Der Bergstreit

Hallo Liste,

wer kennt das Gedicht (die Ballade) "Der Bergstreit", in dem sich die
Schneekoppe mit den anderen schlesischen Bergen streitet?
Es w�re sehr lieb, wenn mir das jemand mailen k�nnte.

Viele Gr��e,
Alexander

www.kruecke.net

Hallo Alexander,

hier ist die Erz�hlung "Bergkrach" von Paul Keller

Ei der lezta Walpurgisnacht hotta amol de schl�scha Barge Krach mitsomm. Wer
hotte dan Krach ongefanga?
Nattierlich kee andrer Mensch als wie der Zotabarg. A hotte die
Schniekuppe�ne ale Gake gehissa.
"Was?" schrie die Schniekuppe. "Du Fatzke! Was unterstiehste dich? Bin ich
nich eure Kenigin?"
"Nee, du bist `ne ale Gake", verhorrte der Zotabarg uff sem dicka Kuppe.
"Nu, du niedertr�chtiger Latschel, du Faffermandla, du Ziegenquork, du! Ich
bin doch `ne feine, gebild�te Dame."
"Jawohl, ja, Sie sein�ne feine, gebildete Dame", sate der Huchwald, dar sich
zu benahma wee�, weil a vo a Salzbrunner Kurg�sta Pl�h und Bildung gelernt
hot.
"Hal ock du die Frasse", sate der klobige Zotabarg zum Huchwald, "sust
verrot ich�s erst, da� de anne Liebschoft mit der Eule hust. Ich sah�s
schun. wie ihr euch immer pussiert. Und der Sturchbarg sieht nie weit vo
euch weg."
"Pfui, pfui Zotabarg", schrie der frumme Kreuzbarg bei striegau, und durch
olle die viele Foffabarge ei der schlesing ging a Sturm, und sie hielta�m
Zotabarg �ne Revermande.
Der beleidigte Huchwald schmie� augenblicklich dam groba Kerle�ne P�pel
Wulka on a Kupp, und de Eule schamt sich wie�ne ale Jumfer. Der Sturchbarg
tat wie tulpe.
"Was ist denn das f�r ein Skandal?" fragte das Huche Rad (`s war zu Kaisers
Geburtstag Werkliches Geheemes Huches Rad gewurn). " Wer l�rmt denn da und
st�rt die Nachtruhe?"
"Ach, Exellenz", sagte die Schniekuppe,"�s sei n�mlich wieder die
klein�leute im Paterre, die Spektakel machen."
"Nat�rlich der P�bel", sate�s Werkliche Geheeme HucheRad. "Wo sind denn
unsere Polizisten, die beiden Sturmhauben?"
Die Sturmhauba schliefa leider.�se Huche Rad grief ei seine tiefe
Hosatasche, ei die gru�e Schniegrube, zug an wei�a Z�del raus und machte
sich �ne omtliche Notiz �ber die schl�frige Pulzisten.
Nu war�s a bi�la stille. Uff emol pl�kte der Pietschabarg bei Ingerschdurf
eir a Feuerkolb. A behauptete unter vielem Gewinsele, der Zotabarg h�tt�a
mitt�m Fu�e geschippt.
"�s ies gar nie wohr", striet�s der Zotabarg ob,"der ale Lopps, der
Pietschabarg, is wieder bepietscht. Eene Krohe hot a immer eim St�ppel,
merschtenteels aber �n ganza Heffa."
"Ich-ich bin--ganz-ganz-un-un-gar-nie-be-suffa", druxte der Peitschabarg,
"aber- Zotabarg, du-du bist-uffte-uffte genug-benabelt."
Olle barge ei der Schl�sing lachta, und der Zotabarg kriegte�ne ganze
verknuchte Bust. A recht�s alle mitnandern ei ganz urnara Ausdr�cka v�r, wie
uffte eim Johre da� se benabelt gewast w�r�n war�ne luasige Litanei.
Wenn�s wor ies, was der Kerl sat, do sein de schl�s�scha Barge�n ganz
versuffne Klike. Und das Schlimmste derbeine ies: die h�chstas Spitza sein
am �fftesta eim Nabel, die kleen�n Kneppe, die blein viel klorer. Aber
manchmal erwischt se�s ooch. Sugar�m frumma Kreuzbarge sate der Zotabarg
nach, a h�tte monchmol�n kleen�n St�brich.
"Aber", so schlu� a, "bei a Monnsbildern is ni a su schlimm, wenn se sich
ooch manchmol asu recht eih�ll�n wenn sich aber al Froovulk ei der Wuche
drei-, vier-, f�nf-,sechs-, siebamol benabelt, dos ies ane Offaschande. Und
a sittes Froovulk ies �ben die Schniekuppe."
Die Schniekuppe kreeschte ver Wutt.
"Zotabarg", kr�chzt�se "du bist ju ganz gemeener urnarer, geweniglicher
Dingrich. Nu, du tummer Grootsch, du! Wos verstiehstt�n du wie�s ei hucha
und hiechsta Kreesen hargieht? Do ist asu viel Wind und eisige K�lde, do�
ma sich monchmol a bisserla eisacka mu�. Mu�, du Offe, hierscht es? Aber du
warst ja schun immer asu a St�nkerfritze, dar keene Ruh�gab und sich �ber
olles und jedes die Frasse zerri�. Desw�gen hot dich ju ooch �nser Herrgott
aus der onst�ndiga Studetenreihe rausgesotzt. WEil du keene Ruhe gibst, do
hot a dich obseits vo alla ganz alleene gesotzt, wie der Schulmeester anne
recht biese Range alleene uff eene Uxabanke setzt."
A schollendes Gel�chter vu olla Barga. Do was sugar der Altvater uffgewacht,
dar schun siehr wacklig und taprig ies und imme eischl�ft, ob wos lus ies
oder nicht. "Wos- wos ies denn eegentlich?" fragt a d�sig.
"Ach alter Herr", sate die w�rdige Bischofskuppe bei Ziegenhols, "es ist
doch heute wieder die s�ndige Walpurgisnacht, da machen eben die Berge
Sknadal und l�stern und f�hren gemeine Redensarten."
"Ah�h�h�h�", dr�selte der Altvater, "jajajaja! �s war immer asu-�s war immer
asu."
Und wie a das su leise dudelte und mit eem verschlofna Blicke nach seim
Lieblingst�chterla,�m Heidebrunnel, nieber lieb�ugelt, schlieg a ooch schunt
wieder ei.
Nu zug aber der Schniebarg ei der Grofschoft lus, das ies n�mlich der
Schniekuppe ihr Stiefbruder. Seit a�n siehr schienes Aussichtstermla uff sem
Kuppe hot, spricht a huchdeutsch. "Meine Herren, wir lassen uns doch nicht
von dem erb�rmlichen Zotenberge produzieren; wir werden ihn einfach aus
insem Gebergsverein rausschmei�en."
"Nu, du Glotzer Natzla*, du " schrie der Zotabarg, "wie sprichst�n du?
Plombier dich ock nich�,�s hee�t ju gar nich produzieren,�s hee�t ju
profetieren."
"Provozieren", �chzte �s gebild�te Huche Rad, "es ist entsetzlich, unter
solchen Banausen zu leben."
"Ja Ja, Exzellenz", seufzte die Schniekuppe, "das sag�ich auch. Und
Exzellenz wissen doch, ich bin eine gebildete Frau. Ich verkehrte mit
Brelauern, Berlinern, Engl�ndern und sugar Amerrekanern. Und ich bin
patriotisch. Ein K�nig und eine K�nigin von Preu�en sind auf mir gew�st!"
"Prahl dich nich, tumme Gans", pillte der Zotabarg.
"Kriegst doch keen�n Orden! Du und patriotisch. Vurne biste prei�sch und
hinga biste biehmsch. Und die Leute san, deine Hingerseite ies immer noch
scheener wie deine Verderfront."
"Gott, wie unanst�ndig", sate der Veilchenstein, der beim Huchen Rad immer
eim Vorzimmer stieht.
"Halt�s Maul, Veilchenstein, du bist a Jude!" schrie dar Zotabarg.
"Nu werd a gor noh antersemitisch", klong�s wie a Seufzer vu der Silberkuppe
riber.
"Ja, und du bist ooch�ne Judenschickse", schantiert der Zotabarg uff de
Silberkuppe.
"Judenschickse-pfui", sate der frumme Annaberg bei Strehlitz und nahm�n
Klusterbitter ver Entr�stung. "Rummel! Rummel!Rummel! Rummel!" quietscha der
Rummelsberg bei Str�hlen ver Freede. A ies der reene Kuckuck, a prillt immer
sen�n enga Nama.
Nu fiel�n de Walmbriger Barge olle �ber a Zotabarg har: der Huchwald, der
Sottelwald, der Schworze Barg, der Gotshiebel, die Uxak�ppe und halt olle.
Ar w�r a ganz ormseliger Buschklepper, meenta se, ar und sei Bruder, der
Geiersberg, w�r�n die leibhoftige Satane, und orme Luder war�n s,
Blobermichel, w�hrend die, die reicha Walm,birger Berge, asu viel Kohla
h�tta.
"Macht euch nie gru�", gurgelte der Zotabarg derzwischen, "macht euch ock
nie mausig, da� ihr die Kolik im Bauche habt!"
Iber da fula Witz ging a tuller Skandal lus. Dei Schniekuppe wischte sich
mit em W�lkla zwanzigmol hingernander die Nase und f�chelte sich dann
domiete, die Uxak�ppe drohta mit a H�rnern, der Wolfsberg huelte, der
Fuchsberg ballte, der Schnieberg schmie� verbust mit lawin�n rim, �s Huche
Rad machte sich wie verr�ckt Notizen, die Pferdek�ppe wieherta, der
Vielchenstein Jommerte, der Krokonosch schimpfte uf biehmsch, der Annaberg
tronk immerfurt Klusterbitter, der Rummelsberg pr�llte wie t�lsch:" Rummel,
Rummel!". die Eule tat, als wenn se sich halbtut schamte, der Huchwald
schwur, uff a Summer werd a a Zotabarg mit Hagelk�rnern tutschi�a wie mit
Matrilljese, der Schworze Baer sah aus wie a w�tender N�ger, der Sturchberg
schlug mit a Fliegeln, und die hundertausend M�hlberge ei der Schl�sing
klopperten ver Uffregung.
Da Kam uff eemol der Liebe Herrgott ei seim himmelblooen Mantel aus sein
scheenen Paradies runder ei die liebe Schl�sing und sate: Bst! Seid stille!
Seid h�bsch artig, ,eine lieba Kinderla! Ihr seid ju olle su hibsche,
schmucke Perschla und Madla.
Ihr mi�t euch ni handeln. Ich bien euch ju olla asu harzlich gutt. Gieht
jitzt hibsch schlofa, ihr Kinderla, gieht schlofa!"
Und der liebe Hergott zugt jedem anne weeche, mollige Nachtm�tze �ber de
Ohren. Do worn se gut und stille, santmittig wie die Lammla. Blussig der
Knurrkupp vo Zotabarg kunnde sich nich asu plutze beruhigen. Wie ihm die
Nachthube schun �bers Maul wegrutschte, brummelte a drunder no liese ver
sich:
"De Schniekuppe ies doch �ne ale Gake!"

* Natzler--> von Ignatz, ein fr�her in der Grafschaft Glatz h�ufiger Vorname

Quelle: Bergkrach
            Vollst�ndige Sammlung der Erz�hlungen und Gedichte
            von Paul Keller in schlesischer Mundart
            ISBN 3-87057-012-1

Viele Gr��e
Andrea