Dürschwitz Kreis Liegnitz

In einer eMail vom 24.04.03 12:06:38 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit schreibt
swmabuse@web.de:

Zum anderen kann mir jemand erklären was es mit dem Begriff Gärtner

Hallo Stephan, Erläuterung: Gärtner
In alten schlesischen Dokumenten begegnet man haeufig dem Begriff Gaertner.
Fuer diejenigen, die an der Bedeutung dieses Begriffes interessiert sind:
Gaertner Die Bezeichnung Gaertner fuer nur mit Haus und Gartenland
angesetzten Landarbeiter ist offenbar von den Deutschen aus der Mark Meissen
nach Schlesien gebracht worden. Hier lassen sich in den Bauerndoerfern den
spaeteren Freigaertnern entsprechende Gaertner bestimmt seit dem Ausgang des
13. Jahrhunderts nachweisen; jedenfalls sind solche auch schon frueher
angesetzt worden. Spaetestens seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts treten
Gaertner anderer Art auf, naemlich staendige Gutsarbeiter, die Vorlaeufer der
spaeter sogenannten Dresch- und Robotgaertner. In der Regel sind diese
Hofgaertner aus den oben erwaehnten polnischen Landarbeitern (Smarden und
anderen) hervorgegangen und haben zunaechst kein festes Besitzrecht an ihren
Haeusern und Gaerten gehabt. Das frueheste bekannte Beispiel fuer die
Umwandlung derartiger Gaertnerstellen in Erbzinsstellen bietet eine Urkunde
vom Jahre 1339. Das Kloster Leubus verkaufte damals die Gaerten in
Guckelhausen Kr. Neumarkt mit insgesamt 30 Morgen Land ihren derzeitigen
Inhabern, die sich zu einem Jahresgeldzins, zu Huehner- und Eierabgaben,
endlich zur Uebernahme von drei Arbeitstagen im Jahre ueber ihre
althergebrachte Arbeitspflicht hinaus verpflichteten. Worin die letztere
bestand, wird nicht angegeben. Der aelteste Beleg fuer das spaeter in
Schlesien weithin charakteristische Dreschgaertnerverhaeltnis stammt von
1387. Das Kloster Heinrichau verkaufte damals den einzelnen Gaertnern zu
Zesselwitz ihre Gaerten von je anderthalb schlesischen Morgen, also etwa 84
Ar, unter genauer Festlegung ihrer Verpflichtungen und ihrer Bezuege. Sie
hatten Getreide [..] zu maehen [..] und zu dreschen. [..] Im groessten Teil
Niederschlesiens haben alle Gaertner ein festes Besitzrecht an ihren Stellen
erlangt; ein solches fehlt ihnen hauptsaechlich in Oberschlesien. von Loesch:
Beitraege zur schlesischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, Konstanz 1964,
S. 135 ff. Auch veroeffentlicht in: Geschichte Schlesiens, Band 1, 3. Auflage
Stuttgart 1961, S. 353 ff. Da Wort Robot ist ein altes Wort fuer Frondienst,
leitet sich von dem tschechischen Wort robota ab und bedeutet Arbeit.
Ein Gärtner mußte mit weniger Land als ein Bauer auskommen und war deshalb
gezwungen, eine Nebentätigkeit auszuüben. Ein Frei-Gärtner brauchte keine
Dienste zu verrichten, während ein Robot-Gärtner vertraglich gebunden war,
bestimmte Aufgaben zu übernehnen. Man könnte daher sagen, em Gärtner war
bestenfalls ein Kleinbauer.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden durch die Volksvermehrung und neuen Zuzug
Ausweitungen der Dorffiuren nötig; die Dörfer ziehen sich hinauf in die
ertragsarmen Berghöhen; zwischen den Bauerngütern werden G ä r t n e r,
Halbgärtner, Feldgärtner, Häuslerstellen ausgespart; Handwerker werden
angesetzt.
Die Feldgärtner besaßen kleine Ackerstücke, die in den Ackerflächen der
Herrschaft lagen; die Auengärtner hatten am Dorfbache in der Aue kleine
Ackerstücke und Wiesen; die Freigärtner und die Freihäusler bezahlten an die
Herrschaft keine Zinsen und verrichteten auch keine Robotarbeit; die
Zinshäusler bezahlten nur ein bestimmtes Geld. Die Freigärtner, Freihäusler
und Zinshäusler gehörten der ältesten Siedlungszeit an. Auen- oder gemeine
Häusler die auch in der Aue lagen, waren zu Zins und Robot verpflichtet.
Als Schlesien preußisch wurde, gab es beispielsweise im Kreise Neiße in 124
Dörfern 2366 Bauern. 1645 Gärtner, 813 Freistellenbesitzer, 891 Häusler und
Hausleute (Inlieger, Inquilinen), davon 570 Handwerker.
Im Kreise Grottkau lebten in 99 Dörfern 864 Bauern, 1086 Gärtner, 814
Freileute. 573 Häusler und Hausleute, davon 451 Handwerker.
Quelle: Schlesische Volkskunde, Joseph Klapper, 1925, Verlag Ferdinand Hirt,
Breslau, Seite 22

Mit freundlichen Grüßen aus Kerpen
Rudolf Andermann

Suche: (katholisch) (Stand 02/03)
ANDERMANN vornehmlich in allen Orten des ehem. Kreis Münsterberg in
Schlesien, dann Kreis Frankenstein; insbesondere um 1812 in Frömsdorf,

BERGER, Johanna = 1841 in Reindörfel, geb. evtl. in Frankenstein

FRANKE, Joseph = um 1789 in Reindörfel, kath. Kirche Münsterberg
                                    i.Schl.

HÜMER, Josef = um 1829 in Petershagen vorher Poln.Peterwitz,
                                     kath.Kirche Froemsdorf

JAHN, Johanna = vor 1859 in Deutsch-Neudorf, kath. Kirche Berzdorf

NEUMANN, Anton = um 1805 in Neuhof, kath. Kirche Heinrichau

SCHLESINGER, Franz = vor 1821 Reindörfel, kath. Kirche Münsterberg oder
                                      Schönwalde, Kreis Frankenstein

STRAUCH, Johanna = um 1836 in Moschwitz, kath. Kirche Alt-Heinrichau

WEINERT, Anton = um 1856 in Deutsch-Neudorf, kath. Kirche Berzdorf

WELZ, Theresia = vor 1825 im Reumen, kath. Kirche Wiesenthal

alle Orte im früheren Kreis Münsterberg in Schlesien.

In einer eMail vom 24.04.03 12:06:38 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerzeit
schreibt
swmabuse@web.de:

Zum anderen kann mir jemand erkl�ren was es mit dem Begriff G�rtner

Hallo Rudolf,
in den, von mir bisher gesichteten Taufb�chern der Stadt L�wen im LK Brieg
OS (bis mindestens 1800) tauchen "Bauern" eigentlich �berhaupt nicht auf;
nicht als V�ter, nicht als Paten. Der "Hofg�rtner" scheint die Stelle
besetzt zu haben. Habe irgendwo gelesen, dass die Steuern f�r den Bauern und
f�r den Hofg�rtner in Schlesien nahezu gleich hoch waren. Robotg�rtner,
Freig�rtner, H�usler, Einwohner, Meister udgl. sind weitere �bliche
"Standesbezeichnungen". M�glicherweise k�nnte das mit einer "�rtlichen
Sprachregelung", mit einer geschichtlich-regionalen Struktur (�berwiegend
kleine H�fe) oder eventuell mit den angebauten Fr�chten zu tun haben? wer
wei� mehr dazu?
Freundlichst
Peter Johannes Schian