Die Gründung des Bistums Breslau

Liebe Familienforscher,

neben den Nachforschungen zur eigenen Herkunft der Familien ist stets eine
allgemeine Betrachtung der jeweiligen Zeitgeschichte hilfreich. Die Gründung
von Kirchengemeinden und die Herkunft der Regierenden hilft uns die
Zuwanderung von Familienstämmen nach Schlesien besser zu verstehen. Breslau
wird damit ein zentraler Punkt der Betrachtung für Schlesien.

Viel Spaß bei der Lektüre.

Grüße von Haus zu Haus

Joachim

HTK HAMBURG GMBH

Joachim M. Baumert

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Die Gründung des Bistums Breslau

Das Bistum – ab 1930 Erzbistum – Breslau lag zwar am Rande des Deutschen
Reiches, gehörte aber keineswegs zu den unbedeutenden Diözesen. Es war der
räumlichen Asdehnung nach das größte, der Zahl der Gläubigen nach das
zweitgrößte Bistum Deutschlands. Gerade durch seine beiden letzten Bischöfe
hatte es eine Bedeutung gewonnen, die weit über die eigenen Bistumsgrenzen
hinausreichte. Diese beiden letzten Bischöfe – Kardinal Georg Kopp (vgl. OGT
1987, S. 100 f.) und Kardinal Adolf Bertram (vgl. OGT 1995, S. 175-178) –
waren Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz. Priester des Bistums
Breslau hatten in Wissenschaft, Caritas, Jugendseelsorge usw. großen Einfluß
auf

die gesamte katholische Kirche Deutschlands. Aber wie ein riesiger
Eichenbaum seinen Ursprung hat in einem winzigen Samenkorn, so hat auch
dieses blühende Erzbistum seine winzigen Anfänge.

Wann das Christentum nach Schlesien kam, läßt sich nicht mit Genauigkeit
sagen. Nachdem bereits verschiedene Volksgruppen in Schlesien gesiedelt
hatten, wanderten im 4. Jahrhundert v. Chr. Kelten mit einer hohen Kultur in
Schlesien ein, und zwar von Böhmen und Mähren her; aber schon um das Jahr
100 v. Chr. werden sie von ermanischen

Stämmen nach Süden abgedrängt. Diese Germanen waren Lugier oder Wandilen
(Vandalen); seit dem 4. Jahrhundert werden sie als Silinger bezeichnet.

Um 375 setzte dann die große Wanderbewegung der germanischen Völker ein.
Auch die in Schlesien heimischen Germanenstämme wanderten über Ungarn, den
Oberrhein, Frankreich, Spanien nach Nordafrika. Von der Mitte des 6.
Jahrhunderts n. Chr. an sickerten langsam Slawen in Schlesien ein; die
germanischen Restbewohner gingen vermutlich in den slawischen Einwanderern
auf.

Um 630 bildeten sich bei den Slawen staatliche Organisationen. Schlesien –
wenigstens das Land links der Oder – stand zunächst mit den im Süden
benachbarten Slawenreichen in Verbindung. Etwa von 800 an wurde Mähren von
Salzburg und Passau aus christlich missioniert, Böhmen von Regensburg aus.
973 wurde das Bistum Prag geschaffen, das bis 1344 dem Erzbistum Mainz als
Suffraganbistum unterstellt blieb.

Vermutlich von Böhmen her erschienen dann auch im Laufe des 10. Jahrhunderts
Missionare in Schlesien. Wahrscheinlich wurden damals bereits in den Burgen
der sogenannten Kastellaneien wie Breslau, Wartha, Nimptsch, Liegnitz,
Glogau

christliche Gotteshäuser errichtet. Als Gründer Breslaus gilt der böhmische
Herzog Wratislaus I. (894-921). Um 950 war Böhmen und das mit ihm verbundene
Schlesien wenigstens zum Teil christianisiert. Der zweite Bischof von Prag,
der hl. Adalbert (vgl. OGT 1997, S. 252-257), unternahm innerhalb Böhmens
viele Reisen. Es ist anzunehmen, daß er auch das benachbarte Schlesien
besuchte. 995 ging er zu den heidnischen Prußen, die an der Ostseeküste
siedelten, 997 starb er dort als Märtyrer und wurde in Gnesen beigesetzt.

Nördlich der Oder hatte inzwischen der erste bekannte Piastenherzog
Dago-Misica (poln. Mieszko I.) ein slawisches Reich begründet, dessen
Machtzentrum im Gebiet um Posen und Gnesen lag. 963 erkannte er den
deutschen Kaiser Otto I. als Lehnsherrn an. 966 ließ er sich taufen und
stiftete 968 das Bistum Posen. 990 eroberte Misica die Stadt Breslau und die
schlesischen Gaue südlich der Oder bis zu den Sudeten. Damit wurden diese
Gebiete auch vom Bistum Prag losgelöst. 995 sollten sie nun dem Bistum
Meißen zugeschlagen werden, aber dazu kam es nicht mehr, denn einige Jahre
später – im

Jahre 1000 – wurden sie Teil des neugegründeten Bistums Breslau.

Wir haben leider keine Gründungsurkunde des schlesischen Bistums. So sind
wir auf Indizien – indirekte Zeugnisse – angewiesen. Emil Brzoska hat das
Verdienst, 1950 in mühevoller Arbeit diese Zeugnisse gesammelt und
zusammengestellt zu haben.

Zunächst sind einige Papsturkunden zu nennen, die das Bistum Breslau
erwähnen. So bestätigte Papst Innozenz II. 1133 dem Erzbischof Norbert von
Magdeburg die Metropolitangewalt über die polnischen Bistümer. Unter diesen
wird auch „Vuartizlau“ (also Wratislavia – Breslau) als schon bestehend
genannt. Ebenso ist es mit einer Urkunde von 1136, mit der Innozenz II. die
erzbischöfliche Kirche zu Gnesen in seinen Schutz nimmt und ihre Besitzungen
bestätigt, darunter die Burg Militsch, „quod est de Uratizlauensi
episcopatu“ – die also im Bistum Breslau liegt. Schließlich existiert noch
die päpstliche

Schutzurkunde für das Bistum Breslau vom 23. April 1155 von Papst Hadrian
IV. In all diesen Urkunden wird nur gesagt, daß das Bistum Breslau schon
besteht.

An polnischen Quellen haben wir vor allem das sog. Chronicon Poloniae, das
der Bischof Boguphal II. von Posen zwischen 1245 und 1253 verfaßt hat. In
dieser Chronik heißt es, daß Herzog Boleslaus Chrobry, der von 992 bis 1025
regierte, sechs Bistümer gegründet habe, darunter auch das Bistum Bres­lau.
Hier wird also die Zeit der Gründung des

Bistums auf die Regierungszeit Boleslaus Chrobrys eingeengt, auf die Zeit
zwischen 992 und 1025.

In diesen päpstlichen, schlesischen und slawischen Quellen finden wir also
nichts über das Gründungsjahr des Bistums Breslau. Aber – und das ist das
Erstaunliche – wir finden etwas Sicheres in westdeutschen Quellen. Da ist
zunächst die Lebensbeschreibung des Bischofs Meinwerk von Paderborn. Sie ist
1165 abgefaßt. Darin heißt es zum Jahre 1000: „Im

selben Jahr betrat in der Fastenzeit der Kaiser, um zum hl. Adalbert zu
beten [= zur Wallfahrt], das Slawenland (Slaviam), hielt dort eine Synode
und gründete (disposuit) 7 Bischofssitze (episcopia) und setzte (constituit)
den Gaudentius... zum Erzbischof ein.“

Es wird also gesagt, daß der Kaiser (Otto III.) in der Fastenzeit des Jahres
1000 in Gnesen sieben Bistümer gegründet hat. Die Namen dieser Bistümer
werden allerdings nicht genannt. Dann haben wir die Altaicher Annalen
(Annales Altahenses). Sie sind wohl im 11. Jahrhundert abgefaßt, aber den
ersten Teil haben wir nur in einer Abschrift aus dem

Jahre 1517. Hier heißt es ähnlich wie in der vorigen Quelle, daß der Kaiser
im Jahre 1000 eine Wallfahrt zum hl. Adalbert – also nach Gnesen – unternahm
und dort auf einer Synode sieben Bistümer gegründet hat. Und das gleiche
bringen die Hildesheimer Annalen, entstanden um 1030. Doch auch hier werden
die Namen der neugegründeten „episcopia“

(Bischofssitze) nicht genannt.

Aber es gibt noch eine weitere Quelle: die Chronik des Bischofs Thietmar von
Merseburg, der 1018 starb und somit den Ereignissen des Jahres 1000 zeitlich
unmittelbar nahestand. Thietmar berichtet nun – ausführlicher als die
genannten Quellen – von der Reise Ottos III. nach Gnesen. Er sei dort von
Boleslaw Chrobry, dem polnischen Herzog, der dem

Kaiser entgegenritt, empfangen worden. Der Herzog habe den Kaiser bis nach
Gnesen begleitet. Als der Kaiser die Stadt von ferne sah, sei er demütig mit
bloßen Füßen hingegangen und von Bischof Unger von Posen ehrerbietig in die
Kirche geführt worden, um auf die Fürbitte des hl. Märtyrers (Adalbert) die
Gnade Christi zu erflehen. Dann heißt es wörtlich weiter: „Ohne Verzug [Nec
mora] gründete er dort ein Erzbistum, wie ich hoffe, rechtmäßig, aber ohne
Zustimmung des obengenannten Bischofs [Unger], dessen Diözese dieses ganze
Gebiet unterworfen ist, und übertrug es dem Bruder des

vorgenannten Märtyrers Radim [das ist Gaudentius] und demselben unterstellte
er Rein­bern, Bischof der Kirche von Kolberg, den Krakauer Boppo, den
Breslauer Johannes [Johannem Wrotizlaensem].“

Hier werden also von den obengenannten sieben Bistümern, die Otto in Gnesen
im Jahre 1000 gegründet hat, vier mit Namen genannt: Gnesen, Kolberg (vgl.
S. 289ff.), Krakau und Breslau.

So wissen wir also bereits, daß Otto III. das Bistum Breslau in Gnesen in
der Fastenzeit des Jahres 1000 als Suffraganbistum von Gnesen gegründet hat.
Die Fastenzeit begann im Jahre 1000 mit dem 13. oder 14. Februar.
Ostersonntag war am 31. März. In diese Zeit fällt also die Gründung des
Bistums Breslau.

Können wir den Zeitpunkt vielleicht noch genauer bestimmen? Otto III.
stellte im März 1000 in Gnesen eine Urkunde für Bischof Hieronymus von
Vicenza aus. Genaue Ermittlungen ergeben, daß es am 15. März war. An diesem
und den folgenden Tagen hielt sich der Kaiser also in Gnesen auf. Am 23. war
er schon in Magdeburg. „Somit ist es eine durch zuverlässige Quellen
beglaubigte Tatsache, daß der bischöfliche Stuhl zu Breslau durch Kaiser
Otto III. im März 1000 gegründet worden ist“ (E. Brzoska).

Warum aber ist Otto überhaupt nach Gnesen gezogen? Der Kaiser zog 998 zum
zweitenmal nach Rom. 999 ließ er dort seinen Lehrer Gerbert von Aurillac zum
Papst wählen, der den Namen Silvester II. annahm. Im gleichen Jahr wurde in
Rom der Freund Ottos, Bischof Adalbert von Prag, heiliggesprochen; er war
zwei Jahre vorher, wie erwähnt, als Missionar bei den Prußen getötet worden.

Otto plante nun eine Wallfahrt nach Gnesen zum Grab des Heiligen. Bei dieser
Gelegenheit wollte er die Stadt zum Mittelpunkt der Mission im Osten –
bisher Magdeburg – und zur Metropole einer westslawischen, d.h. hier
polnischen, Kirchenprovinz machen. Zu diesem Zweck wurde bereits in Rom –
wahrscheinlich von Papst Silvester selbst – der

Halbbruder Adalberts, Gaudentius, zum Erzbischof geweiht; und zwar wurde er
zum „archiepiscopus sancti Adalberti martyris“ (zum Erzbischof des hl.
Adalbert) ernannt. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise wird bei der
Ernennung der Name des Bischofssitzes genannt. Aber der Bischofssitz Gnesen
war eben zu diesem Zeitpunkt noch nicht errichtet.

Im Jahre darauf – 1000 – zieht Otto mit seinem Gefolge als Pilger nach
Gnesen. Er wird vom polnischen Herzog Boleslaw Chrobry empfangen. Der Kaiser
nennt ihn bei dieser Gelegenheit „Bruder und Mitarbeiter am Reich“ und
„Freund und Bundesgenosse des römischen Volkes“. In Gnesen wird nun die neue
Kirchenprovinz mit ihren Bistümern errichtet. Als Gründer dieser neuen
Bistümer und damit auch des Bistums Breslau ist also in erster Linie Otto
III. anzusehen, freilich im Zusam­menwirken mit Papst Silvester, der ihm in
Rom mit Sicherheit seine Zustimmung dazu gegeben hat. Aber auch der

polnische Herzog Boleslaw Chrobry hat als hauptbetroffener Landesherr der
Gründung zugestimmt.

Aber – so wird gelegentlich gefragt – sind diese Bistümer wirklich von Otto
III. gegründet worden? Es ist doch die Rede von Bischöfen, die schon da sind
und die „nur“ dem neuen Erzbistum Gnesen unterstellt werden. Aber – wie oben
gezeigt – in den Hildesheimer und den Altaicher Annalen sowie in der
Lebensbeschreibung des Paderborner Bischofs Meinwerk wird ausdrücklich
berichtet, daß Otto in Gnesen „septem episcopia disposuit“, also
„aufgestellt, eingerichtet, errichtet“ hat. Da können nur die genannten
Diözesen, darunter Breslau, gemeint sein.

Und was die Bischöfe anbetrifft: Gaudentius ist in Rom geweiht worden für
ein Erzbistum, das es zur Zeit der Weihe noch gar nicht gab. Deswegen wurde
er auf den Titel des hl. Adalbert geweiht. Ebenso könnten dort auch schon
die drei Suffraganbischöfe für Kolberg, Krakau und Breslau bestimmt und
konsekriert worden sein, und wenn nicht dort in Rom,

dann doch nach der Ankunft Ottos in Gnesen bevor oder zu der Zeit, als er
dort die Bistümer gegründet hat. Vielleicht hat Otto die zu Weihenden auf
seiner Pilgerfahrt mitgebracht; die deutschen Namen der Bi­schöfe könnten
darauf hindeuten.

Jedenfalls spricht nichts gegen die Tatsache, daß Otto III. zusammen mit
Boleslaw Chrobry und mit Zustimmung Silvesters II. im Jahre 1000 in Gnesen
die Bistümer, darunter Breslau, gegründet hat. Da Otto am 15. März 1000 in
Gnesen eine Urkunde ausstellt und Thietmar von Merseburg berichtet: „nec
mora, fecit ibi archiepiscopatum...“, also „ohne Verzug“, „sogleich“, so
können wir annehmen, daß tatsächlich der 15. März 1000 der Gründungstag des
Bistums Breslau gewesen ist.

Das Bistum hatte damals wohl noch keine festen Grenzen; es erstreckte sich
vermutlich über das ganze damalige Schlesien. Diese weiträumige Diözese
besaß freilich noch so gut wie gar keine kirchliche Organisation, denn als
der erste Bischof Johannes an die Spitze des neuerrichteten Bistums trat,
fand er nur eine geringe Zahl von Christen vor. Freilich

war das Land überhaupt nur sehr schwach besiedelt. Wenn am Beginn des 13.
Jahrhunderts nur etwa ein Drittel des Landes in Schlesien erschlossen war,
so waren um das Jahr 1000 sicher noch wesentlich weniger Einwohner
vorhanden. Die politischen Schwerpunkte des Landes waren damals die siebzehn
Kastellaneien, Verwaltungssitze mit einer Burg. Sie boten sich auch als
kirchliche Mittelpunkte und Zentren einer zu schaffenden Pfarrorganisation
an. Im Schutz dieser Burgen wurden die ersten Kirchen auf schlesischem Boden
erbaut, vermutlich als einfache Holzgebäude, von denen nichts

mehr erhalten ist. Der erste Bischof – Johannes – wird seinen Sitz wohl bei
oder in der Burg Breslau gehabt haben.

Kaiser Otto III. starb schon 1002. Nach seinem Tod fiel Boleslaw Chrobry „in
die deutschen Marken Meißen und Lausitz ein, nahm Böhmen und Mähren
vorübergehend in Besitz und führte“ mit dem Nachfolger Ottos III., „Kaiser
Heinrich II. einen erbitterten Krieg. Diese fast 15jährigen
Eroberungsfeldzüge Boleslaus‘ waren für die Christianisierung

ungünstig“ (K. Engelbert). Im Gegenzug fielen deutsche Heere in Schlesien
ein. Erst 1018 wurden diese Kämpfe beendet. Nach dem Tod Boleslaw Chrobrys
1025 „brachen innerhalb der Dynastie Strei­tigkeiten aus“... Die Herzöge
„mußten nach Deutschland fliehen... und ein heidnischer Aufstand
vernich­tete fast völlig die Organisation der christlichen Kirche“

(Engelbert).

Auch Schlesien war von diesen Ereignissen betroffen. Der Bischof mußte
vermutlich nach Schmograu und nach Ritschen fliehen, ehe er wieder in
Breslau Fuß fassen konnte. So ist dann wohl auch die Sage von den alten
Bischofssitzen in Schmograu und Ritschen entstanden. Über das Bistum Breslau
fehlen für diese und die Folgezeit sichere Nachrichten. Alles ist über
diesen schrecklichen Ereignissen und Zerstörungen in Vergessenheit geraten,
so daß einige Historiker die Meinung vertreten, das Bistum sei bald nach
seiner Gründung wieder untergegangen. Das stimmt aber mit Sicherheit nicht.

1038 hatten die Böhmen Gnesen erobert und von dort die Gebeine des hl.
Adalbert nach Prag mitgenommen. Um 1050 eroberten die Polen Schlesien
zurück. Das Jahr 1051 brachte dann für die Kirche in Schlesien und das
Bistum Breslau die Wende: Breslau wurde wieder mit einem Bischof besetzt.
Sein Name war Hieronymus (1051-1062). In den Quellen wird

er als „Romanus“ bezeichnet. Manche wollen deshalb in ihm einen römischen
Adligen sehen; er ist aber wohl eher ein „Romane“, d.h. Wallone gewesen.
Hieronymus brachte – neben anderen Reliquien – die Hirnschale des hl.
Diakons und Märtyrers Vinzenz mit. Vinzenz wurde später Mitpatron des Domes
und des Breslauer Domkapitels.

Obwohl die kirchlichen Verhältnisse noch lange unzureichend waren, findet
sich ab Bischof Hieronymus bis in unsere Tage die Reihe der Breslauer
Bischöfe lückenlos vor. Das Bistum Breslau entwickelte sich weiter, bis es
im 14. Jahrhundert sogar das „goldene“ genannt wurde. Selbst die Wirren der
Reformationszeit im 16. Jahrhundert hat es überdauert und ist so allmählich
zu seiner späteren Bedeutung herangewach­sen. Im Jahre 1930 wurde es zum
Erzbistum erhoben.

Quellen:

1. Vita Meinverci episcopi Patherbrunnensis (Script. rer. Germanicarum
in usum scolarum), Hannover 1921. –
2. Annales Hildesheimenses (Script. rer. Germ. in usum scolarum),
Hannover 1878. –
3. Annales Altahenses Maiores (Script. rer. Germ. in us. scolarum),
Hannover 1891. –
4. Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg, hrg. v. Robert
Holtzmann (Monumenta Germaniae historica, Script. rer. Germanicarum, Nova
series 9), Berlin 21955.
5. Lit.: Emil Brzoska: Die Gründung des Bistums Breslau im Jahre 1000
und dessen Entwicklung bis 1950, in: Neunhundertfünfzig Jahre Bistum
Breslau, hrg. v. Emil Brzoska, Königstein Ts. 1951, S. 26-40. –
6. Kurt Engelbert: Zum 950jährigen Bestehen des Erzbistums Breslau, in:
Archiv für schlesische Kirchengeschichte, Bd. 8, Hildesheim 1950, S. 1-13. –
Ders.: Die Anfänge des Bistums Breslau, in: Beiträge zur schlesischen
Kirchengeschichte (Schriftenreihe der Katholischen Arbeitsstelle (Nord) für
Heimatvertriebene, Heft 2) Bergisch Gladbach 1953, S. 6-34. –
7. Johannes Fried: Otto III. und Boleslaw Chrobry (Frankfurter
Historische Abhandlungen, Bd. 30) 1989. –
8. Franz Xaver Seppelt-Emil Brzoska: Das Bistum Breslau im Wandel der
Jahrhunderte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (Schriftenreihe der
Apostolischen Visitatur Breslau) Münster 1993. –
9. Gerd Althoff: Otto III., Darmstadt 1996.