysch“, 1708 von
Matthias Salomon Schnizzer verfasst. Im Kapitel 20 („Von traurigen und
unglücklichen Todesfällen, Beschädigungen und Mordthaten“) schreibt er
auf S. 70: „1694 d. 19. Maij hat sich ein wohlhabender Mann zu
Mettelaurach erhenkt und wurde vom Flurer hieher geführt und außer dem
Kirchhof bey der Aysch eingescharrt“. Leider wird der Name des Mannes
nicht genannt. Da aber der Ort (Mettelaurach) und das Datum (19.5.1694)
genau übereinstimmen, muß es sich um Sixtus Ell handeln, denn man kann
wohl ausschließen, daß am gleichen Tag im kleinen Dorf Mettelaurach zwei
Leute unabhängig voneinander Selbstmord begangen haben. Seltsam ist, daß
es weder im KB Markt Erlbach noch in dem von Neustadt/Aisch einen
Hinweis auf den Todesfall gibt. Merkwürdig finde ich auch, daß Schnizzer
den Namen des Selbstmörders nicht nennt (im Gegensatz zu zahlreichen
anderen Einträgen in diesem Kapitel), obwohl der Selbstmord zum
Zeitpunkt der Veröffentlichung der Schnizzerschen Chronik (1708) erst 14
Jahre zurücklag und Schnizzer in Neustadt wohl ohne große Mühe den Namen
hätte in Erfahrung bringen können. Ich hoffe nun, daß zumindest die
weltliche Obrigkeit den nicht alltäglichen Fall protokolliert und sich
das Protokoll erhalten hat. Zu finden müßte es vermutlich im
Staatsarchiv Bamberg sein. Falls ich fündig werde, würde ich hier
darüber kurz berichten.
Im übrigen ist die Schnizzersche Chronik (1978 als Nachdruck in
Neustadt/Aisch erschienen) eine Fundgrube an interessanten Informationen
über Neustadt/Aisch und Umgebung, vor allem für das 16. und 17. Jh.
Neben dem oben genannten Kapitel 20 ist z.B. auch das Kapitel 19 zu
nennen („Von den Bestraffungen allerhand Frevel-Thaten und
Malefizhändel“). Aber auch die anderen Kapitel bieten viel Wissenswertes.

Viele Grüße
Bruno Bauernschmidt

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Glückwunsch Bruno und Dankeschön für den Hinweis auf die Chronik.