Brinkkoetner,Grefe,Brinksitzer

Hallo Tuila,

Brinksitzer und Brinkkoetner sind im Prinzip das gleiche. Der Brink ist oft der �rmere Dorfrand, wo die Katen der landlosen (-armen) Dorfbewohner lagen. Die waren dann
entweder Tagel�hner, Dorfhirten oder Handwerker wie Weber, Schuster, Schmied. Als erheblicher Standesunterschied zu den Vollbauern (Hufnern).

Grefe wei� ich leider im Auenblick nicht.
Badefrau m�sste jemand gewesen sein, die in Badestuben gearbeitet hat.

Gru� Joachim

Hallo Tuila, hallo Joachim,

Joachim schrieb:

Brinksitzer und Brinkkoetner sind im Prinzip das gleiche. Der Brink ist oft
der �rmere Dorfrand, wo die Katen der landlosen (-armen) Dorfbewohner lagen.
Die waren dann
entweder Tagel�hner, Dorfhirten oder Handwerker wie Weber, Schuster, Schmied.
Als erheblicher Standesunterschied zu den Vollbauern (Hufnern).

erg�nzend zu Deinen Antworten gibt es einige Beitr�ge von mir im Archiv. Unter
den genannten Stichworten m�sstet Ihr f�ndig werden. Absonsten stelle ich meine
Beitr�ge �ber die landwirtschaftliche Eigentumsstruktur gerne noch einmal in die
Liste.

Grefe wei� ich leider im Auenblick nicht.

kenne ich auch nicht !

Badefrau m�sste jemand gewesen sein, die in Badestuben gearbeitet hat.

Eine Badefrau oder Bademutter ist ganz schlicht und einfach eine kundige Frau,
die die Aufgabe einer Hebamme �bernahm. Mehr �ber fr�here Berufe und das Leben
auf dem Lande schrieb ich unter 'Landwirtschaft im Mittelalter' und 'Dorfleben'.
Den letzt genannten Beitrag f�ge ich an.

Dorfleben
Ein wichtiges Element im d�rflichen Zusammenleben in den fr�heren Jahrhunderten
war die Nachbarschaftshilfe. Ob Gefahr oder Krankheit, ob Freud oder Leid, die
Nachbarn standen der Familie immer zur Seite. Nachbarschaftliche Beziehungen
wurden h�her bewertet als verwandtschaftliche. In der Hecke oder im Zaun zum
Nachbarn war immer ein Tor. Reste dieses sozialen Gef�ges wird in vielen
l�ndlich gepr�gten Orten noch heute gepflegt. Oft �bernimmt die Dorfjugend eine
wichtige Rolle in der Pflege der Br�uche und Gewohnheiten. Trotz der Bewahrung
dieses musealen Brauchtums lebt aber die Landbev�lkerung in Deutschland in
�hnlichen Verh�ltnissen wie die st�dtisch gepr�gte. Ich m�chte keinesfalls den
Eindruck erwecken, da� Niedersachsen ein gro�es Freilichtmuseum ist.

Schon im Schulalter �bernahmen die Kinder erste Pflichten. Sie halfen bei der
Reinigung des Hofes, bei der Versorgung des Viehs und bei der Ernte von
Getreide, Fr�chten, Obst und Gem�se. Ein gro�e Aufgabe der Kinder war das h�ten
der K�he und Schafe am Nachmittag. Mit der Konfirmation im Alter von 14 Jahren
endete die relativ unbeschwerte Jugendzeit. Die Konfirmation war immer am
Gr�ndonnerstag. Die M�dchen waren hierzu schwarz gekleidet und trugen ein
Gesangbuch mit einem Spitzentaschentuch darin und einen Myrtenstrau� in der
Hand. Die Jungen trugen einen dunklen Anzug mit schwarzer Fliege oder Krawatte.
An der anschlie�enden Feier nahmen die Familienmitglieder und die Taufpaten
teil.

Nach der Konfirmation gingen die Jungen als Knechte zum Bauern oder erlernten
ein Handwerk. Die M�dchen gingen als Magd zum Bauern. Die Arbeitsstellen wurden
selten gewechselt und oft bis zur Heirat behalten. Erst in sp�terer Zeit (ab
1880) wurde diese Ausbildung durch die Landwirtschafts- und
Hauswirtschaftsschulen erg�nzt. Der Unterricht fand ausschlie�lich im Winter
statt.

Wollte ein Hoferbe heiraten, so wurden zun�chst die rechtlichen Fragen gekl�rt.
An einem Sonntag trafen sich das Brautpaar und deren Eltern und besprachen die
Hof�bergabe, die Mitgift, das Altenteil (die Rente der Eltern) und die Abfindung
der Geschwister. Oft spielten Herkunft und Verm�gen f�r die Heirat eine gro�e
Rolle. Wenn alles gekl�rt war, stelle sich das Brautpaar beim Pastoren vor.
Dieser verk�ndete das Aufgebot. Anschlie�end erschien das Brautpaar zum
Gottesdienst. Zwei Wochen vor der Hochzeit �berbrachte der Hochzeitsbitter die
Einladungen. Er sagte seinen Einladungsvers auf und bekam daf�r einen Taler. Ein
paar Tage vor der Hochzeit brachten die Nachbarn mit einem Pferdegespann die
Aussteuer der Braut. Meist bestand diese aus einem Sofa, einem Schrank mit
selbstgewebter W�sche, einem Spinnrad und allerlei Kleingeschirr. Bei den
Vorbereitungen der Hochzeitsfeier halfen die Nachbarsfrauen. Das Kochen selbst
�bernahm meist eine 'K�ksch', eine Kochfrau (~=K�chin) aus dem Dorf. Einige Tage
zuvor wurden von den Nachbarn Eier, Butter und geschlachtete H�hner gebracht.
Gefeiert wurde auf der gro�en Diele des Hauses oder in der ausger�umten Scheune.
Die Trauung fand in der Kirche oder im Hause statt. Stammte die Braut aus dem
Dorf, holte der Br�utigam sie zuhause ab und man fuhr gemeinsam zur Kirche. Die
Braut trug ein wei�es Kleid und einen wei�en Schleier mit Myrtenkranz, der
Br�utigam einen Gehrock und Zylinder. Die ersten Kinder, die auf der Stra�e
standen, erhielten den Brautapfel, der mit einem Geldst�ck gef�llt war. Auf dem
Hof wurde das Brautpaar nach der Trauung von den Eltern empfangen. Man trank zur
Begr��ung ein Glas Wein und sang den Choral: Bis hierher hat mich Gott gebracht.
Zum Kaffee gab es Butterkuchen und eine Brauttorte. Nach der Kaffeetafel gingen
die G�ste in der Nachbarschaft von Hof zu Hof (und so manche Speisekammer soll
hinterher leer gewesen sein ..) Gegen Morgen wurde die Hochzeit von den letzten
G�sten 'weggebracht'. Dazu sammelte man Essensreste und Knochen und trug sie zu
dem Hof, wo man die n�chste Hochzeit erwartete.

Die Geburt eines Kindes fand ausschlie�lich zu Hause statt. Eine kundige Frau
aus dem Dorf (Bademutter) half dabei. Die Taufe fand ein bis zwei Tage nach der
Geburt in der Kirche statt. Die Mutter nahm an der Feier nicht teil. Vor ihrem
ersten Kirchgang sechs Wochen nach der Geburt, verlie� sie den Hof nicht.

Bei Sterbef�llen wurde sofort der n�chste Nachbar (jeder Hof hatte seine festen
Nachbarn, der N�CHSTE Nachbar ist derjenige, dessen Haust�r dem anderen am
n�chsten liegt) benachrichtigt. Die Frauen aus der Nachbarschaft �bernahmen die
Reinigung und Einkleidung (Abendmalskleidung) des Verstorbenen. Gleichzeitig
wurden die Spiegel zugeh�ngt und die Uhren im Haus angehalten. Der n�chste
Nachbar erledigte die Verwaltungsdinge und die Mitteilung im ganzen Dorf. Die
Nachbarn �bernahmen auch das sogenannte 'Tragen' des Sarges. Der Sarg wurde zur
Beerdigung auf der Diele aufgebahrt. Dabei war der Sarg noch offen, um den
Verwandten die M�glichkeit zu geben, den Verstorbenen noch einmal zu sehen. Die
Ansprache im Hause hielt der Lehrer. Acht Konfirmanden mu�ten anschlie�end
Lieder aus dem Gesangbuch singen. Aus jeder Familie im Dorf gab wenigstens ein
Mitglied dem Verstorbenen das letzte Geleit. Nach der Beerdigung gab es f�r die
Angeh�rigen Kaffee und Kuchen im Trauerhaus. Am ersten Sonntag nach dem Tode
wurde der Tote in der Kirche 'abgesagt'. Die Trauerzeit f�r die Angeh�rigen
betrug ein Jahr, f�r entfernte Verwandte sechs Wochen.

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