BorgholzhausenNeuenkirchen und Werther bei Bielefeld; WITTBRODT, HEERMANN; Familienname des Mannes von sener Frau

Hallo Westfalen-Liste!
Nun machen mich meine Vorfahren auch mit Westfalen bekannt, so da� ich neu
zu dieser Liste hinzukomme.

Seit mehr als 20 Jahren suche ich nach meinen Vorfahren in Regionen �stlich
der Elbe: Uckermark, Berlin, Nieder-Schlesien, Westpreu�en und Ostpreu�en.
Somit sind meine Erfahrungen durch diese Regionen gepr�gt.

In Westfalen scheint es wieder andere regionale Eigenschaften zu geben, die
zu lernen und zu ber�cksichtigen sind. Daher ergeben sich folgende Fragen:

1. Ich habe den Eindruck, da� die Lokalgeschichte im Westen noch wichtiger
ist, als in den �stlichen Regionen Deutschlands.

In den mich interessierenden Gebieten Westfalens gab es folgende Staaten
(?!):

a. GRAFTSCHAFT RAVENSBERG
b. F�RSTBISTUM OSNABR�CK

Gibt es hierzu Literatur?
Konnten die Menschen zwischen diesen Gebieten frei Ihrer Wohnsitz w�hlen?

Wie war das Verh�ltnis zwischen Katholiken und Evangelischen in dieser
Region? Gab es beide Religionsgemeinschaften und wechselten die Menschen
zwischen beiden?

2. In diesem Bereich suche ich nach dem Familiennamen WITTBRODT (WITBROD)
und HEERMANN.
Die Familie WITTBRODT stammt aus dem Bereich von BORGHOLZHAUSEN die Familie
HEERMANN aus dem Bereich von WERTHER.

Hat jemand hierzu Informationen (familysearch ist mir bekannt!).

3. In den USA gibt es evangelische WITTBRODTs, die sehr wahrscheinlich aus
Neuenkirchen stammen. Es ist unsicher, welches Neuenkirchen gemeint ist,
jedoch ist das zu Borgholzhausen benachbarte wahrscheinlich.
In beiden Orten Neunkirchen ist die Geburt nicht zu finden. Kann es sein,
da� einzelnen Teile (H�fe o.�.) zu unterschiedlichen Kirchen- und
Verwaltungsgemeinden geh�ren?

W�re eine Suche in kathollischen Kirchengemeinde (falls vorhanden) sinnvoll?

4. Ich habe im Kirchenbuch einen mir unbekannten Berufsnamen gefunden, den
ich nicht eindeutig lesen kann:
HENNERLING, HEUERLING oder �hnlich. Wie lautet die richtige Bezeichnung und
um welchen Beruf handelt es sich?

5. Weiterhin scheint es in dieser Region m�glich gewesen zu sein, da� der
Mann den Familiennamen der Frau �bernahm.

Welche Hintergr�nde gibt es daf�r?
Kann ein Teil der Kinder den Namen des Mannes und ein anderer Teil den Namen
der Frau tragen?

Ich fand folgenden Eintrag:
Johann J�rgen QUEST, Witwer Wittbrodt, und Catharina Maria SCHLICHTHABER.
Die Kinder hei�en dann Wittbrodt. Welchen geburtsnamen hatte nun der Mann
Johann J�rgen? War der Name seiner vorhergehenden Frau Quest und er ein
geborener Wittbrodt oder war es umgekehrt?
Wie ist der Eintrag zu verstehen?

6. Nach 1850 scheinen mir viele Menschen diese Region verlassen zu haben.
Gibt es hierf�r einen besonderen Grund?

Ich bedanke mich schon jetzt f�r jeden Hinweis.

Viele Gr��e

Martin
Berlin

Hallo Herr Berdau,

ich kann nicht allzu viel zu Ihrer langen Mail beitragen,

aber ich kann zu

4. Ich habe im Kirchenbuch einen mir unbekannten Berufsnamen gefunden, den
ich nicht eindeutig lesen kann:
HENNERLING, HEUERLING oder �hnlich. Wie lautet die richtige Bezeichnung und
um welchen Beruf handelt es sich?

sagen, dass es sich um die Bezeichnung HEUERLING handelt. Dies ist eine
weitere,
sehr gaengige Bezeichnung zum TAGELOEHNER. Der TAGELOEHNER, der auf des
naechsten
Tages Arbeit angewiesen war.

Wie die genaue Deklaration Tageloehner / Heuerling lautet, kann ich
Ihnen leider
auch nicht mitteilen.

MfG
Ralf Stamporek

Hallo Herr Berdau,

ich kann nicht allzu viel zu Ihrer langen Mail beitragen,

aber ich kann zu

> 4. Ich habe im Kirchenbuch einen mir unbekannten Berufsnamen
> gefunden, den ich nicht eindeutig lesen kann: HENNERLING, HEUERLING
> oder ähnlich. Wie lautet die richtige Bezeichnung und um welchen
> Beruf handelt es sich?

sagen, dass es sich um die Bezeichnung HEUERLING handelt. Dies ist
eine weitere, sehr gaengige Bezeichnung zum TAGELOEHNER. Der
TAGELOEHNER, der auf des naechsten Tages Arbeit angewiesen war.

Na nu, das stimmt aber nicht. Im niedersächsischen Bereich war ein
Heuerling jemand der durch Vertrag bei einem größeren Bauern ein
Stück Land für sich bearbeiten durfte und auch dort ein Obdach hatte.
Als Rückgabe verpflichtete er sich bestimmte Arbeiten und Pflichten
für den Bauern zu liefern. Das ist aber lange nicht das Los eines
Tagelöhners der hier und da seine Arbeit verkaufte.

Fred

  4788 Corian Court
Naples, FL 34114
941-775-7838; 239-269-4781 (cell)
)
FredRump@earthlink.net
"A real friend is one who walks in when the rest of the
world walks out."

Hallo,

als Historiker finde ich es ab und zu ganz nett, die Quellen selbst sprechen
zu lassen. Die folgende Textpassage stammt aus einem Bericht des Gografen
von Delbr�ck an die preu�ische Regierung, nachdem das Hochstift Paderborn
von den Preu�en besetzt worden war. Er gibt darin Auskunft �ber die
Verh�ltnisse im Lande Delbr�ck kurz vor der S�kularisation. Unter anderem
berichtet er �ber die Heuerlinge wie folgt:

"Es giebt im Lande Delbr�ck zweyerley Arten Heuerlinge. Einige, welche etwas
Verm�gen besitzen, suchen sich auf H�fen, wo der Meyer selbsten Heuerh�user
bauen zu lassen, au�er Stande sind, auf ihre Kosten H�user zu bauen. Diese
H�user k�nnen nach Ablauf der vermittels Kontrakts festgesetzten Jahre
entweder von dem Heuerlinge oder dessen Erben wieder zur�ckgenommen werden,
oder sie fallen Verm�ge Kontrakts dem praedio anheim. Andere Heuerlinge
beziehen die von dem Meyer selbst erbaute Heuerh�user, jene k�nnen sich
vermittels Kontrakte ihr Schicksal erleichtern. Dieselben sind mehr Sklaven
und ganz ohne Gelegenheit sich Verm�gen erwerben zu k�nnen. Eines solchen
Heuerlings Miethe ist der Regel nach jedes Jahr auf Maitag offen, und ob
wieder ein neues Mietjahr eintreten soll, das mu� jedes Jahr auf Neujahrstag
erkl�rt werden.Weil es im Landes Delbr�ck voll von Heuerlingen ist,so mu�
derjenige, der ein Heuerhaus sucht, dem Meyerauf Neujahrstag sehr
vieleComplimente machen. Endlich erh�lt er die Zusage des Heuerhauses, nebst
etwas Landmark in einem �u�erst hohen Preise. - Jeden Tag und jede Nacht,
wenn es dem Meyer beliebt, mu� derHeuerling nebst Frau und Kindern zum
Gebothe stehen. Tritt des Morgensgegen 8 bis 9 Uhr schlechtesWetter ein : so
mu� er ohne Zahlung wieder zu Hause gehen. Wird dieArbeitshilfe wirklich
denTag hindurch geleistet, so erhalten nebst schlechter freyer Kost die
Manns-Personen 3mgr, und die FrauensPersonen 1 � mgr. zum Tagelohn. Fast
jeder Heuerling ist arm. Sein gesammte Hausger�the kann er gew�hnlich mit
alleiniger Beyhilfe seiner Ehefrau vermittels eines einzigen Transport von
dem einen Heuerhause zum Anderen schaffen."

Ich finde, diese kurze Passage macht das Schicksal der Heuerlinge in
Delbr�ck, wie im �brigen Westfalen deutlich.

MfG

K�llners Funki

www.funki-koellner.de
Die Delbr�cker Seite im Internet

Hallo,

als Historiker finde ich es ab und zu ganz nett, die Quellen selbst
sprechen zu lassen. Die folgende Textpassage stammt aus einem Bericht
des Gografen von Delbrück an die preußische Regierung, nachdem das
Hochstift Paderborn von den Preußen besetzt worden war. Er gibt darin
Auskunft über die Verhältnisse im Lande Delbrück kurz vor der
Säkularisation. Unter anderem berichtet er über die Heuerlinge wie
folgt:

<Beschreibung der Lage in Delbrück>

Ich finde, diese kurze Passage macht das Schicksal der Heuerlinge in
Delbrück, wie im übrigen Westfalen deutlich.

Die Regeln der Heuerverträge sind sehr verschiedlich aber immer gab
es dazu etwas Land wo der Heuerling selber sein Essen besorgen
konnte. Er war hauptsächlich damit beschäftigt seine Obligationen dem
Landherrn (Bauer/Meyer/Zeller) durch Arbeit zu liefern. Es kam immer
auf den Vetrag an ob für diese Arbeit auch Geld bezahlt wurde. Im
großen Ganzen war die Zeit zu kurz seine eigene Arbeit auf seinem
zugewiesenen und meist schlechterem Land vernünftig zu leisten.
Abends wurde dann noch Heimarbeit geleistet (Socken stricken usw) und
wenn möglich ging es auch weg nach Holland oder anderswo um dort
etwas Geld zu verdienen. Die Zurückgelassenen mußten dann die
versprochene Arbeit leisten. War jemand krank, mußte ein anderer
reinspringen.

Die Geschichte der Heuerleute, von denen die Vorfahren meiner Frau
über etliche Generationen in Scheunen und Backhäusern ihr Leben
verbrachten (nach den verschiedenen Status-Animarum-Listen), ist ein
sehr trauriger Teil der deutschen Geschichte die selbst die damaligen
Zuschauer als sklavenartiges Leben beschreiben. Es ist auch eines der
Hauptgründe für die riesige Auswanderungswelle aus dem westfalischen
und niedersächsischem Raum. Im Niederstift Münster (Oldenburger
Münsterland) und im Fürstbistum Osnabrück, zB wurde oft die Mehrheit
ganzer Kirchspiele durch Auswanderung geleert. Es gab sonst keine
Zukunft. In Deutschland zu bleiben hieß nur Armut und ein landloses,
unfreies Leben. Die meisten Einwohner waren eben Heuerleute.

Das heißt natürlich nicht das Bauern und Heuerleute sonst keine
anderen Berufe ausübten. Jeder mußte alles machen was eben zum
Landleben gehörte. Manchmal entwickelten sich Spezialisten die etwas
sehr gut schaffen konnten. Diese konnten dann im Dorf selber wohnen
um dort für andere Arbeit zu leisten - für Bezahlung. Hier arbeiteten
auch Lehrlinge und Tagelöhner so wie benötigt. Hier konnte ein
Heuerling manchmal als Nebenjob etwas Geld verdienen aber seine
Hauptpflichten auf dem Hof wo er wohnte waren nie zu vergessen denn
nur dort hatte er eine Dach überm Kopf.

Einer aus der Vorfahrenverwandschaft meiner Frau hat so als
Heuerlingskandidat (abgehende Söhne eines Bauerns) das
Zimmermannshandwerk erlernt. Er wanderte um 1820 nach Amerika aus.
Durch sein Können baute er in verschiedenen Städten in Ohio die
ersten Kirchen. So wie viele andere Auswanderer wurde er hier ein
reicher und angesehender Mann. Gleich auf dem Schiff nannte er sich
Barlow anstatt Barlage. Er erlernte die Sprache durch das tägliche
Lesen der englischsprachigen Zeitung in Dayton, OH. Er fuhr etliche
Male zurück in sein Heimatdorf, Essen/Oldbg, wahrscheinlich um dort
auch etwas zu pralen über was man in Amerika schaffen kann. Natürlich
folgten andere seinen Fußstapfen.

Jedenfalls darf man die Geschichte der Heuerlinge nicht als
gleichartig beschreiben. Sie ist sehr von dem Ort und den Regeln des
Landherrn abhängig. Was man aber sagen kann ist das die Höfe nur an
einen beerbt werden konnten. Die restlichen Kinder mussten eben sehen
wie sie durch ihr Leben kommen könnten. Wenn sie heiraten wollten war
das meistens als Heuermann auf einem anderen Hof.

Fred

         4788 Corian Court
Naples, FL 34114
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world walks out."