Die Einwohner einer schles. Stadt

Liebe Listenmitglieder,

vor einiger Zeit wurde nach dem Stadtbuch von Liegnitz gefragt. Ganz
allgemein kann man die Erfassung der Bev�lkerung einer Stadt
hinsichtlich der m�glichen Vollst�ndigkeit folgenderma�en einteilen:
1.1 Meldekarten
�ber die sog. Einwohnermeldekarteien wurde in der Liste sch�n �fters
berichtet. Diese Karten enthalten eine F�lle von Daten:
Etwa Geburts- und Trauungsdatum, evtl. den Sterbevermerk, Angaben
zu Kindern, Beruf, Stra�e und Hausnummer, abgeleisteter Milit�rdienst,
f�r den I. WK - gefallen wann und wo sowie Zuzug von woher und Wegzug
nach wohin.
Diese Karteikarten gibt es heute beispielsweise noch f�r die Stadt
Berlin, und zwar ab 1875. Allerdings gilt hier das Datenschutzgesetz.
Mir ist kein Artikel in einer genealogischen Fachzeitschrift bekannt,
der sich mit dem heutigen Bestand dieser Einwohnermeldekarten von
Schlesien besch�ftigt. Zweifelsohne haben die sowjetischen und
polnischen Besatzungsbeh�rden diese nach 1945 im Gebrauch gehabt. Eine
Nachfrage bei einem Besuch in einem polnischen Staatsarchiv k�nnte sich
daher lohnen. Die Karteikarten gab es sicher erst ab 1875.
Bisher bekannt sind mir nur (mitgeteilt von B. Gr�dler, S. Brandes u. A.
Richter):
BRESLAU = unvollst�ndig von 1920-1940 im dortigen Staatsarchiv.
LIEGNITZ = unvollst�ndig, vermutlich nur noch ab Buchstabe 'K' von
1930-1944 im dortigen Staatsarchiv sowie 52 Microfilme von 1890 bis
1944, ebenfalls unvollst�ndig, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin.
WALDENBURG = die Kartei befindet sich heute definitiv nicht mehr in
Waldenburg, sie war zu Kriegsende nach Breslau ausgelagert worden. Mehr
wei� ich, zu meinem gr��ten Leidwesen, dar�ber auch nicht.
Wer sich eine solche Karteikarte einmal anschauen m�chte, siehe dazu:

1.2 Seelenregister
Dies habe ich bisher nur von Beuthen / OS gefunden. Darin wurden 'alle
Bewohner' vom 1.6.1774 bis 31.5.1775 erfa�t. Die Angaben beschr�nken
sich in der Regel auf Vor- u. Nachnamen. Ich vermute, da� es zumindest
aus preu�. Zeit �hnliche Register auch f�r andere schles. St�dte gegeben
haben d�rfte.

2.1 Adre�b�cher
Die Adre�- oder Einwohnerb�cher sind gerade f�r Liegnitz in einem doch
recht gro�en Umfang noch erhalten. Hier finden sich aber nur Vor-,
Nachname und Beruf der sog. Haushaltvorst�nde. In manchen B�chern
erg�nzt durch Angaben zu den jeweiligen Hausbesitzern, den Gesch�ften
und Handwerksbetrieben (=Gelben Seiten) sowie nach 1933 die Angaben zu
den verschiedenen Einrichtungen der Partei. Siehe dazu:
http://schlesien.genealogy.net/adressbuecher/liegnitz.html

3.1 B�rgerrechtslisten
Bereits jetzt wird der erfa�te Kreis der Bev�lkerung sehr eingeschr�nkt.
Au�erdem gab es sicherlich keine einheitliche Vorgehensweise, d.h. die
jeweiligen Stadtr�te haben hier unterschiedliche Ma�st�be angelegt, wer
in diesen Listen aufgenommen wurde. Der 'Antragsteller' auf das
B�rgerrecht mu�te demnach verschiedene Bedingungen erf�llen: Sicherlich
war es den m�nnlichen Einwohnern vorbehalten, manchenorts wurde eine
bestimmte Bildung gefordert und sehr oft war der Besitz eines Hauses in
der Stadt dazu notwendig. Nach abgeleistetem Eid erfolgte der Eintrag.
Bekannt sind hier die OBERGLOGAUER B�rgerrechtslisten 1638 bis 1682 oder
die SPROTTAUER B�rgerrechtslisten bis zum Pestjahr 1552.

4.1 St�dtebuch
Diese Bezeichnung halte ich f�r ein wenig irref�hrend. Zur exakten
Begriffsbestimmung siehe: Beyerles, K., Die Deutschen Stadtb�cher, in:
Deutsche Geschichtsbl�tter 11.1910, S. 145ff. Im engeren Sinne wurde
darin der b�rgerliche Grundbesitz bei st�dtischen Gerichten gef�hrt.
Daneben gab es die Landb�cher f�r den adligen - und die Sch�ppenb�cher
f�r dem meist b�uerlichen Grundbesitz.
Mit den Stadtb�chern l��t sich demnach der Eigent�merwechsel eines
Hauses bzw. des Grundbesitzes innerhalb einer Stadt nachvollziehen. Sie
geben keine Auskunft �ber die gesamte Bev�lkerung der Stadt.
Die Stadtb�cher von LIEGNITZ beginnen 1372 und hatten bis 1813/14
immerhin einen Umfang von 96(!) B�nden angenommen. Genau dieser Bestand
befand sich 1925 nicht mehr im Liegnitzer Stadtarchiv, sondern im
Breslauer Staatsarchiv. Dort wurden sie von Prof. Zum Winkel r�ckw�rts
bis 1517 in Regestenart bearbeitet. Er ben�tigte daf�r acht Jahre. Er
ordnete die Eintragungen nach den preu�. Hypothekennummern, so da� man
anhand von Adre�b�chern, die sehr oft ebenfalls diese Hypothekennummern
auflisten, die betreffenden H�user auffinden k�nnte. Nach meinem
jetzigen Kenntnisstand ist seine Arbeit leider nicht mehr ver�ffentlicht
wurden. Es gab aber einen handschriftlichen Nachweis dar�ber im
Liegnitzer Stadtarchiv sowie den Abdruck einer umfassenden Namensliste
f�r den Zeitraum 1517 bis 1618 in: