Liebe Familienforschende in Norddeutschland,
nunmehr möchte ich eine Idee mitteilen, die bei mir schon längere Zeit am schmoren ist:
Viele von uns forschen (für sich) in den Archiven (Landes-, Staats-, Stadt-, Kirchen-,...-Archiven). Die Bestandsübersichten in den Archiven sind oft ziemlich wage, man weiß nicht, was nach der Bestellung wirklich auf den Tisch kommt. Bei den Akten vieler Ämter z.B. finden sich Dinge, die zu ganz anderen Jurisdiktionen gehören (und sonst quasi niemals bzw. nur mit immensem Aufwand zu finden sind). Oder die Angabe ist so allgemein, dass vorher nicht klar ist, was sich hinter der Bezeichnung verbirgt.
Jeder von uns macht für sich Notizen, die dann in den Unterlagen zuhause schlummern. Wenn wir nun unsere Daten zusammentragen, dann hat Jede/r vor der Bestellung dieser Akten eine ungefähre Kenntnis davon, was tatsächlich geliefert wird. Bsp.: Listen von Personengruppen können nur Nachnamen, Vor- und Nachnamen, detaillierte Informationen, im schlechtesten Fall aber auch keine Namen enthalten, sondern z.B. nur Berufsgruppen mit jeweiliger Anzahl.
Wichtig wäre eine aussagekräftige Benennung der mitgeteilten Aufzeichnungen. Lediglich die Aktennummer des Archivs anzugeben ist eindeutig zu wenig. Die zugehörige Amtsbezeichnung, das Kirchspiel und der Ort bzw. das Gut, etc. und die (zumindest ungefähre) Jahresangabe wären nötig.
Wer/welche Organisation diese Datenbank bzw. Datensammlung führt wäre mir egal (z.B. SHFAM, Compgen, eine Privatperson), solange diese stets kostenlos zugänglich ist und möglichst einfach strukturiert, z.B. alles als MS Word- oder Libre/Open Office oder pdf-Datei ohne weitere Vorgaben. Mir selbst fehlen dazu leider die Zeit aufgrund anderer familienforschungsbezogener Aufgaben und die benötigten speziellen EDV-Kenntnisse.
Mir ist bewusst, dass Kopien der Akten nicht veröffentlicht werden dürfen und das ist für mich auch selbstverständlich. Aber eine Kurzübersicht über den Inhalt der Akten(-bestände) hat wohl auch den positiven Effekt, dass die Archive noch mehr genutzt werden. Dadurch haben deren Vertreter dann auch eine stärkere Verhandlungsposition für ihre Etats-Verhandlungen und bei den Stellen(nach)besetzungen. Letztendlich kommt dies dann wieder allen Forschenden zu gute.
Falls es den manchmal in dieser Liste anzutreffenden "permanenten Bedenkenträgern" beliebt diese Idee von vornherein schlecht zu reden, dann lassen wir, als aktiv und engagiert forschende, uns am besten davon nicht beeindrucken und starten ggf. in einer kleineren Gruppe. Jede Idee ist ausbaufähig und wird umso eher optimiert, je mehr Menschen sich daran beteiligen. Dies soll nur ein erster Gedankenanstoß sein, da bisher (in den letzten Jahren) nichts derartiges vom Verfasser dieser Zeilen in den Listenbeiträgen der FAMNORD gefunden wurde.
Und keine Angst: niemand gibt dadurch (zwangsläufig) persönliche Forschungs-Daten preis, wenn allgemeine Informationen (die oft nur nebenbei während der Recherche angefallen sind) einer größeren interessierten Gruppe bekanntgemacht werden. Im "schlimmsten Falle" ist eine andere Person, die ähnliches erforscht, dankbar.
Ein Bsp.: im Niedersächsischen Staatsarchiv in Oldenburg habe ich unter der Bestandsnummer 270-1 Nr. 91 u.a.
- Schulvistiationen für die Dörfer Lensahn, Gleschendorf, Damlos, Schwienskuhl und Manhagen (1804)
- eine Beschreibung des Gutes Peterstorff (1802/07)
- einen Extract des fürstl.-bischöflichen Stifts ... (Steenhof, N. Meyerei, Stedingstorff, Ovendorf, wie auf den herzoglichen Allodialgütern Grentz (?) und Manhagen (1785))
- eine Oekonomische Tabelle der herzoglich-schleswig-holsteinischen Fideicommiss-Güter (1783) für die Dörfer Lensahn, Nienrade, Neverstorff, Hohendorf, Stendorf, Bergfeld, Vintzier, Coselau, Kuhof, Selent, Kremstorff, Bollbrügge, Lübberstorff und Sievershagen [mit Angabe der Pächter]
gefunden.
So detailliert aufgeführt findet man dieses im Findbuch nicht bzw. nur selten (so umfangreiche Findbücher wären auch leider dem Archiv-Nutzer wohl unzumutbar). Und wer hat schon die Zeit alle Findbücher zu sichten ?
Wichtig ist, dass eine derartige Datenbank nicht von vornherein durch tatsächliche oder gefühlte Missgunst "torpediert" wird, nur weil Herr/Frau QQQ ebenfalls hier beteiligt ist. Den Nutzen hat jede/r Beteiligte/r durch die Daten, unabhängig davon ob man die Person mag, von der diese kommen. Fehler bzw. Unvollständigkeit in den Daten können durch Nachmeldungen jederzeit vervollständigt werden.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen/Euch, mit einer hoffentlich intensiven und konstruktiven Diskussion des obigen,
Björn Rogge