Der Schwindel mit Trajans Füßen

Historische Zeitschrift „saargeschichte/n“ gräbt einen Skandal um die
Erkundung der Römervilla in Nennig im Jahr 1866 aus

Die Fachwelt war erregt. Die Ausgrabungen in der römischen Prunkvilla in
Nennig waren im Jahre 1866 von einem Skandal begleitet, um den in ganz
Deutschland eine lebhafte Kontroverse entbrannte. Nach umfangreichen Überprüfungen
stellte sich heraus, dass der damalige Ausgrabungsleiter, der 29-jährige Trierer
Bildhauer Heinrich Schaeffer, mehrere Inschriften und Zeichnungen gefälscht
hatte, um die Bedeutung seiner Funde zu erhöhen. Wie der saarländische
Landesarchäologe und Privatdozent Dr. Wolfgang Adler in der neuesten Ausgabe der
historischen Zeitschrift „saargeschichte/n“ berichtet, war an den
Auseinandersetzungen auch der berühmteste deutsche Altertumsforscher und
Literatur-Nobelpreisträger Theodor Mommsen beteiligt.

Auf die Reste der römischen Prunkvilla in Nennig war 1852 der Bauer Peter
Reuter gestoßen, der beim Ausheben einer Rübenmiete Teile des berühmten
Mosaik-Fußbodens freigelegt hatte. 1866 stellte die königlich-preußische Regierung
Mittel für eine systematische Erforschung bereit, deren wissenschaftliche
Leitung in den Händen des Trierer Domherren Johann Nikolaus v. Wilmowsky lag.
Dieser vertraute dem Grabungsleiter Heinrich Schaeffer, der nach späteren
Erkenntnissen indes zweifelsfrei bestimmte Dinge erfunden hatte. So berichtete
Schaeffer von der Auffindung eines Wandsockels, an welchem sich eine Zeichnung
der Füße des römischen Kaisers Trajan befunden habe. Der Verputz sei rasch
zerfallen, doch habe er die Abbildung abgezeichnet. Später meldete Schaeffer die
angebliche Auffindung von vier Inschriften, die er ebenfalls abgezeichnet
hatte. Nach diesem Text soll Kaiser Trajan der Bauherr der Nenniger Villa
gewesen sein, zudem war ein Präfekt als Bauherr des Trierer Amphitheaters genannt –
damals wissenschaftliche Sensationen, die sich allerdings als unhaltbar
erwiesen. Nach dem Schuldeingeständnis des Grabungsleiters wurde die Sache, wie
aus dem Aufsatz von Dr. Wolfgang Adler hervorgeht, dann ad acta gelegt und
ist im Saarland heute kaum noch bekannt.

Die Zeitschrift „saargeschichte/n“, die vom Landesverband
historisch-kultureller Vereine sowie vom Historischen Verein für die Saargegend herausgegeben
wird, würdigt in ihrer neuesten Ausgabe außerdem das 75-jährige Bestehen des
Saarbrücker Zoos und die Ausstellung des Landesarchivs über die
Saar-Geschichte bei der EU-Kommission in Brüssel. Ferner enthält das Heft Berichte über
das Saarländische Landesfest im August sowie zahlreiche Hinweise auf
Veranstaltungen und Neuerscheinungen zur saarländischen Geschichte. Die neuartige,
modern gestaltete Publikation ist zum Preis von vier Euro in allen
Buchhandlungen oder direkt bei der Redaktion erhältlich (06888-8337) und kann auch
abonniert werden.