Ich lese gerade in der "Kulturgeschichte Ostpreu�ens in der Fr�hen Neuzeit". In
dem Aufsatz "Die Anf�nge der litauischen Philologie an der K�nigsberger
Universit�t" von Vincentas Drotvinas kommen einige Zahlen zur ethnischen
Zusammensetzung Nord-Ostpreu�ens zu Beginn des 18.Jahrhunderts.
"Zu Anfang des 18.Jahrhunderts forderten Pest und Hungersnot unter den etwa
600.000 Einwohnern Preussens fast 270.000 Todesopfer. Besonders in den
litauischen Gebieten waren gro�e Verluste unter der Bev�lkerung zu beklagen.
Nach den Berechnungen von Wilhelm Sahm /Wilhelm Sahm: Geschichte der Pest in
Ostpreu�en, Leipzig 1905/ verstarben allein in Kleinlitauen 127.762 Menschen,
nach anderen Sch�tzungern sogar 40 bis 50 Prozent der dortigen Bev�lkerung. Nach
der Pestepidemie von 1709/11 blieben von ehemals 1830 litauischen D�rfern
lediglich 35 ausschlie�lich von Litauern bewohnt. Dennoch wurde bis zum Jahre
1719 der Gottesdienst im ganzen Raum n�rdlich der Linie
Labiau-Wehlau-Darkehmen-Geldap in litauischer Sprache abgehalten.
1722 erkl�rte der preu�ische K�nig Friedrich Wilhelm I. (1713 - 1740) Gumbinnen
zum Verwaltungszentrum Kleinlitauens. Gleichzeitig trieb er mit strengen
Gesetzen und vielen Verordnungen und Erlassen den Wiederaufbau des
kleinlitauischen Landesteils voran. Im Zuge dieser Pl�ne zur wirtschaftlichen
und kulturellen Wiederherstellung des ver�deten Kleinlitauens wurden Kolonisten
ins Land geholt, die sich auf den verlassenen Bauernh�fen niederlie�en. Im Jahre
1732 kamen 15.000 Salzburger Protestanten nach Ostpreu�en, von denen etwa 11.000
zwischen Geldap und Gumbinnen angesiedelt wurden. Die Folgen dieser
Kolonisierungswelle und damit die langfristigen Auswirkungen der Pestepidemie
und Hungerkatastrophe waren f�r Kleinlitauen verh�ngnisvoll, ver�nderten sie
doch die ethnische und nationale Zusammensetzung der Bev�lkerung dieses
Landesteils grundlegend. Die Kleinlitauer wurden unter dem Druck einer fremden
Kultur zu einer Minderheit, der die Gefahr drohte, assimiliert zu werden und
ihre nationale Identit�t zu verlieren. Nur noch in wenigen Kreisen dominierte
eine litauische Bev�lkerung: Im Jahre 1736 lebten im Kreis Tilsit 92, im Kreis
Ragnit 69 und im Kreis Insterburg 52 Prozent Litauer."
Der Text beschreibt dann die Toleranz und F�rderung der litauischen Sprache
durch die Monarchen, die dann zur Herausbildung einer litauischen Philologie auf
deutschem Boden f�hrte.
LS