Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800

Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den
Lebenswissenschaften um 1800
<Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den Lebenswissenschaften um 1800 | H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften | Geschichte im Netz | History in the web;

Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung
06108 Halle (Saale)

Vortrag am Dienstag, 06.04.2021, 18 Uhr, online

Anmeldung via www.leopoldina.org/whs <https://www.leopoldina.org/whs&gt;;
dort gibt es ein Kontaktformular.

Von Theresa Pudzich, Leopoldina-Zentrum für Wissenschaftsforschung

Ab den 1830er Jahren begannen auch Laborwissenschaftler an Akademien und
Universitäten, sich mit dem Phänomen der blauen Milch zu befassen. Aber
alle Bemühungen blieben wenig aufschlussreich. War es vielleicht doch
Hexerei?

In diesem Vortrag von Prof. Dr. Jutta Schickore aus Bloomington, IN,
geht es um ein seltsames Phänomen, das in den Jahrzehnten um 1800 viel
diskutiert wurde, nämlich blauen Flecken, die sich oft auf frischer
Milch bildeten, wenn man die Milch nach dem Melken im Vorratsraum stehen
ließ. Nach einiger Zeit färbte sich die Milch sogar durch und durch
blau. Blau gefleckte oder gar blaue Milch schmeckte schlecht und ließ
sich kaum verarbeiten: Sie war weder zum Buttern noch zur
Käseherstellung zu gebrauchen. Einige Landwirte erlitten erhebliche
finanzielle Einbußen, weil sie das Problem einfach nicht in den Griff
bekamen. Was konnte man nur dagegen machen? Man musste irgendwie
feststellen, was die blauen Flecken verursachte – falsches Futter? Eine
geheimnisvolle Kuhkrankheit? Die schlechte Luft im Stall? Oder gar
Hexerei? Diverse Leute versuchten, der Sache auf den Grund zu gehen.
Mediziner, Tierärzte, betroffene Landwirte, Chemiker, sogar
Verwaltungsbeamte veröffentlichten Berichte von ihren Beobachtungen und
Experimenten. Ab den 1830er Jahren begannen dann auch
Laborwissenschaftler an Akademien und Universitäten, sich mit dem
Phänomen der blauen Milch zu befassen. Aber alle Bemühungen blieben
wenig aufschlussreich.

Der Vortrag untersucht, wie und mit welchen Methoden diese
Experimentatoren vorgingen, um die Ursachen der blauen Flecken
herauszufinden und so etwas gegen das Problem tun zu können.
Interessanterweise blieben die Experimentiermethoden vom späten 18. bis
zum späten 19. Jahrhundert weitgehend stabil, obwohl sich die
Auffassungen darüber, wer als Experte in Sachen blauer Milch in Frage
kam und welche Ursachen überhaupt erörterungswürdig waren, grundlegend
änderten.

Zitation
Blaue Milch und Blutregen: Experimentierpraxis in den
Lebenswissenschaften um 1800. In: H-Soz-Kult, 16.03.2021,
<www.hsozkult.de/event/id/event-96465>
<http://www.hsozkult.de/event/id/event-96465&gt;\.