Blick über den Zaun: unsere Mexiko-Forschung

Hallo Forscherfreunde,

wir waren zum einj�hrigen Jahrestag der Seligsprechung von Anacleto Gonzalez
Flores (Grossonkel meiner Frau, m�tterlicherseits) in Mexiko. Anacleto
Gonzalez Flores (* 1888 in Tepatitlan) war Rechtsanwalt und F�hrer der
erzkonservativen Cristero-Bewegung (Konterrevolution) im Staate Jalisco. Man
beachte, die Seligsprechung durch Papst Benedikt XVI. erfolgte ausgerechtet
am Feiertage der Mexikanische Revolution (20.November 2005). Im Jahre 1927
wurde Anacleto Gonzalez Flores zusammen mit zwei Gefolgsleuten von den
Truppen der mexikanischen Regierung des liberalen Presidenten Calles
gefoltert und dann erschossen. Der Riss der Weltanschauung liberal bzw.
konservativ spaltete die eigene Familie meiner Frau.

Durch diese geschichtlichen Ereignisse erschienen in Mexiko u.a. viele
familienkundliche B�cher. Die Region "Altos de Jalisco" (Hochland von
Jalisco) um Tepatitlan wurde bereits um 1550 von 117 Familien aus Spanien
kolonisiert - per encomienda, �hnlich dem deutschen Lehnwesen. Die ersten
250 Jahre blieb man unter sich; man vermischte sich nicht mit der
einheimischen Bev�lkerung, n�mlich den mexikanischen Indianern, den Juden
oder sonstigen Ketzern (Protestanten). Erst in der Zeit der
Unabh�ngigkeitsbewegung (1800-1821) lockerte sich die Gesellschaft etwas
auf, und nach der Revolution (1910-1920) war die Mexikanisierung so gut wie
abgeschlossen, trotzdem war die Bindung zur katholischen Kirche in Jalisco
durch obige Regionalgeschichte besonders ausgepr�gt und daher die
Konterrevolution auch besonders sichtbar. Erw�hnungswert ist, dass nach der
Unabh�ngigkeit von Spanien per Dekret der Republik Mexiko jegliche
�ffentliche Erinnerungen an Spanien an �ffentlichen Geb�uden, wie auch
Familienwappen an den H�usern, untersagt wurde zu f�hren und mussten
entfernt werden.

Es ist erstaunlich, welche reichhaltigen Unterlagen von solch einer
homogenen Gruppen, wie diese 117 spanischen Familien, f�r den
Familienforscher vorhanden sind. In der Tat eine Goldgrube. Gute Kontakte zu
regionalen Heimatforschern sind unumg�nglich.

Zum Beispiel:
a) Umfangreiche Volksz�hlung von 1790 der Gruppe der spanischen Siedler.
Familien in Tepatitlan, in den Ranchos und Haciendas. Im spanischen
Namensrecht ist jeweils der zweite Familienname in der Regel der FN der
Mutter. Dies erleichtert die Forschung.

b) "Reto�os de Espa�a en la Nueva Galicia" Studien �ber die Geschichte,
Antropologie, Genealogie und Biografie der spanischen Bev�lkerung in der
�stliche Zone von Nueva Galicia (heute Jalisco), seit der ersten Besiedelung
der Region bis zum heutigen Tage, in 8 B�nden.

Sehr viel mehr Informationen als bei individuellen Auswanderern, die sich
einer neuen Umwelt schnell anpassen mussten und dabei viel an
Familiengeschichtsdaten verloren ging.

Wie schon gesagt: nur ein Blick �ber den Zaun. Ich finde, durch
Familiengeschichte wird Geschichte �berhaupt, menschlicher und
verst�ndlicher.

Herzliche Gr�sse aus Upstate New York,
Guenter Boehm (*1939 Friedland, Kreis Waldenburg in Schlesien)