Hallo Familienforscher,
wie kamen Oberlausitzer Damastweber aus Großschönau (Krs. Löbau-Zittau
ab 1.Aug. 2008 Krs. Görlitz) nach Schlesien. Hier ein kleiner Ausschnitt.
Quelle:
http://www.museumsverein-forst.de/ausstellungen/grosschoenauer_damast.htm
Friedrich der Große kam mit Ausgang des ersten Schlesischen Krieges der
Zittauer Grenzregion sehr nahe. Die damals schon einen Namen führende
Damastmanufaktur sowie die kostbaren Tafelgedecke waren seinen Spähern
nicht verborgen geblieben. Das Kurfürstentum Sachsen stand an der Seite
des verbündeten Österreich im Krieg gegen den Preußenkönig. Görlitz und
Zittau waren wichtige militärische Zentren des Kurfürstentums.
Bereits im Jahr 1740 wimmelte es in der Oberlausitz nicht nur von
preußischen Spionen und Rekrutenpressern, sondern auch von
friderizianischen Emmissionären, welche die Verhältnisse der
Großschönauer Damastmanufaktur auskundschafteten. Im Wirtshaus, bei
ausgiebigen Freitrunk, machten die Damastweber aus den hohen Stuhlzins-
und Steuerlasten, die ihnen die Zittauer Ratsherren aufbürdeten, kein
Hehl. Entgegen ihrer sonstigen Zurückhaltung gegenüber Fremden,
erklärten sie ihre Unzufriedenheit und Empörung zu dem von der
kurfürstlischen Regierung privilegierten "Damastmandats" des Zittauer
Rats. Einige Heißsporne erklärten offen ihren Hass gegen die Willkür und
dass sie lieber heute als morgen auswandern würden, wenn sie hierbei nur
von dem rächenden Zugriff ihrer despotischen Stadtherrschaft sicher
wären und die Gewähr hätten, als freie Menschen ihrem Gewerbe nachgehen
zu können. Solche Kunde drang schnell zum Preußenkönig. Mit Genugtung
stellte er fest, dass sein Scharfblick, alle Erscheinungen seiner Zeit
zu verfolgen und wenn irgend möglich nutzbringend in seine weitläufigen
Pläne einzubeziehen, ihn nicht getäuscht hatte.
Die Großschönauer Damastmanufaktur, deren Erzeugnisse er selbst besaß
und Schätzte, könnte bei Verpflanzung in seine wirschaftlich arg
darnieder liegenden Stammlande und vor allem in die neue erworbene, noch
heftig umstrittene Provinz Schlesien, ein geeignetes Mittel sein, dem
ewig hungrigen Staatssäckel neue Steuerquellen zu erschließen.
Inzwischen nahm der 2. Schlesische Krieg seinen Lauf. Friedrich der
Große sandte erneut Weber aus, die sich heimlich bei den Sendboten des
Königs zu erkennen gaben. In seinem Namen unterbreiteten sie den mit dem
Zittauer Rat zerfallenen Webern ein verlockendes Auswanderangebot:
Garantiert freies Verlassen Großschönaus mit der gesamten Familie und
allem Mobilar. Bis zur Wiedereinrichtung täglich 3 Groschen Nahrungsgeld
für jedes Familienmitglied. Für jeden in Betrieb gesetzten Webstuhl ein
Handgeld von 40 Talern. 1 Jahr völlige Steuerfreiheit!
Zunächst benutzten die Weber das Angebot, die Obrigkeit unter einem
gelinden Druck zu setzen, um vielleicht doch eine Auswanderungserlaubnis
zu erwirken. Als das Gesuch sehr ungnädig abgelehnt wurde, warfen sich
die ergrimmten Weber blindlings den preußischen Webern in die Arme. In
einer Nacht verschwanden plötzlich 5, und von nun an verging kaum eine
Woche, in der nicht mehrere heimlich von preußischen Schleppern außer
Landes gebracht wurden.
Der Zittauer Rat schäumte vor Wut, hatte aber durch systematische
Bespitzelung herausgefunden, wer hinter dieser Bewegung steckte. Man
erließ einen geharnischten Befehl an den Großschönauer Richter, der an
Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ.
Alle Drohungen halfen nicht, die Abwanderung aufzuhalten oder gar zu
stoppen. Es sollte noch schlimmer kommen. Zu Winterbeginn 1745 hielten
die Preußen die Oberlausitz zwischen Görlitz, Lauban und Zittau
besetzt.Der Befehlsstab mit Prinz Heinrich, einem Bruder des
Preußenkönigs, befand sich im Kretscham Großschönau. Man übergab dem
Richter eine Liste mit mehr als hundert Webern, die in den Kretscham
einberufen wurden.
8 Tage später rückte zu früher Morgenstunde eine Schwadron preußischer
Husaren und eine Kompanie Infanterie in Großschönau ein. Dem Richter
wurde die sofortige Stellung von 150 4-spännigen Wagen befohlen. Die
Wagen wurden vor die vorbestimmten Weberhäuser gefahren und mit den
Habseligkeiten und Webstühlen beladen, welche die Soldaten bis auf das
letzte Stück heraus schleppten.
Auf den wenigen leer gebliebenen Gespannen wurden die Alten, Frauen und
Kinder zusammengepfercht, und schon setzte sich die Wagenschlange unter
der Eskorte des Militärs, vor den Augen, der den Vorgang noch gar nicht
begreifenden Großschönauer, in Richtung Görlitz in Bewegung. Irgendwo
unterwegs übernahmen preußische Fuhrleute die "Auswanderer" samt ihrer
Habe, und die Großschönauer Bauern mit Ross und Wagen durften nach Hause.
Der Auswanderzug mit 270 Personen, 41 Webstühlen und den Habseligkeiten
wandte sich nun nach Schlesien mit den Städten Schmiedeberg-Hohewiese,
Greiffenberg und Landshut als Endziel, wo bereits die vorher emigrierten
Großschönauer ein neues zu Hause gefunden hatten.
Eine kleine Wagengruppe löste sich vom Schlesierzug los und nahm ihren
Weg stracks nach Berlin, welches aber nur Durchgangsstation nach Potsdam
war.
Friedrich der Große soll für seine "Damastcampagne" die für damalige
Verhältnisse gewaltige Summe von 100.000 Talern aufgewendet und direkt
oder indirekt nahezu 500 Damastweber aus Großschönau weggeführt haben.
Viele Grüße aus dem 3 Bockwindmühlendorf Oberoderwitz (südl. Oberlausitz)
Wolfgang OTTO
* 1943 Zirlau Krs. Schweidnitz
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